Der PrĂ€sident des ifo Instituts Clemens Fuest (Foto) sieht Nachbesserungsbedarf bei den PlĂ€nen der EuropĂ€ischen Kommission zu den Schuldenregeln in der EU. âEine Reform sollte den Schwerpunkt auf die Haushaltsdisziplin und der Eigenverantwortung der Mitgliedstaaten legen. Beim aktuellen Vorschlag der Kommission ist dies nur teilweise der Fallâ, sagt Fuest. Mehr Schulden zu erlauben, wenn Staaten politische PrioritĂ€ten der EU in ihren Haushalten stĂ€rker gewichten, könnte mit dem Ziel nachhaltiger Haushaltspolitik in Konflikt geraten, erklĂ€rte er in einem Aufsatz im neuen EconPol Forum.
Positiv sieht Fuest den Vorschlag, automatisch ein Verfahren gegen LĂ€nder einzuleiten, die die Schuldenregeln nicht einhalten. Kritisch sieht er hingegen die geplante Lockerung der Schulden- und Defizitregeln (Maastricht-Kriterien) fĂŒr jene LĂ€nder, deren Ausgaben mit den politischen PrioritĂ€ten der EU ĂŒbereinstimmen.
âWenn die europĂ€ische Politik Investitionsanreize verstĂ€rken will, könnte man schuldenfinanzierte Ausgaben an Nettoinvestitionen knĂŒpfen. Alle anderen Staatsausgaben, wie beispielsweise Sozialtransfers, mĂŒssten durch entsprechende Einnahmen im Staatshaushalt gedeckelt sein. Ausnahmen sollten weiterhin nur in Zeiten von Wirtschaftskrisen möglich seinâ, sagt Florian Dorn, Direktor von EconPol Europe. Dabei sei es wichtig, angemessen zu definieren, was als Investition zĂ€hle. Aktuell lasse der Reformvorschlag der EuropĂ€ischen Kommission zu viel Spielraum, die Regeln zu umgehen.
Die Maastricht-Kriterien der EU erlauben den MitgliedslÀndern eine Neuverschuldung von maximal 3 Prozent und eine Gesamtverschuldung von maximal 60 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Am 26. April 2023 stellte die EuropÀische Kommission einen Vorschlag zur Reform der EU-Fiskalregeln vor.
Text/Foto: ifo Institut