Die stagnierende Wirtschaft bietet derzeit wenig Spielraum für hohe Tarifabschlüsse, die über einen Inflationsausgleich hinausgehen, sagt ifo-Präsident Clemens Fuest anlässlich der Tarifverhandlungen der Metallwirtschaft. „Aktuell schwächelt die deutsche Wirtschaft. Auch die Metallindustrie ist da keine Ausnahme. Hohe Lohnzuwächse, die deutlich über einen Inflationsausgleich hinausgehen, gibt die aktuelle Wirtschaftsentwicklung nicht her“, sagt Fuest. Bei einer Inflationsrate von knapp 2% würde die aktuelle Lohnforderung der IG Metall von 7% eine Reallohnsteigerung von 5% bedeuten.
In den vergangenen Jahren habe sich die gesamtwirtschaftliche Lohnentwicklung trotz aller krisenbedingten Turbulenzen an der Produktivitätsentwicklung orientiert. Seit dem Vorkrisenjahr 2019 ist die Produktivität in Deutschland leicht zurückgegangen. Auch die Investitionen der Unternehmen sind derzeit deutlich niedriger als noch 2019. Es sei damit zu rechnen, dass die Arbeitsproduktivität bei hohen Abschlüssen weiter sinkt, was der Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland schadet. „Oft wird mit einem Nachfrageimpuls durch hohe Tarifabschlüsse argumentiert. Allerdings erhöhen steigende Löhne die Nachfrage nur dann, wenn die Beschäftigten das zusätzliche Geld auch ausgeben. Das ist im Moment nicht zu beobachten, da in wirtschaftlich unsicheren Zeiten die Menschen das Plus eher auf die hohe Kante legen“, sagt Fuest.
Clemens Fuest (Foto)
Präsident des ifo Instituts
Text/Foto: ifo Institut