Magdeburg. Unter FederfĂŒhrung des Landes Sachsen-Anhalt haben die Innenministerien der LĂ€nder Brandenburg, MecklenburgâVorpommern, Sachsen und ThĂŒringen sowie die Berliner Senatsverwaltung fĂŒr Inneres und Sport heute eine gemeinsame Handreichung zum Thema âRechtsextremistisch genutzte Immobilien in Ostdeutschland“ veröffentlicht. Neben einem Lagebild zur Situation in den ostdeutschen BundeslĂ€ndern enthĂ€lt die BroschĂŒre Handlungsempfehlungen, die sich sowohl an VerantwortungstrĂ€ger in den Kommunen als auch an private Immobilienbesitzer richten.
In Ostdeutschland sind rechtsextremistisch genutzte Immobilien ĂŒberproportional stark verbreitet. 61 Prozent der bundesweit 210 rechtsextremistisch genutzten Immobilien befanden sich im Jahr 2022 in den BundeslĂ€ndern ThĂŒringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und in Berlin. Um die Nutzung von Immobilien fĂŒr rechtsextremistische Zwecke einzudĂ€mmen, hatten sich die Innenminister der ostdeutschen LĂ€nder und der ehemalige Innensenator von Berlin bereits im September 2020 im Rahmen der Sicherheitskooperation Ost darauf verstĂ€ndigt, den lĂ€nderĂŒbergreifenden Austausch der Verfassungsschutzbehörden zu diesem Themenkomplex zu intensivieren. Zu diesem Zweck wurde eine aus Vertretern der Verfassungsschutzbehörden des Bundes und der ostdeutschen BundeslĂ€nder bestehende Arbeitsgruppe eingerichtet, die auch die neue Handreichung erarbeitet hat.
Kommunen und Immobilienbesitzer finden in der BroschĂŒre Hilfestellungen und Anregungen fĂŒr MaĂnahmen, die geeignet sein können, die Nutzung von Immobilien zu rechtextremistischen Zwecken einzudĂ€mmen oder Versuche von Rechtsextremisten, Immobilien zu solchen Zwecken zu erwerben, erfolgreich zu verhindern. Die in der Publikation aufgezeigten Best-Practice-Beispiele zeigen, dass der demokratische Rechtsstaat den Bestrebungen seiner Feinde, fĂŒr den Kampf gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung neue RĂ€ume und Ressourcen zu erschlieĂen, keineswegs machtlos gegenĂŒbersteht.
Dr. Tamara Zieschang, Ministerin fĂŒr Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt: âFĂŒr die Landesregierung hat der Kampf gegen den Rechtsextremismus höchste PrioritĂ€t. Dazu gehört auch die EindĂ€mmung des Immobilienerwerbs. Um ein weiteres Ausbreiten rechtsextremistisch genutzter Immobilien zu verhindern, muss der Staat alle rechtlich zulĂ€ssigen MaĂnahmen konsequent anwenden. Neben den Sicherheitsbehörden kommt dabei auch den VerantwortungstrĂ€gern in den Kommunen eine wichtige SchlĂŒsselrolle zu, geeignete MaĂnahmen zu nutzen, um den Kauf oder die Anmietung einer Immobilie zu erschweren. Die vorliegende BroschĂŒre soll die Kommunen bei dieser TĂ€tigkeit unterstĂŒtzen.“
Iris Spranger, Senatorin fĂŒr Inneres und Sport des Landes Berlin: âIn Berlin gibt es zurzeit wenig Immobilien, die von Rechtsextremistinnen und Rechtsextremisten genutzt werden. Mit dieser BroschĂŒre erhalten unsere Behörden und potenzielle Vermieter nun ein Kompendium an die Hand, das sie in die Lage versetzt, weitere Anmietungen oder den Erwerb von Immobilien durch Rechtsextremistinnen und Rechtsextremisten zu verhindern. Wir senden damit aus der Bundeshauptstadt ein deutliches Signal, dass wir dem Rechtsextremismus auch im eigentlichen Wortsinn keinen Raum fĂŒr Hass und Hetze geben wollen. Ăber zielfĂŒhrende rechtsstaatliche Handlungsoptionen und Möglichkeiten klĂ€rt diese informative BroschĂŒre auf. Sie soll ebenso Behörden und Zivilgesellschaft fĂŒr dieses Thema sensibilisieren.“
