„Gewalt kommt nicht in die Tüte“: Vierte Ausgabe der Aktion in Magdeburg

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Magdeburg. Im Rahmen des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen am 25. November findet in Magdeburg wieder die Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ statt. An diesem Tag werden in über 60 Bäckerfilialen und –läden eigens für die Aktion gestaltete Brötchentüten über die Theke wandern.
 
Bereits zum vierten Mal findet in Magdeburg die Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ statt, für die Oberbürgermeisterin Simone Borris die Schirmfrau ist. Für diesen Anlass wurden 60.000 Brötchentüten produziert, auf denen auf die verschiedenen Unterstützungsangebote aus dem Gewaltschutzbereich in Magdeburg hingewiesen wird. Die Initiatorinnen wollen so die Informationen zum Gewaltschutznetzwerk niedrigschwellig an die betroffenen Frauen bringen und den Zugang zu den Hilfsangeboten, zum Beispiel Frauenschutzhäuser und Beratungsstellen, erleichtern.
 
Oberbürgermeisterin Simone Borris eröffnet die Aktion am Samstag, 25. November, um 11.00 Uhr vor der Steinecke Bäckerei am Breiten Weg 265. Nach der Begrüßung durch die Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt Magdeburg Heike Ponitka und den Verein der Soroptimistinnen gibt es einen Poetry Slam von MINDdrop e.V.
 
Anschließend ist ein gemeinsamer Gang zur Hubbrücke geplant. Dort wird es eine Installation im Gedenken an die über 100 Frauen geben, die in diesem Jahr bereits ihr Leben durch Femizide in Deutschland verloren haben.
 
Die Tütenaktion wird in Kooperation des Netzwerkes Frauenschutz Magdeburg und dem Soroptimist-Club Magdeburg organisiert. Auch die AWO Fachstelle Vera sowie das Amt für Gleichstellungsfragen der Landeshauptstadt Magdeburg beteiligen sich aktiv. Unterstützt wird die Aktion in diesem Jahr vom Landesfrauenrat Sachsen-Anhalt e.V. und der LIKO-Landeskoordinierungsstelle zivilgesellschaftlicher Akteurinnen und Akteure zur Umsetzung der Istanbul-Konvention.
 
Hintergrund der Aktion
 
Gewalt gegen Frauen ist eine der häufigsten Menschenrechtsverletzungen und prägt den Alltag vieler Frauen in Deutschland und weltweit. Sie zeigt sich in verschiedenen Formen, unter anderem in Mord oder Totschlag, in häuslicher oder sexualisierter Gewalt, im Frauenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung, Ausbeutung der Arbeitskraft sowie in der Ehe, Zwangsverheiratung und Genitalverstümmelung. Auch die subtileren und weniger sichtbaren Formen, beispielweise psychische Gewalt, Stalking oder ökonomische Abhängigkeit, hinterlassen schwerwiegende Spuren und können psychische Schäden bei den Opfern anrichten.
 
Nach Angaben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wird in Deutschland jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer und/oder sexualisierter Gewalt; etwa jede vierte Frau wird mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexualisierter Gewalt durch ihren aktuellen oder durch ihren früheren Partner.
 
Zudem gibt es in Deutschland jeden Tag einen polizeilich registrierten Tötungsversuch an einer Frau. Dabei handelt es sich nur um die polizeilich erfassten Fälle. Im Bereich der Gewalt im sozialen Nahbereich wird allgemeinhin von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen, da viele Frauen ihren Partner oder Ex-Partner nicht anzeigen oder die Polizei nicht informiert wird.
 
Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen
 
Vor 63 Jahren wurden die Schwestern María Teresa, Minerva und Patria Mirabel durch die Geheimpolizei der Trujillo-Diktatur in der Dominikanischen Republik ermordet. Die drei Schwestern hatten jahrelang gegen die Diktatur Widerstand geleistet. In einer Rede sagte Maria Teresa Mirabel: „Vielleicht erwartet uns bald schon der Tod, jedoch macht mir das keine Angst. Wir werden weiter für all das kämpfen, was gerecht ist.“ Nach ihrer Ermordung weitete sich der Widerstand derart aus, dass die Trujillo-Diktatur zu Fall gebracht wurde.
 
Der Mut der Mirabal-Schwestern gilt inzwischen als Symbol für Frauen weltweit, die nötige Kraft für das Eintreten gegen jegliches Unrecht zu entwickeln. Auf dem ersten Kongress lateinamerikanischer Feministinnen 1981 in Bogotá wurde der Todestag der „Hermanas Mirabal“ auf Vorschlag der dominikanischen Kongressteilnehmer zum Aktionstag erklärt. Später wurde er von den europäischen Frauenbewegungen übernommen und 1999 von der UN offiziell anerkannt.

Text/Foto: Landeshauptstadt Magdeburg