Magdeburg. MinisterprĂ€sident Dr. Reiner Haseloff hat in einem Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz seiner Sorge um den Wirtschaftsstandort Deutschland Ausdruck verliehen. Ein Problem sieht Haseloff vor allem in der gravierenden Zunahme des Importes gasbasierter Produkte wie Harnstoff und Ammoniak nach Deutschland. So seien allein die Harnstoffimporte nach Deutschland im ersten Halbjahr 2023 um 670 Prozent gegenĂŒber dem Vorjahr gestiegen. Der Marktanteil der Importware betrage inzwischen 80 Prozent.
Problematisch sei vor allem, dass ein GroĂteil davon aus Russland stamme. âHatte Deutschland bereits einen kritischen Grad an AbhĂ€ngigkeit bei DĂŒngemitteln aus dem Ausland, so steigt diese AbhĂ€ngigkeit nun weiter, und zwar von jenem Land, aus dessen AbhĂ€ngigkeit Ihre Regierung Deutschland gerade herausfĂŒhren wollte“, so der MinisterprĂ€sident im Brief an den Kanzler.
Die ungebremsten Importe fĂŒhrten aktuell zu starken Marktverwerfungen in der EU und in Deutschland. Die gesamte DĂŒngemittelbranche in Deutschland produziere unter hohen Verlusten und könne damit kein Geld fĂŒr grĂŒne Investitionen generieren. Es entstĂŒnden zunehmend Wettbewerbsnachteile bei der Produktion in der EU, warnt Haseloff.
Es sei höchste Zeit gegenzusteuern. Mehrbelastungen aus nationalen Umlagen zurĂŒckzunehmen, den Spitzenlastenausgleich nicht zu streichen sowie wirksame und flexible Hilfsinstrumente fĂŒr die energieintensive Industrie, z.B. in Form eines Transformationsgaspreises, zur VerfĂŒgung zu stellen, sieht der MinisterprĂ€sident als wirksame Instrumente auf nationaler Ebene an.
Auf europĂ€ischer Ebene bittet Haseloff Scholz sich fĂŒr eine ausgewogene Sanktionspolitik und einen fairen Wettbewerbsrahmen einzusetzen: âSanktionserleichterungen gegenĂŒber dem Aggressor Russland, die ursprĂŒnglich das russisch-ukrainische Getreideabkommen ermöglichen sollten, mĂŒssen in diesem Zusammenhang zurĂŒckgenommen werden. Sie schaden der deutschen DĂŒngemittelindustrie, wĂ€hrend zugleich auch die deutschen Landwirte unter einer Getreideschwemme schwer zu leiden haben, da Russland weiterhin ukrainische Getreidelieferungen auf den Weltmarkt und insbesondere in den globalen SĂŒden unterbindet.“
Quelle: Staatskanzlei Sachsen-Anhalt
Foto: Dr. Reiner Haseloff © Steffen Boettcher