Magdeburg. Studie der UniversitĂ€tsmedizin Magdeburg kombiniert Gehirnstimulation und psychosoziale UnterstĂŒtzung fĂŒr nachhaltige Gewichtsreduktion.
FĂŒr viele Betroffene bleibt der Weg zu einer dauerhaften Gewichtsreduktion nach einer Magenverkleinerung eine Herausforderung. Ein Forschungsprojekt an der UniversitĂ€tsklinik fĂŒr Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Magdeburg könnte dies nun Ă€ndern: Die Studie untersucht ein innovatives Nachsorgekonzept, das gezielte Gehirnstimulation mit einer kognitiven Kontrollaufgabe und psychosozialer Nachsorge kombiniert. Das Ziel ist es, die kognitiven und emotionalen Ursachen des krankhaften Ăbergewichts zu beeinflussen, um den langfristigen Erfolg der Operation zu sichern. Das interdisziplinĂ€re Projekt wird vom Deutschen Zentrum fĂŒr Psychische Gesundheit (DZPG) gefördert.
Im Mittelpunkt der Studie steht die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS), eine nicht-invasive Methode, bei der das Gehirn durch leichte elektrische Impulse stimuliert wird. Diese Methode wird bereits erfolgreich in der Therapie von Depressionen und in der Rehabilitationsbehandlung nach SchlaganfĂ€llen eingesetzt. In der aktuellen Studie wird tDCS in Kombination mit einer kognitiven Kontrollaufgabe eingesetzt, um die Hirnareale zu aktivieren, die fĂŒr die Impulskontrolle und das Ess- und Bewegungsverhalten verantwortlich sind. Diese Funktionen sind bei Menschen mit krankhaftem Ăbergewicht oft verĂ€ndert.
WĂ€hrend der Stimulationssitzungen lernen die Patient:innen ihre Blickbewegungen auf verlockende Nahrungsmittel besser zu steuern. ZusĂ€tzlich nehmen alle Teilnehmenden an einer psychosozialen Nachsorgegruppe teil, die von einer Psychologin und ErnĂ€hrungstherapeutin geleitet wird. Diese Kombination aus kognitiven, psychologischen und neurobiologischen AnsĂ€tzen soll den Patient:innen helfen, eine langfristige LebensstilĂ€nderung zu erreichen. Besonders in den ersten zwei Jahren nach einer Magenverkleinerung ist eine umfassende Nachsorge entscheidend, um RĂŒckfĂ€llen in alte, unerwĂŒnschte Verhaltensmuster vorzubeugen. In diesem Zeitraum bietet die Studie nun erstmals ein umfassendes Therapieangebot.
Um die Nachsorge möglichst passgenau zu gestalten, wurden bereits operierte Patient:innen durch Befragungen aktiv in die Entwicklung des Studiendesigns eingebunden. âBisher beschrĂ€nkte sich die Nachsorge nach Magenverkleinerungen auf chirurgische und ernĂ€hrungstherapeutische Kontrollen. Unser neues Konzept erweitert diese um eine kognitive und psychosoziale Komponente, die die komplexen Ursachen von Adipositas ganzheitlich berĂŒcksichtigt. So wollen wir eine nachhaltige Gewichtsreduktion ermöglichen“, erklĂ€rt Prof. Dr. med. Florian Junne, Leiter der UniversitĂ€tsklinik fĂŒr Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Magdeburg und Projektleiter der Studie.
Mit der Studie leistet die UniversitĂ€tsklinik fĂŒr Psychosomatische Medizin und Psychotherapie einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Nachsorge nach einer Magenverkleinerung und unterstreicht damit die Bedeutung des Adipositaszentrums Magdeburg. âWir sind stolz darauf, unseren Patientinnen und Patienten eine so innovative und ganzheitliche Nachsorge anbieten zu können, die in unserer Region einzigartig ist“, ergĂ€nzt Professor Junne.
Das Forschungsprojekt erfolgt in enger Zusammenarbeit zwischen den UniversitĂ€tskliniken fĂŒr Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychiatrie und Psychotherapie, Neurologie sowie Allgemein-, Viszeral-, GefĂ€Ă- und Transplantationschirurgie der UniversitĂ€tsmedizin Magdeburg. Gemeinsam verfolgen sie das Ziel, die Nachsorge fĂŒr Menschen mit krankhaftem Ăbergewicht entscheidend zu verbessern und eine langfristige Genesung zu erreichen.
Deutsches Zentrum fĂŒr Psychische Gesundheit (DZPG)
Die UniversitĂ€tsmedizin Magdeburg ist Teil des mitteldeutschen Standorts Halle-Jena-Magdeburg des Deutschen Zentrums fĂŒr Psychische Gesundheit (DZPG), das innovative AnsĂ€tze zur PrĂ€vention, Diagnose und Therapie psychischer Erkrankungen erforscht. Das DZPG vereint die Expertise von 27 Forschungseinrichtungen an sechs Standorten in Deutschland. Der Fokus am Standort Halle-Jena-Magdeburg liegt auf der Untersuchung von Gehirnnetzwerken, die durch immunologische Prozesse, Stoffwechselstörungen oder Verletzungen gestört werden und problematisches Verhalten auslösen können.
Wissenschaftlicher Kontakt:
Prof. Dr. med. Florian Junne, Direktor der UniversitĂ€tsklinik fĂŒr Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Otto-von-Guericke-UniversitĂ€t Magdeburg, Tel.: 0391/67-14200, kpsm@med.ovgu.de
Symbolfoto Magenverkleinerungen â © mi_viri â stock.adobe.com