Magdeburg. Die Landespolizei SachsenâAnhalt hat flĂ€chendeckend ein neues Vorgangsbearbeitungssystem (VBS) eingefĂŒhrt und heute im Beisein der Innenministerin Dr. Tamara Zieschang in der Pilotdienststelle Jerichower Land vorgestellt. Das durch die Polizei SchleswigâHolstein entwickelte VBS @rtus hat sich bereits bei der Bundespolizei und der Polizei der Hansestadt Bremen bewĂ€hrt. Im Rahmen der Projektphase wurde es ĂŒber rund dreieinhalb Jahre an die Belange der Landespolizei angepasst. Die Weiterentwicklung erlaubt eine hohe Nutzerfreundlichkeit, eine mobile Datenerfassung sowie ein hohes Datenschutzniveau.
Innenministerin Dr. Tamara Zieschang (Foto): âEine moderne Polizei braucht moderne Arbeitsmittel und das nicht nur in der analogen, sondern auch in der digitalen Welt. Nach der Ausstattung der Landespolizei mit DienstâSmartphones ist nun ein weiterer Baustein unserer Digitalisierungsoffensive fĂŒr die Polizei im Einsatz. Das neue Vorgangsbearbeitungssystem stellt das HerzstĂŒck der polizeilichen Sachbearbeitung dar. Jeder polizeilich relevante Vorgang, ob Verkehrsunfall, Ordnungswidrigkeit oder Strafanzeige wird hier erfasst. Dazu wurden im vergangenen Jahr mehr als 6.000 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte parallel zum AlltagsgeschĂ€ft geschult und auf das neue System vorbereitet. Die Umgewöhnung vom alten auf ein neues System forderte die gesamte Landespolizei enorm. FĂŒr die BewĂ€ltigung dieser Mammutaufgabe danke ich allen Beteiligten sehr.“
Das VBS @rtus ist mit mehr als 200 ausfĂŒllbaren Formularen und mehreren Modulen wie dem Elektronischen Freiheitsentziehungsbuch die wichtigste Software zur UnterstĂŒtzung der polizeilichen Sachbearbeitung. Mit ihrer Hilfe wird maĂgeblich das polizeiliche Handeln dokumentiert. Sie liefert die Datenbasis fĂŒr FĂŒhrungsinformationssysteme, die Polizeiliche Kriminalstatistik und diverse andere Systeme.
Seit Mitte der 1990er Jahre hat die Landespolizei SachsenâAnhalt mit dem VBS IVoPol gearbeitet. Um die unzĂ€hligen fachlichen, technischen und organisatorischen Anforderungen im neuen System bearbeiten und umsetzen zu können, waren bis zu 80 Projektmitglieder und Kolleginnen und Kollegen aus den Behörden der Landespolizei beteiligt. Die Hauptaufgabe bestand neben der Schulung der gesamten Landespolizei darin, interne AblĂ€ufe festzulegen, Handlungsroutinen herzustellen und bei Anwendungsproblemen zu unterstĂŒtzen. Moderne Datenschutzstandards stellen sicher, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur die fĂŒr sie bestimmten Informationen erhalten.
âFĂŒr die Umsetzung des Projektes und den Betrieb des Vorgangsbearbeitungssystems wendet das Land Sachsen-Anhalt jĂ€hrlich ca. 1,5 Millionen Euro auf â eine gute Investition in die Zukunft und eine zeitgemĂ€Ăe IT.“, sagte Innenministerin Dr. Tamara Zieschang abschlieĂend.
Hintergrund:
Die Modernisierung des VBS ist ein Teil des Bund-LĂ€nder-Programms âPolizei â20/20″. Ziel ist es, die unterschiedlichen IT-Systeme und IT-Verfahren der Polizeien von Bund und LĂ€ndern auf einen aktuellen Standard anzuheben und zu vereinheitlichen. Die derzeit neun unterschiedlichen VBS in Deutschland sollen bundesweit auf drei reduziert werden. In der @rtus-Kooperation sind neben Sachsen-Anhalt die BundeslĂ€nder Schleswig-Holstein, Saarland, Rheinland-Pfalz, die Hansestadt Bremen, die Bundespolizei, die Bundestagspolizei und kĂŒnftig auch die LĂ€nder Niedersachsen und die Hansestadt Hamburg vertreten. Somit werden insgesamt ca. 72.000 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte im gesamten Bundesgebiet mit diesem VBS arbeiten. Mit dem Beitritt in die @rtus-Kooperation wurde die behördenĂŒbergreifende und bundesweite Zusammenarbeit bei der KriminalitĂ€tsbekĂ€mpfung verbessert und vereinfacht sowie Verwaltungsprozesse optimiert.
Seit Oktober 2023 wurde das System @rtus zunÀchst in einer Pilotphase im Polizeirevier Jerichower Land getestet. Mit Ende des Jahres 2023 konnte das neue VBS schrittweise auf alle anderen Bereiche und Behörden der Landespolizei ausgeweitet werden.
FĂŒr die im vergangenen Jahr beschafften Dienst-Smartphones wird eigens eine mobile iOSâbasierte Version des neuen VBS entwickelt. Dieses Projekt befindet sich derzeit in der technischen Umsetzung. Bis Ende 2027 soll zudem die EinfĂŒhrung der EâAkte zur vollstĂ€ndig papierlosen Arbeit zwischen den Behörden abgeschlossen sein.
Text/Foto: Ministerium fĂŒr Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt am 27. Februar 2024