WeiĂenfels. Frauen in Sachsen-Anhalt ĂŒbernehmen nach wie vor den GroĂteil der unbezahlten Sorgearbeit, egal ob und wie lange sie arbeiten. Sorgearbeit umfasst die unbezahlte Kinderbetreuung, Altenpflege aber auch familiĂ€re UnterstĂŒtzung oder Hilfe unter Freunden. Indem der Begriff Arbeit hĂ€ufig verkĂŒrzt mit bezahlter Erwerbsarbeit gleichgesetzt wird, wird der Wert unbezahlter Sorgearbeit unsichtbar gemacht.
Diese EinschĂ€tzung war auch Tenor der diesjĂ€hrigen Frauentagsveranstaltung in WeiĂenfels. 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren auf Einladung des Ministeriums fĂŒr Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, des Landesfrauenrats und der Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten zusammengekommen, um ĂŒber eine moderne Zeit- und Vereinbarungspolitik zu debattieren.
Ausgangspunkt der Debatte waren aktuelle Zahlen einer Zeitverwendungserhebung des Bundesamtes fĂŒr Statistik. Danach haben Frauen in Deutschland im Jahr 2022 rund 9 Stunden mehr unbezahlte Arbeit pro Woche geleistet als MĂ€nner. Die HĂ€lfte dieser Zeit besteht aus klassischer Hausarbeit. Jede vierte erwerbstĂ€tige Mutter empfindet ihre Zeit fĂŒr Erwerbsarbeit als zu knapp bemessen â jeder vierte Vater findet, dass er zu viel Zeit im Job verbringt.
âWer die Erwerbsbeteiligung von MĂŒttern verbessern will, muss auch VĂ€tern Vereinbarkeitsangebote unterbreiten. Ich freue mich daher sehr, dass sich auch in unserem Bundesland immer mehr Unternehmen auf den Weg machen und mit flexibleren Arbeitszeit- und Arbeitsortmodelle und neuen Möglichkeiten der Digitalisierung ihren Beitrag zur besseren Vereinbarkeit leistenâ, sagt Gleichstellungsministerin Petra Grimm-Benne in ihrem Videostatement.Â
Die Erhebung zeigt auch, dass Frauen in Ostdeutschland auf 30 Wochenstunden unbezahlter Sorgearbeit kommen, MĂ€nner hingegen auf 22 Stunden. âRechnet man die Erwerbsarbeit hinzu, haben Frauen in Ostdeutschland im Durchschnitt pro Woche rund 4 Stunden weniger Zeit fĂŒr Erholung, Freizeit und Ehrenamt als MĂ€nnerâ, erklĂ€rt Landesgleichstellungsbeauftragte Sarah Schulze. Sie fordert eine faire Aufteilung der Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern. âVereinbarkeit geht nur gemeinsam. Erwerbs- und Sorgearbeit mĂŒssen zusammen gedacht werden â fĂŒr alle Geschlechter und ĂŒber den gesamten Lebensverlauf hinweg.â
Viel zu oft werde der Begriff Arbeit verkĂŒrzt mit bezahlter Erwerbsarbeit gleichgesetzt, so Schulze. âErwerbs- und Sorgearbeit mĂŒssen zusammengedacht werden und sind gleich viel wert. Familien funktionieren schlieĂlich nur, wenn alles stimmt: das Einkommen und die Familienorganisation.â
Bildunterschrift (v.l.): GeschĂ€ftsfĂŒhrerin des Landesfrauenrates Sachsen-Anhalt Daniela Suchantke, Journalistin und Autorin Teresa BĂŒcker sowie Landesgleichstellungsbeauftragte Sarah Schulze.
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