Landespolizeipfarrerin Thea Ilse geht in den Ruhestand

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Heute wurde Landespolizeipfarrerin Dorothea – oder besser bekannt als „Thea“ – Ilse nach 22 Jahren Dienst fĂŒr die Landespolizei feierlich in den Ruhestand verabschiedet. Zu ihren Aufgaben gehörten insbesondere der Einsatz als Notfallseelsorgerin, Botschafterin im Sinne der interkulturellen Kompetenz und der Vorsitz der Konfliktkommission der Landespolizei.

Innenministerin Dr. Tamara Zieschang: „Wenn die Not groß war, konnten sich die Kolleginnen und Kollegen der Landespolizei, die Familien und Angehörigen der Betroffenen und jeder, der ihre Hilfe benötigte, immer auf Frau Ilse verlassen. Sie war unentwegt mit Leib und Seele zur Stelle. Ob bei ethischen Fragen oder der TrauerbewĂ€ltigung: Sie half stets mit Herz und hohem Sachverstand. In GesprĂ€chen und Workshops machte sie mit ihrer geduldigen und emphatischen Art das Leid ertrĂ€glicher und belastende EinsĂ€tze annehmbarer. FĂŒr ihre Arbeit als Vermittlerin, Ratgeberin, BrĂŒckenbauerin zwischen Polizei und Zivilgesellschaft, bin ich Ă€ußerst dankbar. Im Namen der gesamten Landespolizei wĂŒnsche ich ihr fĂŒr die Zukunft alles Gute, viel Gesundheit und einen erholsamen, aber auch ereignisreichen neuen Lebensabschnitt.“

Hintergrund:

Frau Ilse wurde 2002 von der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland zur Landespolizeipfarrerin und Beauftragten fĂŒr Notfallseelsorge fĂŒr das Land Sachsen-Anhalt bestellt und war Mitglied bzw. zeitweise Vorsitzende des Polizeiseelsorgebeirates.

An der Fachhochschule Polizei in Aschersleben unterrichtete sie als Dozentin in der Ausbildung, im Studium und in der Fortbildung zu den Themen Kommunikation, Krisenintervention und Berufsethik.

Eines ihrer Herzensprojekte war der Polizeiteddy. Von ihrem VorgĂ€nger Peter Eichfeld ĂŒbernommen fĂŒhrte Frau Ilse dieses ĂŒber zwei Jahrzehnte weiter. Dabei erhalten Kinder, die an UnfĂ€llen oder tragischen Ereignissen beteiligt waren, von den eingesetzten Polizistinnen und Polizisten zum Trost einen Polizeiteddy. Die FortfĂŒhrung der Polizeiteddys ist sichergestellt.

Unter ihrer Leitung wurde 2007 als Modellprojekt ein erstes sogenanntes Kriseninterventionsteam (KIT) im Land gegrĂŒndet; spĂ€ter ĂŒbernahm sie deren psycho-soziale Leitung. Die Polizei-KIT kommen seitdem immer dann zum Einsatz, wenn die Bediensteten der Landespolizei nach traumatischen beruflichen und privaten Ereignissen eine psychosoziale Notfallversorgung benötigen. Dies kann unter anderem nach VerkehrsunfĂ€llen mit schwerem Verlauf, einer Schusswaffenabgabe oder beim Überbringen von Todesnachrichten der Fall sein.

Als Vorsitzende der Konfliktkommission der Landespolizei nahm sie sich ab 2008 den unterschiedlichsten zwischenmenschlichen Spannungsfeldern an und agierte als Streitschlichterin, Vermittlerin oder einfach als gute Zuhörerin. Zur Lösung der bestehenden Konflikte wurden beispielsweise Mediationen und Teamsupervisionen durchgefĂŒhrt.

Beginnend mit dem Jahr 2009 organisierte und fĂŒhrte Frau Ilse als Polizei- und Notfallseelsorgerin regelmĂ€ĂŸig Bildungsreisen nach Israel/PalĂ€stinensische Autonomiegebiete und Jordanien durch. Im Vordergrund der Reisen standen stets das Kennenlernen der Polizeiarbeit sowie des politischen Umfeldes vor Ort und die herrschenden gesellschaftlichen Bedingungen fĂŒr die Polizeiarbeit.

Als Beauftragte fĂŒr die Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands hat sich Frau Ilse um die Koordination, Organisation, den Aufbau und die professionelle Begleitung der Notfallseelsorge im Land Sachsen-Anhalt verdient gemacht. Bei UnfĂ€llen, Suiziden, Katastrophen hat sie die Hilfe koordiniert und gesteuert und stand Menschen bei. So zum Beispiel nach dem schweren BahnunglĂŒck bei Hordorf im Jahr 2011 und dem terroristischen Anschlag vom 9. Oktober 2019 in Halle (Saale) und Wiedersdorf. Aus dem Urlaub heraus alarmierte sie nach Bekanntwerden der Lage das Notfallseelsorgeteam. An den Folgetagen, nachdem die EinsatzkrĂ€fte realisierten, was passiert war, standen sie und ihr Team zur BewĂ€ltigung des Geschehens einer Vielzahl von Polizistinnen und Polizisten zur Seite. Auf Anregung von Frau Ilse hat das Ministerium fĂŒr Inneres und Sport seit 1. September 2023 die Grundsatzangelegenheiten der Psychosozialen Notfallversorgung als neue Aufgabe ĂŒbernommen.

Seit 2021 war Thea Ilse Mitglied der Projektgruppe zur Erhöhung der interkulturellen Kompetenz in der Landespolizei. Gemeinsam mit weiteren Wegbegleitern konnte sie ab 2022 bereits eine Vielzahl von Multiplikatoren ausbilden und in ihrem polizeilichen Wirken unterstĂŒtzen.

Im Laufe der Jahre wirkte sie zudem bei der Erstellung von Diplom- oder Bachelorarbeiten der Absolventinnen und Absolventen der Fachhochschule Polizei mit.

DarĂŒber hinaus engagierte sie sich in diversen EhrenĂ€mtern wie beispielsweise in der Telefonseelsorge Halle (Saale). Erst kĂŒrzlich erhielt sie fĂŒr ihren ehrenamtlichen Einsatz das Silberne Brandschutz- und Katastrophenschutz-Ehrenzeichen am Bande (Stufe 1).

Quelle: Ministerium fĂŒr Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt am 26. September 2024

Foto: Thea Ilse (c) Notfallseelsorge Sachsen-Anhalt