Tapetenflundern ernähren sich nachts von menschlichem Blut
(ams). Sie sind nur wenige Millimeter groß und ernähren sich am liebsten von menschlichem Blut: Bettwanzen, wegen ihres flachen Körpers auch Tapetenflundern genannt, galten vor rund 20 Jahren hierzulande noch als nahezu ausgerottet. Mittlerweile breiten sich die kleinen Blutsauger jedoch wieder aus. Sie werden als unerwünschtes Souvenir von Reisen mitgebracht oder verstecken sich in gebrauchten Möbeln, Textilien oder Büchern. Durch die Blutmahlzeit ändert sich auch ihre Farbe: Sind Bettwanzen nüchtern gelblich-transparent, sehen sie vollgesogen rostrot bis dunkelbraun aus. Mit mangelnder Hygiene hat ihr Auftreten übrigens nichts zu tun: Bettwanzen halten sich auch in einer sauberen und gepflegten Umgebung auf. Wenn die Parasiten erst einmal in großer Zahl da sind, hilft meist nur eine professionelle Schädlingsbekämpfung. Damit es möglichst gar nicht erst so weit kommt, können einige Vorsichtsmaßnahmen helfen.
Nach heutigem Kenntnisstand übertragen Bettwanzen keine Krankheiten. „Die oft stark juckenden Stiche können aber Hautausschläge auslösen, außerdem kann es zu Sekundärinfektionen kommen, wenn man sich kratzt“, sagt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband. Wenn juckende Stellen nämlich aufgekratzt werden, können Bakterien eindringen und Entzündungen auslösen.
Mehrere juckende Flecken in einer Reihe
Auf der Haut hinterlassen Bettwanzen meist schon am nächsten Morgen kleine rote, leicht geschwollene juckende Flecken. Einige Menschen bekommen zusätzlich zu den Flecken noch Bläschen oder Knoten. Typisch sind mehrere Flecken in einer Reihe oder um eine Stelle herum. Die Bettwanze sticht mit ihren Mundwerkzeugen nämlich, wenn sie kein Blutgefäß erwischt, daneben erneut zu. Betroffen sind oft Körperstellen, die nachts nicht bedeckt sind, zum Beispiel Arme, Schultern, Hals oder Gesicht.
Die Hautreaktion klingt meist innerhalb einer Woche ohne Behandlung ab. Der Juckreiz lässt sich dadurch lindern, indem die Haut trocken und sauber bleibt und nicht aufgekratzt wird. Auch Salben, Cremes oder Lotionen, die es rezeptfrei beispielsweise in Apotheken gibt, können helfen. Wer unsicher ist, ob die Flecken oder Bläschen auf Bettwanzen zurückzuführen sind, sollte sich gegebenenfalls ärztlichen Rat einholen. Denn auch andere Parasiten, wie zum Beispiel Flöhe oder Milben, können für den Laien zum Verwechseln ähnliche Hautreaktionen hervorrufen.
Tagsüber versteckt sich die Tapetenflunder
Aber wie lassen sich Bettwanzen erkennen? Die Krabbeltierchen verstecken sich tagsüber in Lattenrosten, hinter Fußleisten, in der Tapete oder hinter Bildern – und zwar am liebsten in der Nähe eines Bettes. Nachts gehen sie dann auf Wanderschaft, um eine Blutmahlzeit einzunehmen. „Mögliche Hinweise sind Häutungshüllen unterm Bett oder Bettwanzenkot – kleine braune oder schwarze Punkte – auf dem Bettzeug, dem Bettgestell oder an der Wand“, so Medizinerin Debrodt. Zur Abwehr von Feinden sondern Bettwanzen außerdem ein bitter-süßliches Sekret ab, das von manchen Menschen als unangenehm empfunden wird.
Bekämpfung in Eigenregie reicht meist nicht aus
Bettwanzen zu bekämpfen, ist eine echte Herausforderung, denn die Tierchen vermehren sich schnell: Ein Weibchen legt im Laufe ihres Lebens bis zu 300 Eier ab, nach rund sechs Wochen entstehen daraus erwachsene Tiere. Bettwanzen sind außerdem zäh: Sie können bis zu einem Jahr ohne Nahrung überstehen. Was sie nicht mögen[a4] , sind anhaltende Temperaturen über 55 Grad Celsius oder unter minus 18 Grad Celsius. „Bei der Bekämpfung helfen daher hohe Temperaturen oder Einfrieren – zum Beispiel bei Textilien eine Wäsche bei mindestens 60 Grad Celsius. Empfindliche Wäsche und kleinere befallene Gegenstände können Sie in Plastiktüten stecken und ins Tiefkühlfach legen – hier dauert es aber einige Tage, bis Wanzen und Eier wirklich abgetötet sind“, so Debrodt. Auch Insektizide werden häufig eingesetzt – an viele Mittel haben sich die Tiere aber bereits gewöhnt und Resistenzen gebildet. Hinzu kommt, dass die Chemikalien oft auch eine schädigende Wirkung auf die Umwelt haben können. Mit einer Bekämpfung in Eigenregie ist es daher in der Regel nicht getan. Deshalb empfiehlt es sich meistens, einen professionellen Schädlingsbekämpfer hinzuzuziehen.
So lässt sich dem Befall vorbeugen
Um sich Bettwanzen erst gar nicht einzufangen, sollte man bei Reisen das Bett, die Matratze und die Umgebung des Bettes auf verräterische Spuren untersuchen. Koffer am besten möglichst weit entfernt vom Bett deponieren und verschlossen lassen.Wer befürchtet, sich im Urlaub Bettwanzen eingefangen zu haben, packt den Koffer nach der Heimkehr am besten in der Badewanne aus. So kann man die Tiere schneller entdecken. Auch gebrauchte Möbel aus dem Secondhandladen oder vom Sperrmüll sollten erstmal genau inspiziert und bei Verdacht auf einen Befall entsprechend behandelt werden.
Text/Foto: AOK