Michael StĂŒbgen, Minister des Innern und fĂŒr Kommunales des Landes Brandenburg: âExtremisten sind immer auf der Suche nach GebĂ€uden und GrundstĂŒcken. Dort planen und koordinieren sie ihre AktivitĂ€ten. Ebenso schulen sie Szeneangehörige. Und sie veranstalten Konzerte mit rechtsextremistischen Bands. Dabei kommt es immer wieder zu Straftaten. Solche Immobilien mit strategischer Szene-Bedeutung mĂŒssen im Sinne der wehrhaften Demokratie beobachtet und wo immer es geht dem Zugriff von Extremisten entzogen werden. Die vorliegende Handreichung dient diesem Zweck und damit dem Schutz unserer Freiheit.“
Christian Pegel, Minister fĂŒr Inneres, Bau und Digitalisierung des Landes MecklenburgâVorpommern: âDer Rechtsextremismus ist weiterhin leider die mit absolutem Abstand gröĂte Gefahr fĂŒr unsere Gesellschaft. Und rechtsextremistische Bestrebungen sind Ă€uĂerst facettenreich. Umso entscheidender ist es, diese einzudĂ€mmen und MaĂnahmen zu ergreifen, um strategisch dagegen vorzugehen. Immobilien spielen dabei eine wichtige Rolle, da sie als RĂŒckzugs-, Schulungs- und VeranstaltungsrĂ€ume fĂŒr die Szene dienen. Folglich ist eine gemeinsame Aufgabe, zu informieren, zu sensibilisieren und den Kommunen im Umgang mit rechtsextremistischem Immobilienerwerb die passenden Instrumente an die Hand zu geben.“
Armin Schuster, SĂ€chsischer Staatsminister des Innern: âDer Immobilienbesitz ist nicht nur ein Statussymbol, sondern wegen der bei Veranstaltungen erzielten Einnahmen auch fester Bestandteil eines szeneinternen Finanz- und Wirtschaftskreislaufs. Mit unserem Expertennetzwerk wollen wir im Freistaat Sachsen diesem Treiben im wahrsten Sinne des Wortes einen Riegel vorschieben. Mit entsprechenden MaĂnahmen werden Innenministerium, Landesdirektion, Landesamt fĂŒr Verfassungsschutz und Polizei mit den betroffenen Kommunen diesen Rechtsextremisten immer wieder Nadelstiche versetzen. Es soll ihnen so schwer wie möglich gemacht werden, Immobilien zu erwerben oder verfassungsfeindliche Veranstaltungen auszurichten. Wir senden damit das Signal: ihr seid bei uns nicht willkommen!“
Georg Maier, ThĂŒringer Minister fĂŒr Inneres und Kommunales: âSzeneimmobilien dienen Extremisten als RĂŒckzugsrĂ€ume und als Anker ihrer politischen Vernetzung. Oft werden sie auch genutzt, um demonstrativ einen Platz im öffentlichen Raum zu beanspruchen. Beides können demokratische Gemeinwesen nicht akzeptieren: Es gehört zu den Kernaufgaben einer wehrhaften Demokratie, frĂŒhzeitig vor der Etablierung derartiger Strukturen zu warnen und politischen EntscheidungstrĂ€gern vor Ort die notwendigen Informationen zur VerfĂŒgung zu stellen, um mit den Mitteln des Rechtsstaates gegen die Etablierung solcher extremistischen Strukturen vorgehen zu können. Extremisten verhalten sich dabei oft geschickt, indem sie ihre Anliegen zu verschleiern versuchen und gar in der Rolle als KĂŒmmerer vor Ort oder als scheinbar finanzkrĂ€ftiger Investor gerade in strukturschwĂ€cheren Regionen auftreten. Die vorliegende Publikation gibt der Ăffentlichkeit nicht nur notwendige Informationen an die Hand, um mit Szeneimmobilien umzugehen. Sie eröffnet auch ein Format, um miteinander ĂŒber rechtsstaatliche Gegenstrategien ins GesprĂ€ch zu kommen.“
Die BroschĂŒre kann hier heruntergeladen werden: lsaurl.de/Immobilien
Text/Foto: Ministerium fĂŒr Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt am 17. Juni 2024