- MittelstÀndisches GeschÀftsklima sinkt im Juni in allen Branchen
- GeschÀftserwartungen deutlich schwÀcher, aber auch Lageurteile geben nach
- Absatzpreiserwartungen inzwischen wieder vollstÀndig normalisiert
Das GeschĂ€ftsklima der kleinen und mittleren Unternehmen stĂŒrzt im Juni regelrecht ab. GegenĂŒber dem Vormonat sinkt es um 5,4 ZĂ€hler, also fast so stark wie unmittelbar nach dem Gaslieferstopp im vergangenen September. Mit einem Niveau von -11,8 Saldenpunkten liegt der zentrale Stimmungsindikator des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers somit wieder deutlich unter der Nulllinie, die den historischen Durchschnitt markiert. UrsĂ€chlich ist vor allem ein Stimmungsabfall bei den GeschĂ€ftserwartungen, die um 7,3 ZĂ€hler auf ein weit unterdurchschnittliches Niveau von -21,7 Saldenpunkten sinken. Doch auch die GeschĂ€ftslageurteile geben im Juni spĂŒrbar nach (-3,2 ZĂ€hler) und sinken auf ein mit -1,1 Saldenpunkten knapp unterdurchschnittliches Niveau. Das GeschĂ€ftsklima der kleinen und mittleren Unternehmen ist branchenĂŒbergreifend rĂŒcklĂ€ufig. Besonders groĂ fĂ€llt das Minus im Juni beim Einzelhandel und im Verarbeitenden Gewerbe aus.
Noch rasanter als im Mittelstand rauscht die Stimmung der GroĂunternehmen in den Keller: Ihr GeschĂ€ftsklima sinkt im Juni um 9,4 ZĂ€hler auf nur noch -26,0 Saldenpunkte. Die GeschĂ€ftserwartungen gehen hier ebenfalls besonders stark zurĂŒck (-13,3 ZĂ€hler) und sind jetzt mit -35,4 Saldenpunkten wieder fast so pessimistisch wie auf dem Höhepunkt der Energiekrise im SpĂ€tsommer 2022. AuĂerdem ist die GeschĂ€ftslagebeurteilung der GroĂunternehmen mit -15,3 Saldenpunkten weiterhin deutlich schlechter als im Mittelstand.
Gute Nachrichten bietet das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer im Juni lediglich mit Blick auf die kĂŒnftige Inflationsentwicklung, denn der seit nunmehr neun Monaten anhaltende RĂŒckgang der Absatzpreiserwartungen setzt sich ungebremst fort. Mit +0,9 und -3,1 Saldenpunkten liegen die Absatzpreiserwartungen bei MittelstĂ€ndlern und GroĂunternehmen inzwischen sehr nahe am bzw. sogar knapp unter dem historischen Durchschnittswert, der mit einer Inflation von durchschnittlich rund 2% seit Beginn der KfW-ifo-Zeitreihe im Jahr 2005 einhergegangen ist. Die BeschĂ€ftigungserwartungen der Unternehmen beider GröĂenklassen haben sich inzwischen ebenfalls wieder praktisch vollstĂ€ndig normalisiert, was fĂŒr einen perspektivisch wieder abnehmenden Lohndruck auf die Inflation spricht.
„Die Entwicklung des KfW-ifo-GeschĂ€ftsklimas im Juni fĂŒgt sich ein in die Reihe der enttĂ€uschenden Konjunkturdaten“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib (Foto), Chefvolkswirtin der KfW. „Der kurzzeitige Konjunkturoptimismus vom FrĂŒhjahr ist verflogen, stattdessen befindet sich die deutsche Wirtschaft gerade in einer Art Schwebezustand.“ Der Stimmungsabfall in den Unternehmen stelle ein AbwĂ€rtsrisiko fĂŒr die aktuellen Wachstumsprognose auch von KfW Research dar, das wie auch andere Institute wegen des schlechten Jahresstarts ein leicht negatives Wachstum im Gesamtjahr 2023 erwarte, spĂ€testens ab der zweiten HĂ€lfte des laufenden Jahres jedoch von einer zumindest leichten Konjunkturerholung ausgehe. „Mit deutlichen Nominallohnsteigerungen bei einer gleichzeitig nachlassenden Inflation sind die Voraussetzungen fĂŒr eine moderate Konsumerholung in den nĂ€chsten Quartalen aber noch immer gegeben. AuĂerdem verstĂ€rken sich als positive Kehrseite der schwĂ€cheren Konjunkturaussichten die Anzeichen fĂŒr einen anhaltenden InflationsrĂŒckgang“, so Köhler-Geib.
Text/Foto: KfW