Die Deutschen Rallye-Meister 2023 heißen Marijan Griebel/Tobias Braun. Mit ihrem Škoda Fabia RS Rally2 konnten sie sich in einem an Spannung kaum zu überbietenden Finale noch gegen drei weitere Titelanwärter durchsetzen. Bei der Rallye Stemweder Berg fuhr der Polizist aus dem rheinland-pfälzischen Hahnweiler zusammen mit seinem Copiloten den dritten Laufsieg in Folge ein. Er schaffte das kaum für möglich gehaltene Kunststück, die nach seinem Ausfall im zweiten von nur fünf Läufen zur DRM 2023 fast schon auf null gesunkene Titelchance doch noch zu nutzen. Damit trägt sich zum bereits zehnten Mal der Fahrer eines Škoda in die Ehrenliste der Deutschen Rallye-Meisterschaft ein. Der tschechische Autohersteller baut seinen Status als erfolgreichste Marke mit diesem Erfolg weiter aus.
Die Deutsche Rallye-Meisterschaft scheint an dramatischen Titelentscheidungen Gefallen zu finden: Wie im Vorjahr, als sich Philip Geipel und Copilotin Katrin Becker buchstäblich auf den letzten Metern mit ihrem Škoda Fabia Rally2 evo zu den Champions krönten, blieb die Meisterfrage auch in dieser Saison bis zur Schlussprüfung offen. Erst der späte Ausfall der ebenfalls grandios kämpfenden Tabellenführer Riedemann/Otterbach (Hyundai) vier Kurven vorm Ziel besiegelte den verdienten Triumph von Marijan Griebel und Copilot Tobias Braun endgültig. Markenkollege Julius Tannert und Beifahrer Frank Christian kamen im Fabia RS Rally2 auf Platz zwei vor ihren Markenkollegen Geipel/Becker im Fabia Rally2 evo ins Ziel. Beide Teams rückten so auch in der Meisterschafts-Endwertung noch auf die Positionen zwei und drei vor. Der Sieg und Titel in der DRM Trophy für Dennis Rostek/Dennis Zenz vor zwei weiteren Skoda Teams rundete die Rallye Stemweder Berg und die diesjährige DRM-Saison aus Sicht von Škoda als erfolgreichste Marke in der Historie dieser Meisterschaft ab.
Erfolge wie am Fließband
63 Gesamtsiege und zehn Meistertitel seit 2002: Kein anderer Hersteller hat die Deutsche Rallye-Meisterschaft so stark geprägt wie Škoda. Auf den Wertungsprüfungen zwischen Süderbrarup in Schleswig-Holstein bis Oberbayern sorgte die Marke mit sechs verschiedenen Rallye-Modellen für eine einzigartige Erfolgsgeschichte.
Die lange Liste der Sieger am Steuer eines Škoda in der DRM wurde am zweiten März-Wochenende 2002 eröffnet: Bei der Rallye Oberland schickte die Mannschaft des deutschen Importeurs aus dem hessischen Weiterstadt erstmals das 300 PS starke World Rally Car (WRC) auf Basis des Škoda Octavia ins Rennen. Der Turbo-Allradler war so kurz vor der Veranstaltung fertig geworden, dass er noch in jungfräulichem Weiß über die Startrampe rollte. Lediglich die wichtigsten Logos zierten die Karosserie, die markante grün-weiße Lackierung folgte erst im Laufe der Saison. Dieser kleine Schönheitsfehler hielt Skoda Auto Deutschland-Fahrer Matthias Kahle und Copilot Peter Göbel nicht davon ab, in Oberbayern ein wahres Feuerwerk abzufackeln. Der Octavia WRC gewann die Asphalt-Rallye mit über zwei Minuten Vorsprung – der Beginn einer neuen Zeitrechnung!
In den folgenden Jahren galt das World Rally Car aus Mladá Boleslav auf den Rallye-Pisten zwischen dem Saarland und Sachsen als Messlatte. Von 2002 bis 2004 sicherte sich der Škoda Octavia bei 16 von 22 DRM-Läufen den Siegerpokal – das entspricht einer Erfolgsquote von über 70 Prozent. 2004 markierte den absoluten Höhepunkt dieser Geschichte: Bei sieben von acht Saisonläufen eroberte ein Škoda die oberste Stufe des Treppchens. Sechs Triumphe gingen auf das Konto des Octavia von Kahle und Göbel, einen steuerten Armin Schwarz und Manfred Hiemer im neuen Fabia WRC bei. Die damaligen Werkspiloten des tschechischen Herstellers nutzten die Saarland-Rallye als Test für den deutschen Weltmeisterschaftslauf und bescherten Škoda ganz nebenbei den ersten Dreifacherfolg in der DRM-Geschichte. Kahle/Göbel und die Privatiers Maik Stölzel/Thomas Windisch sorgten jeweils mit Octavia WRC auf den Plätzen für ein ausschließlich in Grün-Weiß gehaltenes Podium.
