Berlin/Baden-Baden, 19.01.2023 – Die Menschen in Deutschland haben auch im vergangenen Jahr viel Musik ĂŒber Streamingdienste gehört. Wie eine Sonderauswertung von GfK Entertainment in Kooperation mit dem Bundesverband Musikindustrie (BVMI) zeigt, wurden 2022 rund 178 Milliarden Audiostreams gemessen. Dies waren acht Prozent mehr als 2021 (165 Milliarden), ĂŒber ein Viertel mehr als 2020 (139 Milliarden) und fast zwei Drittel mehr als 2019, als noch 107 Milliarden Abrufe erzielt wurden. Insgesamt summiert sich die Zahl der Audiostreams seit dem Start der Erfassung im Jahr 2013 auf mittlerweile ĂŒber 800 Milliarden.
Der Auswertung zufolge wird vor allem aktuelle Musik gestreamt: Mit einem Anteil von 47 Prozent machten Produktionen, die seit 2020 veröffentlicht wurden, im zurĂŒckliegenden Jahr fast die HĂ€lfte der gestreamten Menge aus. Etwas mehr als ein Drittel (35 Prozent) stammte von Tracks aus den 2010er-Jahren, gefolgt von den 2000ern (8 Prozent), 1990ern (4 Prozent), 1980ern und Veröffentlichungen vor 1980 (jeweils 3 Prozent).
Als beliebtestes Streaming-Genre kann sich das Pop-Segment (u. a. Pop International, Pop deutschsprachig, K-Pop etc.) behaupten, das 2022 zusammengerechnet einen Anteil von 28 Prozent hatte. Dieser lag damit sogar noch etwas höher als bei den Formaten CD (24 Prozent) und Vinyl (27 Prozent). Zweiterfolgreichstes Streaming-Repertoire ist HipHop/Rap, das mit 23 Prozent fast ein Viertel aller Abrufe generierte. Auf den weiteren PlĂ€tzen landen Rock (14 Prozent) und Dance (13 Prozent). Family kommt ebenfalls auf 13 Prozent â und verzeichnete mit einem Plus von fĂŒnf Prozentpunkten das gröĂte Wachstum binnen fĂŒnf Jahren.
Im physischen Markt liegt dagegen der Rock-Bereich (u. a. Rock International, Rock deutschsprachig, Metal) vor Pop mit einem Anteil von 30 Prozent (CD) bzw. starken 52 Prozent (Vinyl). Schlager-Produktionen konnten bei den CDs seit 2017 von 9 auf 12 Prozent zulegen, wÀhrend sie auf Schallplatte eine eher untergeordnete Rolle spielen. Auch Veröffentlichungen der Genres Family (Anteil: 16 Prozent) und Klassik (Anteil: 6 Prozent) sind auf CD deutlich gefragter. Jazz- und HipHop-Fans greifen wiederum eher zur Vinyl.
Dr. Florian DrĂŒcke, Vorstandsvorsitzender des BVMI: âDas gemessene Nutzungsverhalten und die dadurch reflektierten Fan-Vorlieben zeigen, dass aktuelle Musik im Streaming-Bereich klar im Vordergrund steht. BefĂŒrchtungen, neue Musik habe es hier schwerer durch die VerfĂŒgbarkeit jeglicher jemals veröffentlichter Musik, bestĂ€tigen sich also nicht. Stattdessen wird deutlich, wie groĂ die Vielfalt der von Menschen gehörten Genres sowohl im Streaming-Bereich als auch auf physischen TontrĂ€gern ist. Dies spiegelt sich allerdings nicht im Musikangebot der Radiosender wider, wie die Offiziellen Deutschen Airplay-Charts zeigen, in deren Top 100 des Jahres 2022 sich bedauerlicherweise z. B. nicht ein einziger deutschsprachiger Titel findet.â
Dr. Mathias Giloth, GeschĂ€ftsfĂŒhrer GfK Entertainment: âDie Begeisterung fĂŒr das Musik-Streaming ist nach wie vor ungebrochen und zeigt, dass sich diese Art von Musiknutzung bei den Konsumenten etabliert hat. Sehr beliebt waren im vergangenen Jahr u. a. Rapper wie Luciano und T-Low, Popstars wie Ed Sheeran und Taylor Swift sowie Rockbands wie AC/DC und Rammstein. Im Dezember liefen die Playlisten dank unzĂ€hliger Weihnachtstitel besonders heiĂ. Diese sorgten dafĂŒr, dass Heiligabend der Tag mit den meisten Streams aller Zeiten wurde.â
Grundlage der Sonderauswertung sind kostenpflichtige und werbebasierte Audiostreams ab einer Dauer von 31 Sekunden.
Foto: Musik-Streaming-Entwicklung seit 2013 in Deutschland (c) GfK Entertainment