Magdeburg. Der renommierte Interpret Prof. Dr. Barthold Kuijken (Belgien) wurde heute mit dem Georg-Philipp-Telemann-Preis der Landeshauptstadt Magdeburg geehrt und trug sich aus diesem Anlass auch in das Goldene Buch der Stadt ein. Die Verleihung des Preises erfolgte durch Oberbürgermeisterin Simone Borris im Rahmen eines Festaktes im Alten Rathaus.
Die Landeshauptstadt Magdeburg würdigt mit der Verleihung des Georg-Philipp-Telemann-Preis die exzellente, breit angelegte und nachhaltig wirksame Auseinandersetzung von Prof. Dr. Barthold Kuijken mit der Musik des 18. Jahrhunderts und insbesondere mit dem Werk Georg Philipp Telemanns (1681–1767). Als herausragender und weltweit geschätzter Travers- und Blockflötist, Lehrer, Wissenschaftler und Dirigent hat er die Beschäftigung mit historischen Flöten sowie die historisch informierte Muszierpraxis in den letzten 50 Jahren maßgeblich beeinflusst. Für Barthold Kuijken sind Fragen zur historischen Aufführungspraxis der Musik des 18. Jahrhunderts lebendig und interessant, weil sie von jeder Generation neu beantwortet werden. Dabei dienen ihm Telemanns Werke und Äußerungen als eine wichtige Quelle. Sie befruchten maßgeblich Kuijkens Nachdenken über Musik und das Aufspüren einer Interpretationsweise, „die der Komponist nicht missbilligen würde, mit der er einverstanden wäre, auch wenn er es selbst vielleicht anders gemacht hätte“ (2021).
Als Herausgeber veröffentlichte Barthold Kuijken insbesondere Kompositionen für Traversflöte, darunter auch Telemanns Fantasien. In den Notenausgaben verbindet er kompetent ein wissenschaftlich geschultes Lesen der musikalischen Quellen mit den Erfahrungen des Interpreten.
Die zahlreichen Einspielungen mit Beteiligung von Barthold Kuijken machen deutlich, dass der Interpret immer wieder zu Telemann findet und sich von dessen Werk inspirieren lässt. Instrumentalwerke, in denen Telemann eine Traversflöte verlangt, gehören zum festen Repertoire von Barthold Kuijken und nahezu alle hat er für Tonträger eingespielt. Immer weisen diese Aufnahmen Referenzcharakter auf, darunter die der „Zwölf Fantasien für Traversflöte ohne Bass“ TWV 40:2–13 (1978) und der „Sonate metodiche“ (1994).
Mit Konzerten und als mehrmaliger Juryvorsitzender – das nächste Mal 2025 – des Internationalen Telemann-Wettbewerbs ist der Preisträger der Telemannpflege im Geburtsort des Komponisten eng verbunden. Sein Wirken im Rahmen des Wettbewerbs lässt spüren, dass es dabei weniger um Konkurrenz geht, sondern immer um die Musik selbst.
Im Anschluss an den Festakt zur Preisverleihung gestaltet Barthold Kuijken gemeinsam mit dem belgischen Ensemble „Le Pavillon de Musique“ um 19.30 Uhr im Theater Magdeburg (Opernhaus) das Eröffnungskonzert „Trendsetter“ der 26. Magdeburger Telemann-Festtage. Das Konzert ist eine spannende musikalische Reise zu gefeierten Komponisten des 18. Jahrhunderts, die in ihrer Zeit eine Vorbildfunktion ausübten. Das Eröffnungskonzert wird live zeitversetzt ab 20.05 Uhr über MDR KLASSIK und MDR KULTUR im Rundfunk übertragen.
Biographisches
Der aus dem flämischen Belgien stammende Prof. Dr. Barthold Kuijken (*1949) ist eine prominente Persönlichkeit der Alten Musik. Neben legendären Auftritten und Aufnahmen mit seinen Brüdern Sigiswald (Violine) und Wieland (Violoncello und Viola da gamba) arbeitete er mit vielen Spezialisten der Alten Musik wie z. B. Gustav Leonhardt, Robert Kohnen, Bob van Asperen, Ewald Demeyere, Paul Dombrecht, Luc Devos und Piet Kuijken zusammen. Barthold Kuijken war in Konzerten u. a. mit den Barockorchestern Collegium Aureum und La petite Bande zu hören und spielte mit diesen Ensembles zahlreiche Aufnahmen ein. 2014 beendete er die Professuren für Barockflöte an den Königlichen Konservatorien von Brüssel und Den Haag, tritt aber weiterhin in Europa, den USA und Japan auf. Derzeit ist er Intendant und Dirigent des Indianapolis Baroque Orchestra (USA). Er ist gefragter Juror bei Wettbewerben und vermittelt sein Wissen nach wie vor in Meisterkursen und Vorlesungen. 2007 war Barthold Kuijken der erste Musiker in Belgien, der einen Doktortitel der Kunst erhielt. Seit 2021 ist er Ehrenmitglied der Internationalen Telemann-Gesellschaft e.V.
Das Buch „The Notation Is Not the Music. Reflections on Early Music Practice and Performance“ (2013) ist die Zusammenfassung seiner Forschung, Ideen und Überlegungen zur Musik.
Hintergrund zum Georg-Philipp-Telemann-Preis
Die Landeshauptstadt Magdeburg würdigt seit 1987 jährlich hervorragende Leistungen im Hinblick auf Interpretation, Pflege und Erforschung von Telemanns Leben und Werk mit dem Georg-Philipp-Telemann-Preis. Er besteht aus einer Bronzeplakette, einer Urkunde und einer Dotation in Höhe von 2.500 Euro.
Zu den bisher mit dem Preis Geehrten zählen Ludwig Güttler, Martin Ruhnke, Wolf Hobohm, Nikolaus Harnoncourt, René Jacobs, Klaus Mertens, der Bärenreiter-Verlag, der Carus-Verlag, Burkhard Schmilgun sowie das CD-Label cpo (Georgsmarienhütte), Thomaskantor Gotthold Schwarz i. R., Dorothee Oberlinger und Elizabeth Wallfisch. 2023 wurde der Musikwissenschaftler Dr. Ian Payne (Großbritannien) mit dem Georg-Philipp-Telemann-Preis ausgezeichnet.
Hintergrund zum Goldenen Buch der Landeshauptstadt
Das Goldene Buch der Stadt gibt es seit 1931. Eingerichtet wurde es während der Amtszeit von Oberbürgermeister Hermann Beims. Mitglieder des Magistrats trugen sich am 10. Mai 1931 als Erste in das Buch ein. Die Einträge aus der Zeit zwischen 1931 und 1949 sind nicht mehr auffindbar. Von 1949 bis 1985 gab es ein Erinnerungsbuch, in das sich Gäste der Stadt eintrugen. Seit 1985 wird das Goldene Buch in der Tradition von 1931 weitergeführt.
Der Eintrag ist eine besondere Ehrung für Personen, die die Stadt besuchen oder sich in besonderer Weise um Magdeburg verdient gemacht haben.
Eine Liste der Persönlichkeiten, die sich im Goldenen Buch seit 1990 eingetragen haben, ist im Internet unter www.magdeburg.de/GoldenesBuch verfügbar.
Quelle: Landeshauptstadt Magdeburg
Foto: Barthold Kuijken, Preisträger des Georg-Philipp-Telemann-Preises 2024 (c) Ronny Hartmann