2005 wechselte auch das Team von Škoda Auto Deutschland auf den kompakteren und agileren Fabia WRC und machte genau da weiter, wo es mit dem Octavia aufgehört hatte. 2005 holten Kahle/Göbel den dritten DRM-Titel in vier Jahren. 2006 hinderte sie lediglich Sport-Politik an einer Wiederholung: Die Deutsche Rallye-Meisterschaft wurde in jenem Jahr nicht ausgeschrieben, also trat Škoda in der neu gegründeten Deutschen Rallye Serie (DRS) an – und gewann auch diese souverän.
2007 erfolgte die Wiederbelebung der DRM, allerdings ohne Beteiligung von Škoda: Da die bei den Zuschauern beliebten, aber im Unterhalt recht teuren World Rally Cars nicht mehr punktberechtigt waren, fehlte es schlichtweg an einem geeigneten Rallye-Fahrzeug. Das änderte sich im Laufe des Jahres 2008 mit der Präsentation des Škoda Fabia Super 2000. Im Gegensatz zum WRC basierte der neue Renner bereits auf der zweiten Generation des Fabia, kam ohne Turboaufladung aus und wurde speziell für den Kundensport entwickelt. Trotzdem stand der S2000-Bolide seinem Vorgänger in puncto Siegerpotenzial in nichts nach. Im Gegenteil: Der Škoda Fabia Super 2000 avancierte sofort zum Topstar seiner Klasse und fand zur Saison 2010 auch den Weg auf bundesdeutsche Wertungsprüfungen.
Beim viel umjubelten DRM-Comeback fuhr Škoda Auto Deutschland zweigleisig: Das Team vertraute neben den Routiniers Kahle/Göbel auch Youngster Mark Wallenwein mit Beifahrer Stefan Kopczyk ein Auto an. Diese Strategie zahlte sich schon beim ersten Lauf aus. Die Škoda Piloten stachelten sich bei der Wikinger-Rallye in Schleswig-Holstein gegenseitig zu absoluter Höchstleistung an und feierten einen überragenden Doppelsieg. Im Ziel trennten die beiden Fabia Super 2000 nur 6,5 Sekunden.
Genau wie beim Auftakt hatten die Routiniers auch in der Endabrechnung knapp die Nase vorn: Kahle/Göbel mussten beim Saisonfinale im Saarland zwar ihren Teamkollegen den Vortritt lassen, dennoch feierten sie in Dillingen ihren vierten DRM-Titel auf Škoda. Wer den Gewinn der Deutschen Rallye Serie dazu zählt, kommt sogar auf fünf Meistertitel für das Dream-Team. „Die Zeit mit Škoda Auto Deutschland war die erfolgreichste und schönste in meiner ganzen Karriere”, schwärmt Matthias Kahle, der die ewige Bestenliste mit insgesamt sieben DRM-Titeln anführt und noch heute als Škoda Repräsentant auftritt. „Das Teamwork war in all den Jahren immer sensationell. Jeder hat jedem geholfen, wie in einer guten Familie. Die Mechaniker haben mir stets ein perfekt vorbereitetes Auto zur Verfügung gestellt, sodass ich einfach nur Gas geben musste.”
Kahle und Copilot Peter Göbel waren die ersten, aber nicht die letzten, die in einem Rallye-Fahrzeug aus Mladá Boleslav zur Deutschen Meisterschaft driften. Während sich das Team von Škoda Auto Deutschland von 2011 bis 2014 auf internationaler Bühne präsentierte, hielten Privatfahrer wie Mark Wallenwein die grünen Flaggen mit dem geflügelten Pfeil in der DRM hoch. Der junge Schwabe fuhr nicht nur fünf weitere Gesamtsiege ein, sondern krönte sich 2012 im Fabia Super 2000 auch zum Meister.
Zwei Siege im Jahr 2015 belegten, dass der Allradler selbst in seiner fünften DRM-Saison noch konkurrenzfähig war. Trotzdem folgte die Ablösung: Fabian Kreim, der neue Youngster im Team von Škoda Auto Deutschland, steuerte bei der Rallye Thüringen erstmals den brandneuen Fabia R5. Damit schlug er das nächste Kapitel in der DRM-Geschichte von Škoda auf und füllte es noch im gleichen Jahr mit vier Siegen sowie dem Titel des Vizechampions. 2016 ging es so weiter: Kreim gewann die Saarland-Pfalz- und die Sachsen-Rallye sowie nach den Rallyes Stemweder Berg, Thüringen und Niedersachsen auch das Saisonfinale in Bayern. Damit war der erste DRM-Titel für ihn und Beifahrer Frank Christian komplett, den sie 2017 mit vier weiteren Laufsiegen erfolgreich verteidigen konnten. Für 2018 verabschiedete sich das Team vorübergehend aus Deutschland und konzentrierte sich auf die U28-Wertung der Rallye-EM. Dennoch gewannen Fabia R5-Crews vier der acht DRM-Saisonläufe. 2019 kehrte Kreim zurück aufs deutsche Rallye-Parkett und fuhr eine weitere Meisterschaft ein, dieses Mal zusammen mit Copilot Tobias Braun. Für Rekordmeister Škoda war es bereits der achte Titel in der DRM.
