15 Prozent mehr Arbeitsausfall durch Angststörungen als vor der Pandemie

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Berlin: 2021 verursachten Angststörungen 15 Prozent mehr Arbeitsausfall als vor der Pandemie

  • Psychreport der DAK-Gesundheit untersucht Daten von fast 110.000 BeschĂ€ftigten in Berlin
  • Pro Kopf haben Berliner im Durchschnitt drei Fehltage im Job wegen einer psychischen Erkrankung
  • Falldauer mit durchschnittlich 38 Tagen so lang wie noch nie

Der Arbeitsausfall wegen psychischer Erkrankungen ist in Berlin weiterhin hoch. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hatten 2021 in der Hauptstadt statistisch drei Fehltage pro Kopf und somit mehr als ErwerbstĂ€tige im Bundesdurchschnitt (rund 2,8 Fehltage). Ein psychischer Krankschreibungsfall dauerte im Schnitt 38 Tage – so lange wie noch nie. Das zeigt der aktuelle Psychreport der DAK-Gesundheit mit einer Datenauswertung des IGES Instituts fĂŒr fast 110.000 DAK-versicherte BeschĂ€ftigte in Berlin. Der wichtigste Krankschreibungsgrund waren 2021 Depressionen, den stĂ€rksten Zuwachs im Vergleich zu 2019 mit plus 15 Prozent gab es bei Fehltagen wegen Ängsten.

„Unser Report zeigt, dass viele Menschen mit psychischen Erkrankungen extrem unter den anhaltenden Belastungen der Pandemie leiden“, sagt Volker Röttsches, Leiter der Landesvertretung der DAK-Gesundheit in Berlin. „Die Betroffenen finden aktuell auch schwerer wieder in ihren Berufsalltag zurĂŒck.“ Das habe viel mit den besonderen Arbeitsbedingungen unter Corona zu tun, aber auch mit Stigmatisierung. Die Menschen wĂŒrden in der Familie und der Arztpraxis mittlerweile offener ĂŒber Depressionen oder Ängste sprechen. „Aber in vielen Firmen sind psychische Probleme weiter ein Tabu“, betont Röttsches. „Arbeitgeber mĂŒssen Stress und mögliche Belastungen mehr in den Fokus rĂŒcken und innerbetriebliche AblĂ€ufe schaffen, die die psychische Gesundheit stĂŒtzen.“

Deutlichster Anstieg bei erwerbstÀtigen Frauen ab 55 Jahren

Frauen haben seit Jahren mehr Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen als MĂ€nner. 2021 waren es in Berlin statistisch 4,2 Fehltage pro Kopf und somit doppelt so viele wie bei mĂ€nnlichen ErwerbstĂ€tigen (2,1 Tage). WĂ€hrend der Pandemie zeigten sich bei Frauen ab 55 Jahren die mit Abstand deutlichsten Steigerungsraten unter allen BeschĂ€ftigten: Bei den 55- bis 59-JĂ€hrigen erhöhte sich im Vergleich zu 2019 die Anzahl der Fehltage um 21 Prozent, bei den ÜbersechzigjĂ€hrigen sogar um 34 Prozent. Frauen sind von psychischen Erkrankungen auch anders betroffen als MĂ€nner: Sie leiden stĂ€rker unter Ängsten, wĂ€hrend MĂ€nner hĂ€ufiger wegen Störungen in Folge von Alkoholmissbrauch oder anderem Drogenkonsum krankgeschrieben sind.

Steigende Fehlzeiten durch Ängste

Die mit Abstand meisten psychischen Fehltage verursachen in Berlin Depressionen (37 Prozent). An zweiter Stelle folgen mit 27 Prozent die sogenannten Anpassungsstörungen. Deutlich zugenommen haben wĂ€hrend der Pandemie die Fehlzeiten wegen Angststörungen. Sie verursachten 2021 in Berlin 28 Ausfalltage je 100 Versicherte – 15 Prozent mehr als vor der Pandemie im Jahr 2019. Angst ist eigentlich eine natĂŒrliche körperliche Reaktion auf bedrohliche, ungewisse oder unkontrollierbare Situationen. Doch dieser biologische Mechanismus kann aus den Fugen geraten und irgendwann zur Krankheit werden.

BeschÀftigte im Gesundheitswesen haben die meisten Fehltage

Der Psychreport Berlin weist deutliche Unterschiede in den Branchen nach: WĂ€hrend im Gesundheitswesen 2021 pro Kopf und Jahr durchschnittlich 4,1 Fehltage mit einer psychischen Diagnose anfielen, waren es im Baugewerbe lediglich 1,7 Tage. Der Handel lag mit 2,9 Tagen knapp unter dem Durchschnitt aller Branchen „Jeder Mensch kann psychisch so aus dem Gleichgewicht geraten, dass er seine Arbeit nicht mehr bewĂ€ltigen kann“, betont Volker Röttsches. „Wir werben fĂŒr einen offeneren Umgang mit psychischen Belastungen, gerade in stark betroffenen Branchen. Die Veröffentlichung unseres Psychreports ist ein wichtiger Schritt dabei“, so Röttsches. Ebenfalls bedeutsam seien die VersorgungsvertrĂ€ge, die die Kasse im Bereich psychischer Erkrankungen fĂŒr ihre Versicherten abgeschlossen habe.

DAK-Gesundheit bietet individuelle Hilfe an

Die DAK-Gesundheit bietet mit dem Programm „veovita plus“ ihren Versicherten schnelle und flexible Hilfe bei Angst, Depression und Burnout. Nach einer professionellen psychiatrischen und hausĂ€rztlichen Diagnose erhalten Betroffene eine individuelle Versorgung und bekommen zusĂ€tzlich hochwirksame digitale Gesundheitsanwendungen, die die Behandlung unterstĂŒtzen. „Ziele sind eine nachhaltige Versorgung und die gesundheitliche Stabilisierung der Versicherten“, so Röttsches. Um das sicherzustellen, sei eine Teilnahmedauer von bis zu zwei Jahren im Programm möglich. Weitere Informationen im Netz: www.dak.de/veovita

Foto: Psychreport der DAK-Gesundheit untersucht Daten von fast 110.000 BeschÀftigten in Berlin,

(c) SimonSkafar/Getty Images