Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) kritisiert, dass es Gesundheitsminister Lauterbach versĂ€umt hat, VorschlĂ€ge aus dem Gesundheitsbereich zum BĂŒrokratieentlastungsgesetz beizutragen. Dazu erklĂ€rt der Vorstandsvorsitzende der DKG, Dr. Gerald GaĂ (Foto):
âĂbermĂ€Ăige BĂŒrokratie lĂ€hmt mittlerweile das gesamte Land. Sollen wir nicht im totalen Stillstand enden, sind dringende Reformen nötig. Das betrifft seit langem auch das Gesundheitswesen. Nicht mehr nachvollziehbare BĂŒrokratie im Verbund mit immer neuen Regulierungen machen den BeschĂ€ftigten der KrankenhĂ€user tĂ€glich zu schaffen, kosten wertvolle Arbeitsstunden und schaden damit der Versorgung von Patientinnen und Patienten.
Umso enttĂ€uschender ist es, dass es Bundesgesundheitsminister Lauterbach versĂ€umt hat, mit der Regierungsklausur auf Schloss Meseberg, so wie seine Ministerkolleginnen und -kollegen, VorschlĂ€ge zur EntbĂŒrokratisierung des Gesundheitswesens vorzulegen. Er hat dabei nicht nur keine eigenen Ideen eingebracht â vielmehr hat er auch komplett die ihm bekannten ReformvorschlĂ€ge der VerbĂ€nde aus dem Gesundheitswesen ignoriert. Und ein Verweis auf die Datengesetze und die anstehende Krankenhausreform sind keine ausreichende Kompensation fĂŒr dieses Schweigen. Er hĂ€tte zum Beispiel sehr einfach die tĂ€glichen DEMIS-Bettenmeldungen abschaffen können, um leicht ein erstes Zeichen der EntbĂŒrokratisierung zu setzen. Doch leider Fehlanzeige.
Das ist eine herbe EnttĂ€uschung und ein Armutszeugnis. Offenbar ist dem Minister nicht bewusst, wie stark die BĂŒrokratie mittlerweile den Arbeitsalltag der BeschĂ€ftigten in den Kliniken bestimmt. Drei bis vier Stunden ihres Arbeitstages verbringen medizinische und pflegerische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tĂ€glich mit Dokumentation, das belegen Studien zum Beispiel des Marburger Bundes. Dabei handelt es sich zu einem groĂen Teil um BĂŒrokratie, die weder einen medizinischen noch pflegerischen Sinn hat, sondern lediglich das Ergebnis jahrzehntelangen Anwachsens von immer mehr Dokumentationspflichten ist. In dieser Zeit fehlen die PflegekrĂ€fte bei ihrer eigentlichen Arbeit mit den Patientinnen und Patienten am Bett. Gerade in Zeiten des anhaltenden FachkrĂ€ftemangels können wir uns diese Verschwendung von Arbeitskraft und DemotivationsbĂŒrokratie nicht mehr leisten.
Die DKG und andere VerbĂ€nde haben den Minister immer wieder auf die immensen Belastungen hingewiesen. Gehört wurden sie â wieder einmal â nicht. Es zeigt sich ein weiteres Mal ein Muster in der Arbeit des Gesundheitsministers, das immer wieder Folgen hat: Er ignoriert die Hinweise der Fachwelt, diffamiert deren VerbĂ€nde sogar als âLobbyvereine“ und lĂ€sst so die tatsĂ€chlichen BedĂŒrfnisse der Kliniken und ihrer BeschĂ€ftigten unbeachtet. Noch ist es nicht zu spĂ€t: Minister Lauterbach muss den anderen Kabinettsmitgliedern gleichtun und endlich VorschlĂ€ge aus dem Gesundheitsbereich fĂŒr das BĂŒrokratieentlastungsgesetz vorlegen. Die Menschen in den KrankenhĂ€usern erwarten dies dringend.“
Text/Foto: DKG