BARMER-Gesundheitsreport 2023: Psyche treibt Krankenstand in Sachsen-Anhalt nach oben

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Magdeburg, 09. Januar 2024 – Immer mehr ErwerbstĂ€tige in Sachsen-Anhalt sind von psychischen Erkrankungen betroffen. Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsreport der BARMER hervor. Demnach litten im Jahr 2021 rund 36 Prozent der BeschĂ€ftigten hierzulande unter psychischen Krankheiten. Hochgerechnet auf die Zahl der Erwerbspersonen im Land entspricht das mehr als 357.000 BeschĂ€ftigten im Alter von 15 bis 64 Jahren. Bei 83.400 Erwerbspersonen (8,4 Prozent) zog die seelische Erkrankung auch eine ArbeitsunfĂ€higkeit nach sich. Vor fĂŒnf Jahren waren es noch 73.500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (7,4 Prozent).

„Wir beobachten diese Entwicklungen in mehrfacher Hinsicht mit Sorge, zunĂ€chst in Hinblick auf die Erkrankten selber, aber in zweiter Instanz auch mit Blick auf die Kolleginnen und Kollegen. Sie mĂŒssen die ArbeitsausfĂ€lle schließlich abfedern. Problematisch ist außerdem, dass psychisch bedingte ArbeitsunfĂ€higkeiten in der Regel sehr lange bestehen“, sagt Axel Wiedemann (Foto), LandesgeschĂ€ftsfĂŒhrer der BARMER in Sachsen-Anhalt. Den Auswertungen im BARMER-Gesundheitsreport zufolge dauerte eine Krankschreibung aufgrund seelischer Leiden bei Sachsen-Anhalts ErwerbstĂ€tigen im Jahr 2021 im Schnitt 42 Tage.

Alter, Arbeitsplatz- und Wohnortwechsel als Risikofaktoren

Aus dem Gesundheitsreport der BARMER geht weiter hervor, dass das Risiko, psychisch zu erkranken, mit dem Alter zunimmt. WĂ€hrend es bei Erwerbspersonen im Alter von 15 bis 29 Jahren bei 32 Prozent Hinweise auf eine seelische Erkrankung gibt, sind von den 50- bis 64-JĂ€hrigen rund 41 Prozent betroffen. „Mit Krankheiten oder TodesfĂ€llen kommen viele Menschen vor allem in der zweiten LebenshĂ€lfte in BerĂŒhrung. Das könnte ein Grund dafĂŒr sein, dass Ältere stĂ€rker von psychischen Leiden betroffen sind“, so Wiedemann. UnabhĂ€ngig des Alters hĂ€tten auch Arbeitsplatz- und Wohnortwechsel Einfluss auf das Risiko, an einem psychischen Leiden zu erkranken. Laut BARMER-Gesundheitsreport weisen BeschĂ€ftigte mit lĂ€ngerfristiger TĂ€tigkeit an einem Arbeitsplatz und lĂ€ngerfristigem Aufenthalt an einem Wohnort die geringsten Risiken fĂŒr psychische Erkrankungen auf. „Auch, wenn bei diesen ZusammenhĂ€ngen sicherlich unterschiedliche denkbare Ursache-Wirkungs-Richtungen diskutiert werden mĂŒssen, können sie als Hinweis auf den Wert einer vertrauten Umgebung sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld gelesen werden“, sagt BARMER-Landeschef Wiedemann. Wer auf ein gefestigtes soziales Umfeld bauen kann, sei resilienter gegenĂŒber Belastungen oder Dauerstress.

Viele Fehltage aufgrund von Belastungsstörungen

Laut BARMER-Gesundheitsreportverursachten Diagnosen der Erkrankungsgruppe „Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen“ rund 48 Prozent der psychisch bedingten Fehltage in Sachsen-Anhalt. Dazu zĂ€hlen unter anderem Belastungsreaktionen, posttraumatische Belastungs- und Angststörungen. Etwa 43 Prozent der Fehltage resultierten aus ArbeitsunfĂ€higkeiten mit Diagnosecodes aus der Gruppe „Affektive Störungen“. Hierzu gehören vor allem Erkrankungen wie Depressionen und wiederkehrende depressive Episoden. â€žEntscheidend ist, dass BeschĂ€ftigte dort die richtige Hilfe bekommen, wo sie einen Großteil ihres Lebens verbringen. Arbeitgeber haben eine besondere Verantwortung, hier mit den richtigen Konzepten anzusetzen“, so Wiedemann. Dazu wĂŒrden Maßnahmen zur StĂ€rkung der psychischen Gesundheit wie zum Beispiel Stressmanagement und die Förderung eines gesundes Miteinanders im Team zĂ€hlen. Krankenkassen stĂŒnden zur VerfĂŒgung, die hiesigen Firmen bei der Gesunderhaltung der BeschĂ€ftigten direkt zu unterstĂŒtzen.

BARMER macht Mitarbeitende der Gemeinde Barby fit

Die Einheitsgemeinde Barby kooperiere beispielsweise mit der BARMER und setze bei seinem Projekt „mental fit“ den Fokus auf die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden. Man ermittle gemeinsam die individuelle Stressbelastung der BeschĂ€ftigten und gebe auf  dieser Basis Empfehlungen zur Stressreduktion. Zudem biete man FĂŒhrungskrĂ€ften Workshops an, in denen sie sowohl fĂŒr die eigene als auch fĂŒr die Gesundheit ihrer Mitarbeiter sensibilisiert wĂŒrden. „Es geht auch darum, dass FĂŒhrungskrĂ€fte erkennen, dass sie als Vorbilder fungieren und damit entscheidend zu einer gesunden Unternehmenskultur beitragen können“, sagt Torsten Reinharz, BĂŒrgermeister der Einheitsgemeinde Barby. Weitere Themen, die in dem zweijĂ€hrigen Projekt behandelt wĂŒrden, seien gesunder Schlaf, Stresstypen sowie der Zusammenhang körperlicher, psychischer und sozialer Gesundheit.

Foto © BARMER/Viktoria KĂŒhne