Magdeburg. Mit einer kleinen Jubiläumsveranstaltung hat die soziale Wohneinrichtung für wohnungslose Menschen in der Basedowstraße heute ihr 25-jähriges Bestehen zurückgeblickt. Oberbürgermeisterin Simone Borris gratulierte früheren und heutigen Beschäftigten in einer Videobotschaft und dankte ihnen für ihr Engagement in den vergangenen Jahrzehnten. Auch der Beigeordnete für Soziales, Jugend und Gesundheit, Dr. Ingo Gottschalk, würdigte die Einrichtung und ihre Angebote.
Die Wohneinrichtung gehört zum Sozial- und Wohnungsamt der Landeshauptstadt Magdeburg. Sie wurde am 9. Oktober 1998 offiziell eröffnet. Die ersten Bewohner waren am 19. Oktober eingezogen.
In der Einrichtung stehen insgesamt 88 Plätze zur Verfügung, davon sind derzeit 60 Plätze belegt. Erfahrungsgemäß steigt in den Wintermonaten aufgrund der Temperaturen die Belegung an. In den vergangenen Jahren haben aber die 88 Plätze bislang immer ausgereicht, ebenso bei länger anhaltenden Frosttemperaturen. Auch eine familiengerechte Unterbringung wird gewährleistet. Das bedeutet, dass Paare mit oder ohne Kinder auch gemeinsam in einem Wohnbereich ohne weitere Personen untergebracht werden können.
„Ganz herzlich gratuliere ich zu 25 Jahren Betreuungs- und Obdachlosenunterkunft in der Basedowstraße“, sagte Oberbürgermeisterin Simone Borris in ihrer Videobotschaft. „Ich danke den Beschäftigten für die jahrelange Betreuung. Das Team unter der Leitung von Gabriele Heller leistet eine gute Arbeit mit kompetenter sozialer Unterstützung.“
Auch der Sozialbeigeordnete Dr. Ingo Gottschalk würdigte die Arbeit der Einrichtung. „Dazu gehören neben den Beschäftigten auch freiwillige Unterstützende, Spenderinnen und Spender und natürlich die Bewohnerinnen und Bewohner, denen in diesem übergangsweisem Zuhause Chancen für einen Neustart eröffnet wurden. Viele von ihnen haben hier in den vergangenen 25 Jahren soziale Unterstützung erfahren sowie Kraft und Hoffnung für neue Wege geschöpft.“
Die soziale Wohneinrichtung ist rund um die Uhr und ganzjährig aufnahmebereit. Neun sozial erfahrene Betreuer sind vor Ort und nehmen sich den Problemen und Sorgen der dort lebenden Bewohner an. Zusätzlich ist für diese Einrichtung eine Sozialpädagogin tätig.
Weitere kommunale Projekte für wohnungslose Menschen
Neben der sozialen Wohneinrichtung gibt es auf Initiative des Sozial- und Wohnungsamtes seit dem Jahr 2021 ein weiteres Angebot für Obdachlose. Ein Kältebus bringt Betroffene bei Bedarf von der Bahnhofsmission in eine warme Unterkunft.
Dabei können die Obdachlosen wählen, ob sie von dem Kältebus in die soziale Wohneinrichtung in der Basedowstraße oder in eine Unterkunft in der Bahnikstraße gefahren werden möchten. Dort erhalten die wohnungslosen Menschen neben einem Bett auch eine Mahlzeit sowie ein kleines Paket mit Produkten zur Körperpflege. Den Transport übernimmt der Verein Hilfe für Helfer in Not.
Der Stadtrat hat 2020 beschlossen, dass die Stadtverwaltung das Pilotprojekt „Begleitetes Wohnen unter Berücksichtigung des Housing-First-Ansatzes“ als ergänzendes Angebot zu den bereits bestehenden Hilfeangeboten für obdachlose Menschen entwickelt. Neben der Aufnahme im Rahmen der Gefahrenabwehr durch die Soziale Wohneinrichtung wurden so zwei weitere Wohnformen konzipiert:
Die Wohnform des „begleiteten Wohnens“ erfolgt durch städtisch angemietete Wohneinheiten, in denen betroffene Menschen untergebracht und mit einer intensiven Kontaktdichte betreut werden, um an ihren individuellen Problemlagen zu arbeiten.
Der Housing-First-Ansatz besteht darin betroffenen Menschen in Kooperation mit der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft direkt ein Wohnungsangebot zu unterbreiten. Auch hier wird sozialpädagogisch begleitet, jedoch werden umfassende Selbsthilfepotentiale und geringer Unterstützungsbedarf vorausgesetzt.
Viele wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen fühlen sich für den direkten Schritt in eigenen Wohnraum nicht sofort bereit und schätzen die engmaschige Betreuung des „Begleiteten Wohnens“ sehr. Durch die intensive gemeinsame Arbeit an ihren individuellen Problemlagen kann der Übergang in eigenen Wohnraum sehr gut gemeinsam gestaltet werden, ohne eine Überforderungssituation herzustellen.
Hintergrund
Grundsätzlich ist die Landeshauptstadt Magdeburg in der Lage, jeden hilfesuchenden Obdachlosen in einer Wohneinrichtung aufzunehmen und dort durch ein Bett, Sanitäranlagen, Küchen etc. ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Niemand muss in Magdeburg auf der Straße leben.
Jeder von Wohnungslosigkeit betroffene Mensch hat seine eigene individuelle und komplexe Problemlage. Es hat sich aber immer gezeigt, dass eine professionelle und intensive sozialpädagogische Betreuung im Übergang zum wieder selbst angemieteten Wohnraum eine sehr positive Wirkung hat. Vor allem wenn es darum geht, dass die betroffenen Menschen nicht wieder in Gewohnheiten zurückkehren, sondern sich verantwortungsvoll im neuen Mietverhältnis bewegen und ihre Selbsthilfepotentiale aktivieren können.
Text/Foto: Frühere und derzeitige Mitarbeitende der Sozialen Wohneinrichtung mit dem Beigeordneten für Soziales, Jugend und Gesundheit, Dr. Gottschalk, und Mitarbeitende aus dem Sozial- und Wohnungsamt (Copyright: Landeshauptstadt Magdeburg, Laura Thümler),