Robra: Magdeburg ist ein wichtiger Erinnerungsort des europäischen Protestantismus

Veröffentlicht in: Magdeburg | 0

Staatsminister und Minister für Kultur Rainer Robra hat gestern den 500. Jahrestag und die historische Bedeutung der Predigt Martin Luthers am 26. Juni 1524 in der Magdeburger Johanniskirche gewürdigt. „Durch diesen unmittelbaren Einfluss Luthers konnte sich die Reformation in Magdeburg als erster Großstadt des Reiches durchsetzen. Die mittelalterliche Metropole wurde so zu einem frühen Zentrum und zu einer Hochburg der protestantischen Lehre.“

Der 26. Juni 1524 markiere nicht nur einen Wendepunkt in der Geschichte der Stadt, sondern sei auch ein Meilenstein in einer Entwicklung, die schließlich das Antlitz Europas maßgeblich veränderte, so Robra. Bei der Durchsetzung der Ideen der Reformation spielten die Großstädte eine entscheidende Rolle. Daher sei es wichtig, die Stadt Magdeburg als einen Erinnerungsort des europäischen Protestantismus zu würdigen und stärker in das historische Bewusstsein zu rücken.

Der Minister begrüßte in diesem Zusammenhang, dass das Kulturhistorische Museum der Landeshauptstadt mit der kürzlich eröffneten Neugestaltung seiner Abteilung „Glaube und Krise. Magdeburg und die Reformation“ diese wichtige geschichtliche Phase noch prägnanter und anschaulicher vermittelt. In den neuen Räumen sind zahlreiche Objekte und Stationen zu sehen, die den Wandel im städtischen und religiösen Leben eindrucksvoll dokumentieren.

Er würdigte auch anerkennend, dass die Stadtbibliothek Magdeburg aus diesem Anlass bis zum Reformationstag die umfangreiche Ausstellung „Unseres Herrgotts Kanzlei. Bücherschätze aus der frühen Phase der Reformation in Magdeburg“ auf allen Etagen der Bibliothek zeigt.

„Das Gedenken an Luthers Predigt in Magdeburg ist jedoch mehr als ein historischer Rückblick. Es erinnert uns an den Mut und die Überzeugungskraft einer Bewegung, die nach Erneuerung und Gerechtigkeit strebte. Die Prinzipien der Reformation bleiben auch in der modernen Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts relevant“, so der Minister abschließend.

Historischer Hintergrund:

Bereits seit 1521 hatte es in Magdeburg gegen den Widerstand des Stadtrates und der Altgläubigen evangelische Predigten in den Pfarrkirchen gegeben. Der seit Jahrhunderten schwelende Konflikt zwischen der nach Autonomie strebenden Stadt und den erzbischöflichen Stadtherren wurde durch die Ausbreitung der Reformation weiter verschärft. In einer von Unruhen und Auseinandersetzungen geprägten Stadt rief Bürgermeister Nikolaus Sturm im Sommer 1524 Martin Luther nach Magdeburg. Luthers Predigt am 26. Juni 1524 in der St. Johannis-kirche war dann der Ausganspunkt für die Einführung der Reformation in Magdeburg.

Im Ergebnis erfolgten die Auflösung des Augustinerklosters und seine Übergabe an die Stadt. In den Kirchen wurden evangelische Pfarrer eingesetzt und die katholische Messe abgeschafft. Einer der engsten Mitstreiter Luthers, Nikolaus von Amsdorff, übernahm schließlich im September 1524 das Pfarramt der St.-Ulrichs-Kirche. Später erhielt Magdeburg den Beinamen „Unseres Herrgotts Kanzlei“, ein Ausdruck für die Bedeutung der Stadt in der Verbreitung der reformatorischen Lehre. Die Reformation in Magdeburg war keine ausschließlich religiöse Bewegung, in ihrem Verlauf wurden auch soziale und politische Forderungen artikuliert, um mehr Freiheiten gegenüber der erzbischöflichen Macht durchzusetzen. 

Internet:

Tagung „Großstadt und Reformation – Metropolen als Innovationsräume“ in Magdeburg

Veranstaltungen und Ausstellungen zu „500 Reformation im Magdeburg“

Text/Foto: Staatskanzlei und Ministerium für Kultur