Im vergangenen Jahr knüpften Philip Geipel und Beifahrerin Katrin Becker in einem Herzschlagfinale bei der 3-Städte-Rallye in Bayern an diese Erfolgsserie an. Nach 168,5 WP-Kilometern rangen sie mit ihrem Fabia Rally2 evo auf der 14. von 14 Wertungsprüfungen die bis dahin Zweitplatzierten im strömenden Regen um 0,5 Sekunden nieder – und schnappten mit diesem Husarenritt den bisherigen Tabellenführern Marijan Griebel/Tobias Braun in der allerletzten Sekunde noch den Titel vor der Nase weg.
Auch 2023 fiel die Titelentscheidung erst ganz am Ende. Dieses Mal bewiesen Griebel/Braun aber die besseren Nerven. Die zehnte deutsche Rallye-Meisterschaft eines Škoda Fahrers errangen sie am Steuer eines Fabia RS Rally2, der sich damit als sechstes Rallye-Modell aus Mladá Boleslav in die Ehrengalerie der DRM eintrug.
Die Deutschen Rallye-Meister auf Škoda
2002 Matthias Kahle/Peter Göbel (D/D), Škoda Octavia WRC
2004 Matthias Kahle/Peter Göbel (D/D), Škoda Octavia WRC
2005 Matthias Kahle/Peter Göbel (D/D), Škoda Fabia WRC
2010 Matthias Kahle/Peter Göbel (D/D), Škoda Fabia Super 2000
2012 Mark Wallenwein/Stefan Kopczyk (D/D), Škoda Fabia Super 2000
2016 Fabian Kreim/Frank Christian (D/D), Škoda Fabia R5
2017 Fabian Kreim/Frank Christian (D/D), Škoda Fabia R5
2019 Fabian Kreim/Tobias Braun (D/D), Škoda Fabia R5
2022 Philip Geipel/Katrin Becker (D/D), Škoda Fabia Rally2 evo
2023 Marijan Griebel/Tobias Braun (D/D), Škoda Fabia RS Rally2
Rallye Stemweder Berg, 5. und letzter Lauf der DRM 2023
1. Marijan Griebel/Tobias Braun (D/D), Škoda Fabia RS Rally2
2. Julius Tannert/Frank Christian (D/D), Škoda Fabia RS Rally2
3. Philip Geipel/Katrin Becker (D/D), Škoda Fabia Rally2 evo
4. Patrick Dinkel/Alexander Benning (D/D), Hyundai i20 N Rally2
5. Dennis Rostek/Dennis Zenz (D/D), Škoda Fabia Rally2 evo
6. Nico Knacker/Thomas Puls (D/D), Hyundai i20 N Rally2
7. Georg Berlandy/Tina Annemüller (D/D), Škoda Fabia R5
8. Oliver Bliss/Julius Simon (D/D), Škoda Fabia R5
Gesamtwertung Deutsche Rallye-Meisterschaft 2023
1. Marijan Griebel/Tobias Braun (D/D), Škoda, 134 Punkte
2. Julius Tannert/Frank Christian (D/D), Škoda, 118 Punkte
3. Philip Geipel/Katrin Becker (D/D), Škoda, 117 Punkte
4. Christian Riedemann/Nico Otterbach (D/D), Hyundai, 106 Punkte
5. Dennis Rostek/Dennis Zenz (D/D), Škoda, 82 Punkte
6. Georg Berlandy/Tina Annemüller (D/D), Škoda, 61 Punkte
Die Deutsche Rallye-Meisterschaft 2023
ADAC Rallye Erzgebirge 31. März – 1. April
ADAC Rallye Sulingen 5. – 6. Mai
ADAC Rallye Mittelrhein 9. – 10. Juni
ADAC Saarland-Pfalz-Rallye 18. – 19. August
ADAC Rallye Stemweder Berg, 29. – 30. September
Foto: Mit Marijan Griebel krönt sich zum zehnten Mal ein Skoda Fahrer zum Deutschen Rallye-Meister: Zusammen mit Copilot Tobias Braun hat der Polizist aus dem rheinland-pfälzischen Hahnweiler mit dem Skoda Fabia RS Rally2 die Rallye Stemweder Berg gewonnen, das DRM-Saisonfinale. (c) Skoda Auto Deutschland GmbH