Deutscher Apothekertag: Ein Jahr vor der Bundestagswahl – Apothekerschaft richtet eindringlichen Appell an die Bundesregierung

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Ein Jahr vor der Bundestagswahl ruft die Apothekerschaft die Bundesregierung dazu auf, die Arzneimittelversorgung ĂŒber die Apotheken vor Ort dringend zu stabilisieren. „Sowohl die Versorgungsdaten als auch eine aktuelle Umfrage unter Apothekerinnen und Apotheker sprechen nach drei Jahren Ampel-Koalition eine deutliche Sprache: Die Versorgung dĂŒnnt immer mehr aus und ist durch eine Schließungswelle bei den Apotheken und LieferengpĂ€ssen geprĂ€gt“, so ABDA-PrĂ€sidentin Gabriele Regina Overwiening auf der heutigen Pressekonferenz zum Beginn des Deutschen Apothekertages in MĂŒnchen (9.-11. Oktober 2024).

Statistiken der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher ApothekerverbĂ€nde zeigen: Seit Beginn der aktuellen Legislaturperiode ging die Zahl der Apotheken von 18.461 um 1.173 (minus 6,4 Prozent) auf mittlerweile nur noch 17.288 Apotheken zurĂŒck. Die Zahl der NeugrĂŒndungen lag im Jahr 2012 noch bei 184 Apotheken, ist aber im Jahr 2023 auf bloße 62 geschrumpft.

Die immer rasantere AusdĂŒnnung der Apothekenlandschaft und die Lieferengpass-Krise mĂŒssten endlich gestoppt werden. Auch das seit einem Jahr geltende Lieferengpassgesetz habe die Lage nicht verbessert, so Overwiening. Und das nun geplante Apothekenreformgesetz bringe sogar neue Gefahren mit sich. „Das Apothekenreformgesetz ist kein VersorgungsstĂ€rkungsgesetz, sondern ein ApothekenschwĂ€chungsgesetz. Dieses Vorhaben darf so keinesfalls von der Bundesregierung auf den Weg gebracht werden“, sagt Overwiening. „Die ABDA und die gesamte Apothekerschaft stehen fĂŒr konstruktive GesprĂ€che ĂŒber eine Weiterentwicklung des Apothekensystems bei einer gleichzeitigen StĂ€rkung der Apotheken vor Ort jederzeit bereit.“

Der Apothekenklima-Index 2024, eine reprĂ€sentative Umfrage unter 500 Apothekeninhaberinnen und -inhabern, belegt die Schieflage im Apothekenmarkt mit eindrĂŒcklichen Daten zu den Zukunftserwartungen der Apothekerinnen und Apotheker: Zwei Drittel (63,4 Prozent) gehen von einer schlechteren Entwicklung ihrer eigenen Apotheke in den nĂ€chsten zwei bis drei Jahren aus. Darunter halten ein Drittel (31,2 Prozent) der Befragten die Entwicklung fĂŒr ihre Apotheke fĂŒr „deutlich schlechter“ – 2021 waren es nur 10,2 Prozent. Ein Drittel aller Inhaberinnen (33,8 Prozent) glaubt, keinen einzigen Interessenten im Falle eines Verkaufes zu finden – das ist ein hoher Wert gegenĂŒber 2021 (15,4 Prozent). Laut Apothekenklima-Index 2024 birgt derweil fĂŒr drei Viertel (73,6 Prozent) der Befragten die im Apothekenreformgesetz vorgesehene „Apotheke ohne apothekerliche PrĂ€senz“ Risiken in puncto BeratungsqualitĂ€t und Patientenschutz.

Jeweils neun von zehn SelbstĂ€ndigen wĂŒnschen sich bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen (93,0 Prozent) und Planungssicherheit (88,2 Prozent). ABDA-PrĂ€sidentin Overwiening fordert deshalb die Bundesregierung auf, in drei zentralen Handlungsbereichen in ihrer verbleibenden Amtszeit aktiv zu werden: „Die Apotheken vor Ort brauchen eine finanzielle StĂ€rkung. Die Apothekerinnen und Apotheker brauchen mit Blick auf die Lieferengpass-Krise mehr Freiheiten. Die Apotheken mĂŒssen echte Apotheken bleiben – und dĂŒrfen nicht als Scheinapotheken oder Abgabestellen die Versorgung verschlechtern.“

Foto: Pressekonferenz am 8. Oktober 2024 in MĂŒnchen zum Deutschen Apothekertag: ABDA-HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer Dr. Sebastian Schmitz, ABDA-PrĂ€sidentin Gabriele Regina Overwiening, ABDA-Pressesprecher Benjamin Rohrer (v.l.n.r.)

(c) ABDA Bundesvgg. Dt. ApothekerverbÀnde / Fotograf: André Wagenzik