„Wir waren uns beim FC Bayern einig, dass er jetzt für diese Situation genau der Richtige ist“, stellt Uli Hoeneß im exklusiven Interview mit RTL/ntv zu Julian Nagelsmann als neuem Trainer der deutschen Nationalmannschaft klar.
Am Samstag gibt der 36-Jährige sein Debüt beim DFB-Testspiel in den USA. „Er ist frisch, er ist jung. Er ist jetzt total erholt, hat nach dem Verlassen des FC Bayern ja viel Urlaub gemacht. Und er hat sehr viel Elan. Ich bin überzeugt, dass er viel Kraft getankt hat. Und jetzt braucht die Nationalmannschaft Optimismus. Sie braucht Aufbruchstimmung und ich denke, dafür ist Julian genau der Richtige“, so FC-Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß. Zur Kadernominierung unter anderem mit Hummels sagt er: „Ich glaube, er hat eine gute Mischung aus erfahrenen Spielern wie Mats und viele anderen, aber auch einige Junge dazugenommen. Ich denke, dass er jetzt gut daran tut, nicht so viel zu experimentieren, denn die Zeit ist knapp. Es ist ja nicht mal ein Jahr, da hat man nicht viel Zeit zum Experimentieren.
Das Wichtigste wird sein, dass er diese Mannschaft, die er sich vorstellt, im Laufe der nächsten drei, vier Spiele zusammenspielt. Dass das jeder weiß, wo er hinlaufen muss, dass es eine Einheit ist. Wenn die Mannschaft als Einheit auftritt, wenn sie eingespielt ist, wenn jeder weiß, wo er hinlaufen muss, dann bin ich überzeugt, dass es trotzdem eine gute Europameisterschaft werden kann.“ Auch halte er es für eine gute Entscheidung, dass Nagelsmann nur einen Vertrag bis zur EM im nächsten Jahr habe: „Weil man muss in diesem Geschäft auch Risiken reingehen.
Julian geht jetzt ein Risiko ein mit einem kurzen Vertrag und auch der DFB. Und wenn das gut geht, dann gibt’s wieder riesige Chancen für beide Seiten. Auch das Risiko, dass der Julian sagt ‚Ich habe ein Angebot von Real Madrid oder von wem auch immer‘, wenn er gute Arbeit leistet. Aber jetzt sollten sich beide Seiten fokussieren auf dieses riesige Event, auf die Heim-EM. Das gibt es ja nicht alle Jahre.“
„Der Fan ist der Mittelpunkt allen Interesses, und da sind in der Vergangenheit viele, viele Fehler gemacht worden.“
Auf die Frage, wie man für die EM Euphorie schüren könne, antwortet er: „Da fehlt ein bisschen mehr. Ich glaube, dass beim Deutschen Fußballbund darüber nachgedacht werden muss, dass wir das alles für die Zuschauer machen. Der Fan ist der Mittelpunkt allen Interesses, und da sind in der Vergangenheit viele, viele Fehler gemacht worden. Zum Beispiel muss ich nicht ein Freundschaftsspiel immer abends um 21:00 Uhr machen. Ich will die Jugend, die Jugendlichen hinter mich bringen. Dann kann ich auch ein Länderspiel um 18:00 Uhr machen oder am Nachmittag, am Samstagnachmittag. Ich muss nicht Eintrittspreise von 100 und 150 € nehmen. Ich kann auch Jugendliche für 10 € in das Stadion lassen.
Natürlich hat sich der DFB durch eigenes Verschulden in eine finanzielle Schieflage gebracht, aber dafür können die Kids, die ins Stadion gehen, wohl nichts dafür. Und jetzt gibt es eine große Chance im Hinblick auf die Europameisterschaft viele Fehler zu korrigieren. Und wenn alle zusammenhalten, dann geht das auch. Auch dieses Abschotten der Nationalmannschaft bei Trainingslagern. Ich halte es für einen totalen Blödsinn, warum die Nationalmannschaft nicht ein, zwei Mal die Woche vor einem vollen Stadion trainieren kann. Das ist doch ziemlicher Blödsinn zu sagen ‚Ja, wir müssen Freistöße üben, wir müssen das üben‘. So schlecht, wie die teilweise in der Vergangenheit waren, hat es übrigens auch nicht viel gebracht.“
Der Nationalmannschaft rechnet er für die Europameisterschaft im eigenen Land trotzdem gute Chancen aus: „Ich bin überzeugt, dass eine Europameisterschaft im eigenen Land immer ein besonderes Ereignis ist. Bis dahin wird Julian mit der Mannschaft gut zusammengewachsen sein. Ich bin sehr, sehr, sehr optimistisch, dass die deutsche Mannschaft eine gute Rolle spielen wird.“
„Ein Länderspiel um zwei Uhr nachts zu machen ist amateurhaft.“
Die DFB-Reise und die späte Anstoßzeit des zweiten Länderspiels gegen Mexiko in der Nacht auf Mittwoch sieht er kritisch: „Ein Länderspiel gegen Mexiko, und das ist ja auch nicht gerade der Renner, um zwei Uhr nachts zu machen, da sieht man, dass das amateurhaft ist. Ich will das deutsche Volk und die deutschen Zuschauer hinter mich bringen. Und dann kann ich Ihnen nicht ein Länderspiel mit einem neuen Trainer nachts um 2:00 Uhr anbieten. Da hätte man sagen müssen, ‚entweder wir schaffen das, dass wir das zu einer vernünftigen Zeit machen, oder wir fahren dann eben nicht nach Amerika‘.
Ich persönlich bin sowieso der Meinung, wenn ich keine Qualifikationsspiele habe, dann muss ich schauen, dass ich möglichst oft zu Hause spiele, weil ich ja bei der Europameisterschaft auch nur Heimspiele habe. Und da hätte man doch gegen starke Gegner viele Länderspiele machen müssen und so die Mannschaft einspielen können.“
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Die Zitate sind frei mit dem Hinweis auf das exklusive Interview von RTL/ntv mit Uli Hoeneß und die Übertragung des Länderspiels am Samstag, den 14. Oktober ab 20.15 Uhr bei RTL.
Anpfiff der Partie ist um 21 Uhr. Die Moderation aus dem Pratt & Whitney Stadium in Hartford im US-Bundesstaat Conneticut übernimmt Florian König gemeinsam mit Experte Lothar Matthäus, zu Gast ist Sebastian Vollmer. Kommentatoren sind Marco Hagemann und Ex-Nationalspieler Steffen Freund.
Foto: Uli Hoeneß, Moderatorin Laura Papendick (c) RTL