Halle/MZ (ots) – Das Opioid Fentanyl war bisher im Zusammenhang mit einer Drogenwelle in den USA bekannt. Nun ist es in Deutschland im Umlauf – auch in Sachsen-Anhalt werden mehr FĂ€lle bekannt. „In die Beratungsstellen kommen allein deshalb aber die wenigsten. Hauptdroge bei Fentanylkonsumierenden ist Heroin“, sagt Helga MeeĂen-HĂŒhne, Leiterin der Landesstelle fĂŒr Suchtfragen, der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Dienstagausgabe). Suchtberater seien fĂŒr das Thema zuletzt erneut sensibilisiert worden. „Wir mĂŒssen aufmerksam sein“.
Fentanyl wird in Deutschland als Schmerzmittel hĂ€ufig in der Palliativmedizin eingesetzt, etwa bei Krebspatienten. Das chemisch herstellte Opioid wirkt bis zu 100-mal stĂ€rker als Heroin, dessen Wirkung es Ă€hnelt. Es wird zunehmend illegal produziert und teilweise anderen Drogen beigemischt. „FĂŒr Laien ist es schwer dosierbar. Zu hohe Mengen können zum Tod fĂŒhren“, sagt Michael BrĂŒtting, GeschĂ€ftsfĂŒhrender Oberarzt der UniversitĂ€tsklinik und Poliklinik fĂŒr Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der UniversitĂ€tsmedizin Halle.
In den USA haben Opioide eine Krise ausgelöst. Sie wurden jahrzehntelang bei Schmerzen unkritisch verschrieben. In Deutschland rĂŒckt die „Zombie-Droge“ – so genannt, weil sich AbhĂ€ngige im Rausch eckig und unkontrolliert bewegen – langsam in den Fokus von Behörden und Hilfsorganisationen. Laut Landeskriminalamt (LKA) Sachsen-Anhalt sind Opioide wie Fentanyl auf dem Rauschgiftmarkt „definitiv vorhanden, spielen jedoch im Vergleich zu BetĂ€ubungsmitteln wie Kokain oder Amphetamin eine eher untergeordnete Rolle“. 2023 gab es im Bundesland einen massiven Anstieg bei den Drogentoten – von 19 (2022) auf 54. Zwölf starben infolge einer Mischintoxikation unter anderem mit
Heroin, Morphin oder Opiaten. In der Suchtberatung der Stadtmission Halle stellt Leiterin Nora Muschinski mehr Opioidkonsumenten fest. „Da geht es nicht um das Klischee des DrogenabhĂ€ngigen, der zugedröhnt in der Ecke liegt. Sondern das sind Menschen aus der Mitte der Gesellschaft.“ Sie seien ĂŒber Schmerzen oder den Wunsch nach LeistungsfĂ€higkeit in die Sucht nach Opioid-Medikamenten gerutscht.
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