An der Windschutzscheibe klebt ein Zettel: „Ihr Spritfresser ist tödlich“. Es ist ein Bekennerschreiben der „Tyre Extinguishers“, einer radikalen Gruppe von Klimakämpfenden. Wörtlich übersetzt nennen sie sich „Reifenlöscher“ und haben es gezielt auf SUVs abgesehen. Um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen und zu protestieren, legen sie die emissionsintensiven Geländewagen lahm. Ist das gefährlicher Vandalismus oder nachvollziehbarer Protest? „exactly“ vergleicht die Perspektiven von Opfern und Tätern – am 11. März, 10 Uhr, in der ARD Mediathek und 17 Uhr auf YouTube und MDR Investigativ
In 20 verschiedenen Ländern ist die Gruppe „Tyre Extinguishers“ aktiv. In Deutschland gab es bisher in Berlin die meisten Vorfälle, mittlerweile sind die Aktivistinnen und Aktivisten auch in Mitteldeutschland angekommen. Mit Linsen aus dem Supermarkt drücken sie Ventile auf, sodass die Luft entweicht.
So auch geschehen bei Oberarzt Harald Paukisch aus Magdeburg – ausgerechnet während seiner Rufbereitschaft. Seinen SUV nutzt er gegebenenfalls, um Notfälle ins Krankenhaus zu fahren. Falko Kühl vom ADAC schätzt das Risiko im Straßenverkehr als hoch ein. Er ist schon zu zahlreichen platten SUV-Reifen gerufen worden und befürchtet, dass trotz Zettel an der Windschutzscheibe doch mal jemand losfahren könnte. „Die Luft geht schleichend raus, das ist gefährlich. Das kann bis zu einem schweren Unfall kommen.“
Das „exactly“-Team testet in einem professionell begleiteten Experiment so einen Ernstfall. Außerdem gelingt es, einen der aktiven „Reifenlöscher“ zu interviewen. „Das ist nicht einfach Vandalismus. Diese Privatautos, die zerstören die Umwelt, sie töten durch Emissionen“, dagegen wolle er ein Zeichen setzen, sagt der Mann, der nachts in Magdeburg loszieht, um SUVs lahm zu legen.
Text/Foto: MDR