Die Bundesregierung diskutiert auch angesichts geringerer Steuereinnahmen ĂŒber die Zukunft der Schuldenbremse, die Deutschen sind in dieser Frage geteilter Meinung: 48 Prozent der Wahlberechtigten möchten sie beibehalten (-5 im Vgl. zu August), fast ebenso viele (45 Prozent) sprechen sich mittlerweile fĂŒr eine Lockerung der Schuldenbremse aus (+4), zum Beispiel fĂŒr öffentliche Investitionen. Das hat eine reprĂ€sentative Umfrage von infratest dimap unter 1.333 Wahlberechtigten fĂŒr den ARD-DeutschlandTREND von Montag bis Mittwoch dieser Woche ergeben.
Die Schuldenbremse im Grundgesetz verpflichtet den Staat dazu, grundsĂ€tzlich nicht mehr Geld auszugeben als er einnimmt. Ausnahmen sind nur in auĂergewöhnlichen Notlagen erlaubt, wie zum Beispiel bei Naturkatastrophen, Pandemien oder Wirtschaftskrisen. Mehrheitlich unterstĂŒtzt wird die Schuldenbremse von AnhĂ€ngern der AfD: 64 Prozent sind fĂŒr eine Beibehaltung, 28 Prozent fĂŒr eine Lockerung. AnhĂ€nger des BSW (52:44) sowie der Union (51:46) sprechen sich mit knapper Mehrheit fĂŒr eine Beibehaltung aus. Eine Lockerung der Schuldenbremse wĂŒnschen sich hingegen Mehrheiten der GrĂŒnen-AnhĂ€nger (77 Prozent) sowie der SPD-AnhĂ€nger (61 Prozent); fĂŒr eine Beibehaltung der Schuldenbremse sind 21 Prozent der GrĂŒnen-AnhĂ€nger und jeder dritte SPD-AnhĂ€nger (33 Prozent). Einzeln ausgewiesen werden die Meinungen der AnhĂ€nger fĂŒr alle Parteien, die in der Sonntagsfrage mindestens 5 Prozent erreichen.
Am Mittwoch veröffentlichte das Statistische Bundesamt eine erste SchĂ€tzung, wonach die deutsche Wirtschaftsleistung im dritten Quartal um 0,2 Prozent gewachsen ist. Im Gesamtjahr rechnet die Bundesregierung dagegen mit einem RĂŒckgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,2 Prozent. Aktuell wird ĂŒber verschiedene wirtschaftspolitische MaĂnahmen diskutiert. Staatliche Hilfen fĂŒr solche Unternehmen, die in Deutschland investieren, erhalten von zwei Drittel der Deutschen (67 Prozent) Zuspruch; fĂŒr knapp jeden Vierten (23 Prozent) ginge eine solche MaĂnahme in die falsche Richtung. Eine allgemeine Senkung der Steuern fĂŒr Unternehmen wird von einer knappen Mehrheit (54 Prozent) unterstĂŒtzt und von jedem Dritten (34 Prozent) abgelehnt.
Sowohl mit der aktuellen Haushalts- und Finanzpolitik als auch mit der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung sind fĂŒnf von sechs Deutschen (83 Prozent) derzeit unzufrieden und nur jeweils eine Minderheit (14 bzw. 13 Prozent) zufrieden. In der Wirtschaftspolitik richtet sich die Kritik vor allem an die GrĂŒnen, die in Robert Habeck den zustĂ€ndigen Minister stellen: Unter jenen, die mit der aktuellen Wirtschaftspolitik unzufrieden sind, ist jeder Zweite (50 Prozent) am meisten von den GrĂŒnen enttĂ€uscht. Jeder Vierte von ihnen (24 Prozent) sagt das von der FDP und jeder FĂŒnfte (19 Prozent) von der SPD. In der Haushalts- und Finanzpolitik verteilt sich die Kritik etwas weniger deutlich: Hier sind 38 Prozent der Unzufriedenen vor allem von der fĂŒrs Finanzministerium zustĂ€ndigen FDP enttĂ€uscht und 36 Prozent von den GrĂŒnen; jeder Sechste (17 Prozent) richtet seine Kritik vor allem an die SPD.
Fast drei von vier Deutschen (73 Prozent) machen sich aktuell sehr groĂe bzw. groĂe Sorgen um den Wirtschaftsstandort Deutschland. 44 Prozent der Deutschen haben Sorgen, dass sie ihren Lebensstandard kĂŒnftig nicht mehr halten können â das sind sechs Prozentpunkte weniger als noch im Juni. Derweil fĂŒrchtet knapp jeder fĂŒnfte ErwerbstĂ€tige (18 Prozent), den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren (-1 im Vgl. zu Oktober 2022).
Quelle: WDR Kommunikation am 01. November 2024
Foto: 11.09.2024, Berlin: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), spricht in der Generaldebatte zum Bundeshaushalt 2025
(c) WDR/dpa/Michael Kappeler