Zum Ausgang der Europa- und Kommunalwahlen erklÀrt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft Dr. Gerald Gaà (Foto):
âNach dem starken Abschneiden rechtsextremer und rechtspopulistischer Parteien bei den Europa- und Kommunalwahlen muss die Ampel-Regierung ihren Kurs korrigieren. Dazu zĂ€hlt auch die Krankenhauspolitik. In Deutschland haben Rechtsextreme und Rechtspopulisten massiv vor allem in lĂ€ndlichen Regionen an Stimmen gewonnen und sind in den meisten Landkreisen stĂ€rkste Kraft geworden, obwohl sie tatsĂ€chlich keine ĂŒberzeugenden Lösungen fĂŒr die Probleme zu bieten haben. Sie leben von den Ăngsten der Menschen. Und diese Ăngste betreffen nicht zuletzt die medizinische Versorgung. Wo KrankenhĂ€user schlieĂen, Arztpraxen nicht mehr besetzt sind und die nĂ€chste Notaufnahme nur nach langer Fahrt erreichbar ist, sorgen sich die Menschen um ihre Grundversorgung.
Eine Krankenhauspolitik, die diese Prozesse verschĂ€rft und dem kalten Strukturwandel der wirtschaftlich bedingten KlinikschlieĂungen tatenlos zuschaut, bereitet den Boden fĂŒr demokratiefeindliche Entwicklungen, die am Ende weitaus mehr als die Gesundheitsversorgung betreffen. Schon ein kurzer Blick auf die eingefĂ€rbten Landkarten nach den Wahlen zeigt ganz deutlich, dass sich Stadt und Land immer weiter auseinanderentwickeln. Gegenseitige VerstĂ€ndnislosigkeit verschĂ€rft sich. Hier gibt es groĂen Handlungsbedarf fĂŒr die Bundesregierung: Sie muss das Grundversprechen der deutschen Nachkriegspolitik, die Gleichwertigkeit der LebensverhĂ€ltnisse in Stadt und Land, sichern. Dazu zĂ€hlt die flĂ€chendeckende Gesundheitsversorgung in flĂ€chendeckend hoher QualitĂ€t. Die Ampelparteien mĂŒssen die Menschen mit ihrer Politik wieder mitnehmen.
Dass die SPD nach mehr als 160 Jahren Parteigeschichte als traditionelle Vertreterin der breiten Masse, der âkleinen Leute“, bei Wahlen ein Rekordtief nach dem anderen einfĂ€hrt und gerade in ostdeutschen Kommunen vielfach praktisch nicht mehr existiert, ist kein unabwendbares Schicksal. Es liegt an einer Bundespolitik, die sich immer weiter von den BedĂŒrfnissen entfernt, die gerade im Gesundheitsressort kompromisslos âdurchzieht“, den Dialog verweigert und den kalten Strukturwandel geschehen lĂ€sst, statt auf BedĂŒrfnisse und berechtigte Bedenken einzugehen. Nicht nur im Sinne einer guten Gesundheitsversorgung, sondern auch zum Schutz unserer Demokratie und Freiheit können wir nur raten, diesen Kurs zu korrigieren.“
Text/Foto: DKG am 10. Juni 2024