Marc-Henrik Schmedt: „Mit dem Saisonstart sollten wir durchaus zufrieden sein“

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Magdeburg. Der Geschäftsführer des SC Magdeburg, Marc-Henrik Schmedt, zieht nach dem ersten Drittel der Saison Bilanz. 

Herr Schmedt, die HBL hat die ersten zehn Spieltage hinter sich. Wie fällt Ihr erstes Fazit aus?

Ich denke, wir sollten mit dem Start insgesamt zufrieden sein. Wir sind aus einer Saison 2022/2023 gekommen, wo mit dem Champions-League-Sieg, der Titelverteidigung Super Globe und den beiden nationalen zweiten Plätzen, ergebnisseitig Sensationelles erreicht haben. Eine andere Bezeichnung fällt mir hier auch mit einigen Monaten Abstand nicht ein. Das kann realistisch betrachtet nicht der Maßstab sein. Mit dem aktuell zweiten Tabellenplatz in der Liga und 6:4 Punkten in der Champions League sehe ich uns voll auf Kurs (Stand 24.10.2023). Wir wollen in allen Wettbewerben bis zum Schluss im Rennen bleiben und so schauen wir auch in dieser Saison nur von Spiel zu Spiel.

Aber aller Anfang war schwer?

Das ist er immer, wir reden von nationaler und internationaler Leistungsspitze. Zudem kommen natürlich einige Faktoren erschwerend hinzu. Allein durch das Programm bis Ende September mit den Begegnungen in Berlin, Leipzig, Barcelona, dazu Flensburg, Kiel und Veszprem zu Hause, waren wir aus dem Stand gefordert. Wir wussten auch, dass wir bei diesem Spielplan mit zwei neuen Spielmachern an den Start gehen. Das braucht eine gewisse Zeit, die wir aber nicht hatten. Letztlich fehlt uns mit Gisli Kristjansson der MVP des CLF4 und Omar Ingi Magnusson kommt frisch aus seiner Verletzung zurück ins Team und findet jetzt schrittweise zurück zu alter Stärke. Insofern ist der Zwischenstand gut und ich sehe eine sukzessive Stabilisierung der Teamleistung und uns damit auf einem sehr guten Weg.

Die Füchse enteilen der Konkurrenz, Kiel fällt ab, Melsungen überrascht?

Die Füchse stehen aktuell zu Recht an der Tabellenspitze, haben auch gegen uns verdient gewonnen. Aber die Deutsche Meisterschaft ist ein Marathon, kein Sprint. Da muss jede Woche geliefert werden, will man für etwas infrage kommen. Berlin hat, auch verletzungsbedingt, momentan einen relativ kleinen Kader. Und erst jetzt kommen dort die Belastungen in der European League dazu, es kommt die EM und ein Großteil der Topspiele haben die Berliner in der Rückrunde auswärts. Ich denke, die Meisterschaft wird auch diese Saison im April/Mai entschieden. Kiel jetzt abzuschreiben wäre ein großer Fehler, für mich weiter der TOP-Verein in der Liga. Auch wenn sich die Abgänge von Landin und Sagosen bemerkbar machen. Der THW hat in den letzten 20 Jahren dieses „Mia san Mia“- Bewusstsein entwickelt, wie gesagt: mit Kiel musst du immer rechnen. Bei der MT Melsungen war klar, dass sich die Investitionen irgendwann auszahlen müssen, ich hatte eigentlich viel früher mit einer Präsenz der Hessen in der Spitzengruppe gerechnet. Warten wir ab, wie die MT mit steigender Erwartungshaltung umgeht, vom Kader sind sie aber absolut erstklassig besetzt. 

Und in der unteren Tabellenhälfte geht es eng zu?

Ja, richtig, die Aufsteiger können bislang gut mithalten und gerade die Eisenacher haben mit Euphorie und Leidenschaft schon einige bemerkenswerte Ausrufezeichen setzen können. Zwischen Platz 10 und Platz 18 liegen nur drei Punkte. Das bleibt eng bis zum Schluss und zeigt einmal mehr die Leistungsdichte in der Handball-Bundesliga.

In der Champions League gab es zu Beginn zwei Niederlagen.

Korrekt, das war mit Veszprem und Barcelona natürlich auch der denkbar schwerste Start, verbunden mit den bereits beschriebenen Anfangsschwierigkeiten. Vezprem hat eine sensationelle Leistung in Magdeburg gezeigt, das müssen wir anerkennen. Zudem haben die Ungarn aktuell einen, wenn nicht den besten Kader im Vereinshandball. Dort wird versucht mit aller, auch finanzieller Macht, endlich die Champions League zu gewinnen. Und der ungarische Staat unterstützt hier massiv, allein die pauschalen Sozialabgaben von nur 20% führen zu einem Wettbewerbsvorteil, der nicht ausgeglichen werden kann. Die Gesamtkosten pro Spieler bei gleichem Nettogehalt sind in Deutschland doppelt so hoch wie in Veszprem oder Szeged. Deshalb gelingt es dort absolute Top-Stars wie Fabregas oder Remili zu verpflichten. Und Barcelona hatte noch drei Rechnungen mit dem SCM offen. Das haben wir an einem eigenem sehr schlechten Tag deutlich zu spüren bekommen. Danach folgten aber drei Siege und das Tor zum Achtelfinale ist offen. Dieses Ziel gilt es jetzt zunächst zu erreichen und dann kann wieder alles passieren.

Kommen wir zur wirtschaftlichen Situation, wie sieht da beim SCM aus?

Wir sind und bleiben stabil aufgestellt. Die Erfolge der jüngsten Vergangenheit wurden nicht mit Schulden erkauft. Aber es bleibt nur eine Momentaufnahme. Wir müssen konsequent an den Grundlagen arbeiten und weiter organisch wachsen, wollen wir auch zukünftig für Titel infrage kommen. Stillstand wäre hier wirklich Rückschritt, das darf es nicht geben. Es gibt nicht den geringsten Anlass, sich auf gewonnenen Titeln auszuruhen. 

Industrielle Großansiedlungen kündigen sich in der Region Magdeburg an. Welche Auswirkungen wird es auf den SCM haben?

Werden alle Ansiedlungen wie geplant umgesetzt, wird es m.E. Magdeburg komplett verändern, was wir noch gar nicht abschätzen können. Magdeburg wird internationaler, Magdeburg wird als Standort attraktiver, es kommt Kaufkraft in die Stadt. Ein spannender Prozess. Hoffentlich wird Magdeburg eine Boomregion wie z.B. Baden-Württemberg durch die Automobilindustrie in den letzten 30-40 Jahren. Wir können in den nächsten Jahren vielleicht gegen einen bundesweiten Trend wachsen. Und im Zentrum dieser Veränderung stehend, wollen wir den SCM als internationalen Spitzenclub weiter etablieren. Klar ist aber auch, dass uns unser Publikum und die aktuell über 640 zumeist lokalen und regionalen Wirtschaftspartner zu den jüngsten Erfolgen verholfen haben und diese werden auch in Zukunft die Basis unserer wirtschaftlichen Kraft bleiben. Dessen sind wir uns bewusst und dafür sind wir sehr dankbar. 

Text/Foto: SCM