Zur ersten Lesung des Krankenhaustransparenzgesetzes in der heutigen Bundestagssitzung erklÀrt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) Dr. Gerald Gaà (Foto):
âDie heutige Debatte zeigt sehr deutlich, wie chaotisch das Verfahren zur Krankenhausreform in Deutschland lĂ€uft. Die groĂe Reform, die den KrankenhĂ€usern und den Menschen als Revolution und als Rettung der Versorgung verkauft wird, liegt noch nicht einmal in einem Referentenentwurf vor. Gleichzeitig legt der Gesundheitsminister ein Transparenzgesetz vor, das nicht wie versprochen fĂŒr die Patientinnen und Patienten mehr Transparenz schafft, sondern vor allem den LĂ€ndern die Planungshoheit entzieht, also eine Krankenhausreform durch die HintertĂŒr durchsetzen will. Parallel dazu sehen sich Opposition und BundeslĂ€nder gezwungen, AntrĂ€ge zur wirtschaftlichen Sicherung der Kliniken zu stellen, um den anhaltenden kalten Strukturwandel und das Kliniksterben zu stoppen. Ein Kliniksterben, dem der Minister weitgehend tatenlos zuschaut.
Das sogenannte Transparenzgesetz des Bundesministers ist eine Mogelpackung fĂŒr die Patienten und ein trojanisches Pferd fĂŒr die LĂ€nder. Es verkauft alten Wein in neuen SchlĂ€uchen, denn die Daten, die er ĂŒber das Transparenzgesetz veröffentlichen will, werden schon lĂ€ngst im Internet prĂ€sentiert. Seit Jahren existiert das Deutsche Krankenhausverzeichnis mit mehr als 500.000 Zugriffen im Monat. FĂŒr jedes Krankenhaus können dort Informationen zu Behandlungsangeboten, Fallzahlen, Personalausstattung und QualitĂ€tsergebnissen nachgelesen werden. Der stĂ€ndig wiederholte Vorwurf des Ministers, die Kliniken wĂŒrden QualitĂ€tsdaten zurĂŒckhalten, ist schlicht unwahr und entbehrt jeder Substanz. TatsĂ€chlich nutzt selbst das eigene Ministerium dieses Deutsche Krankenhausverzeichnis auf der eigenen Webseite, um die Bevölkerung ĂŒber die Angebote und die QualitĂ€t der KrankenhĂ€user zu informieren.
Das wahre Ziel des Transparenzgesetzes ist deshalb nicht Transparenz, sondern versteckte Strukturbereinigung der Krankenhauslandschaft. Obwohl sich der Minister mit seiner Vorstellung von der Einteilung der Kliniken in Level in den Verhandlungen mit den LĂ€ndern nicht durchsetzen konnte, nutzt er jetzt dieses Transparenzgesetz, um die Level nun durch die HintertĂŒr einzufĂŒhren. Diese Level werden aber nicht fĂŒr mehr Transparenz sorgen, im Gegenteil. Sie suggerieren den Patientinnen und Patienten, dass ein hohes Level automatisch fĂŒr höhere QualitĂ€t steht, auch wenn eine Klinik in einem niedrigeren Level zum Beispiel auf eine Behandlung hochspezialisiert ist. Das ist das Gegenteil von wissenschaftlicher Evidenz, aber dem Minister scheinbar völlig egal. Kliniken mit hoher Erfahrung und höchster QualitĂ€t, die einem niedrigeren Level zugeordnet werden, weil sie weniger Leistungsgruppen aufweisen, erscheinen in der Lauterbachschen Transparenzwelt als zweite oder dritte Wahl und verlieren damit dauerhaft ihre wirtschaftliche Grundlage.
Es passt in das Gesamtbild der politischen Strategie des Ministers, der alle Mittel nutzt, um Kliniken die Existenzgrundlage zu entziehen. Dass sich Karl Lauterbach und die Bundesregierung weiterhin strikt weigern, die KrankenhÀuser mit einem Inflationsausgleich in der akuten wirtschaftlichen Not Luft zu verschaffen, so dass sie die Krankenhausreform wenigstens noch erleben, zeigt, dass es ihm weder um Transparenz noch QualitÀt, sondern einzig um den Abbau von Standorten geht.
Die wiederholte Behauptung, dass ein Inflationsausgleich fĂŒr die KrankenhĂ€user zwangslĂ€ufig zu Beitragserhöhungen fĂŒr die Krankenkassen fĂŒhren wĂŒrde, zeigt zudem Unkenntnis des eigenen Koalitionsvertrages. In diesem hat die Ampel kostendeckende BeitragssĂ€tze fĂŒr BĂŒrgergeld-Bezieher vereinbart. WĂŒrde die Koalition diese Vereinbarung umsetzen, hĂ€tten die Krankenkassen rund 10 Milliarden Euro Mehreinnahmen, mit denen sie die inflationsbedingt gestiegenen Kosten der KrankenhĂ€user problemlos bezahlen könnten. Die AntrĂ€ge von Union und Linken zur finanziellen UnterstĂŒtzung der Kliniken sind ein gutes Zeichen, dass im Bundestag durchaus Bewusstsein fĂŒr die dramatische Situation der Klinken besteht. Wir brauchen aber keine Hilfsprogramme, sondern eine basiswirksame Erhöhung der VergĂŒtungen fĂŒr die KrankenhĂ€user.
Es ist unstreitig die vordringliche Aufgabe des Gesundheitsministers, die Rahmenbedingungen fĂŒr eine nachhaltige Patientenversorgung sicherzustellen. Wenn er aber öffentlich konstatiert, dass er keine Möglichkeit sieht das kalte Krankenhaussterben zu stoppen, drĂ€ngen sich Zweifel ĂŒber die richtige PrioritĂ€tensetzung bei seiner AmtsfĂŒhrung auf.“
Text/Foto: DKG