Carla, Maklerin in einer renommierten Hamburger Immobilienfirma, hat ihr ganzes Leben lang sÀmtliche privaten Belange ihrem Job untergeordnet. Vor allem ihre Familie hatte darunter stets zu leiden. Als Carla in Rente geht, wird ihr schmerzhaft bewusst, dass sie eigentlich ganz allein im Leben steht. Sie sucht Trost im Alkohol.
Ihr Beruf war fĂŒr sie immer auch eine Berufung: Carla (Christiane Hörbiger), erfolgsverwöhnte Maklerin in einer renommierten Hamburger Immobilienfirma, hat ihr ganzes Leben lang sĂ€mtliche privaten Belange ihrem Job untergeordnet. Vor allem ihre Familie hatte stets darunter zu leiden. Die Konsequenz: Ihr Mann (Friedrich von Thun) gab es irgendwann auf, um ihre Zuwendung zu buhlen, und lieĂ sich von ihr scheiden. Auch die inzwischen erwachsene Tochter Ellen (Susanna Simon) geht ihr nach zahllosen EnttĂ€uschungen aus dem Weg. Das alles hat die Powerfrau nie wirklich realisiert. Bis sie nach langer AnkĂŒndigung den einschneidenden Schritt wagt und in Rente geht. Sie zieht in eine kleinere Wohnung und nimmt sich vor, ihre neue Freiheit zu genieĂen. Es dauert allerdings nicht lange, da wird ihr ohne Job und tĂ€gliche Aufgabe schmerzhaft bewusst, dass sie eigentlich ganz alleine im Leben steht. Ihr Mann hat lĂ€ngst eine neue Frau und Ellen steht kurz davor, eine Stelle im fernen New York anzutreten.
So geht es Carla wie vielen Menschen, die immer nur fĂŒr die Karriere lebten: Mit dem Berufsausstieg fĂ€llt sie in ein tiefes Loch. Ihre Einsamkeit und das GefĂŒhl, von niemandem vermisst oder gebraucht zu werden, ertrĂ€nkt sie in Alkohol. Die Sucht verlĂ€uft schleichend: Aus dem Glas Champagner am Mittag wird eine ganz Flasche. Und als die Flasche Champagner nicht mehr ausreicht, greift sie zu hĂ€rterem Stoff. Im Supermarkt landen GemĂŒse und Nudeln nur noch im Einkaufswagen, um notdĂŒrftig den Nachschub an Cognac zu tarnen. Carla selbst will sich ihre AbhĂ€ngigkeit nicht eingestehen.
Einen Menschen, mit dem sie ĂŒber ihr Problem reden könnte, hat sie nicht. Die Hilfsangebote ihres sympathischen Hausmeisters Horst Keller (Klaus J. Behrendt) weist die distinguierte Dame barsch zurĂŒck. Ihr vergeblicher Versuch, ĂŒber ihren alten Job wieder in ihr gewohntes Leben zurĂŒckzukehren, lĂ€sst die Situation vollends kippen: Nachdem der besorgte Horst sie leblos in ihrer Wohnung gefunden hat, wird sie mit einer schweren Alkoholvergiftung ins Krankenhaus gebracht. Aber nicht einmal der dringliche Appell des Arztes kann sie ĂŒberzeugen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Carla beharrt darauf: Sie ist keine Alkoholikerin! Erst als es schon fast zu spĂ€t ist, realisiert sie mit Horsts Hilfe, dass es so nicht weitergehen kann.
Christiane Hörbiger hat in Filmen wie „Schtonk! , „Die Gottesanbeterin“ oder „Der Besuch der alten Dame“ schon oft bewiesen, dass sie zu den groĂen Charakterdarstellerinnen der deutschen Film- und Fernsehlandschaft gehört. In dem Drama „Wie ein Licht in der Nacht“ findet ihre Karriere nun einen neuen Höhepunkt. Mit der einsamen, alkoholabhĂ€ngigen Carla spielt sie eine der mutigsten Rollen ihrer Laufbahn – und ihre Kunst besteht darin, diese Figur mit ungeheurer IntensitĂ€t und zugleich fernab aller Klischees zu verkörpern. Nicht zuletzt dank Hörbigers nuancenreicher Darstellung wird der Film zum bewegenden PortrĂ€t einer Frau, die sich unaufhaltsam auf einen Abgrund zubewegt. Regisseur Florian Baxmeyer, der fĂŒr seinen Kurzfilm „Die rote Jacke“ 2003 mit dem Studenten-Oscar ausgezeichnet wurde, inszeniert die Geschichte sensibel und zurĂŒckhaltend – emotional aufrĂŒttelnd, aber ohne falsche SentimentalitĂ€t. In weiteren Rollen spielen Klaus J. Behrendt, Friedrich von Thun und Susanna Simon.
Laufzeit: 90 Minuten
Genre: Drama, D 2010
Regie: Florian Baxmeyer
FSK: 12
Darsteller:
Carla Binder: Christiane Hörbiger
Horst Keller: Klaus J. Behrendt
Magnus Binder: Friedrich von Thun
Ellen Binder: Susanna Simon
Coco: Jodie Leslie Ahlborn
Jonas: Mick Heller
Nicola: Anja Antonowicz
Lisa: Katharina SchĂŒtz
Bernd Schöndorf: Arnd Klawitter
Film: