Wernigerode. Nach Halle und Dessau erhalten Schwangere nun auch im Harz die Möglichkeit, ihr Kind in einem hebammengeleiteten Kreißsaal zur Welt zu bringen.
Das Harzklinikum Dorothea Christiane Erxleben wird das neue Angebot am Standort in Wernigerode einrichten. Sachsen-Anhalt fördert das Vorhaben mit 395.000 Euro. Sozialministerin Petra Grimm-Benne sagte bei der Bescheidübergabe im Klinikum: „Wir wissen, dass damit auch in der Harzregion ein Angebot geschaffen wird, für das es unter den Schwangeren ein großes Interesse gibt.“ Das zeigen die bislang durchweg positiven Erfahrungen aus dem Modellprojekt am Hallenser Uni-Klinikum. „Damit wollen wir die natürliche Geburt stärken, die Arbeitsverhältnisse von Hebammen weiter verbessern und die im Land steigende Zahl von Kaiserschnittgeburten verringern“, so Petra Grimm-Benne weiter. Gesunde Schwangere mit niedrigem Geburtsrisiko werden in Wernigerode von einer Hebamme eigenverantwortlich vor, während und nach der Geburt betreut. Ärztinnen und Ärzte der Frauenklinik beziehungsweise der Kinderklinik unterstützen bei möglichen Komplikationen.
Silvana Buch beschreibt als Leitende Hebamme das Ziel dieses Projektes: „Frauen können die Geburt selbstbestimmt und möglichst interventionsarm unter alleiniger Hebammenbegleitung erleben. Uns Hebammen ebnet das Konzept den Weg zurück zu unserer ganz originären Tätigkeit: Paare kontinuierlich, individuell und verantwortungsbewusst betreuen.“
„Unsere Frauenklinik und Kinderklinik verfügen über die Region hinaus über einen sehr guten Ruf, und wir finden, das völlig zu Recht“, schätzt Dr. Matthias Voth als Ärztlicher Direktor des Harzklinikums ein. Er verweist darauf, dass die medizinische Qualität von Geburtshilfe und Neonatologie als Intensivstation für Früh- und Neugeborene erst jüngst mit der Zertifizierung als „Level 2“ bestätigt wurde. Das Vorhaben, den hebammengeleiteten Kreißsaal aufzubauen, stärke auch das interdisziplinäre Miteinander. Dr. Matthias Voth: „Das Zusammenwirken von Hebammen und Medizinern erfährt auf diese Weise eine neue Qualität – und das wichtigste dabei: Davon profitieren unmittelbar unsere Patientinnen.“
Mit seinen Kreißsälen, die sowohl von Hebammen als auch von Ärztinnen und Ärzten geleitet werden können, verfügt das kommunale Harzklinikum über zwei geburtsmedizinische Angebote; jährlich werden dort circa 1000 Mädchen und Jungen geboren.
Bildunterschrift:
Übergabe des Zuwendungsbescheides (von links) im Harzklinikum: Dr. Matthias Voth (Ärztlicher Direktor), Ministerin Petra Grimm-Benne, Silvana Buch (leitende Hebamme) und Susan Arnhold-Wind (Landkreis Harz).
Fotorechte: Matthias Bein