Magdeburg. Gleichstellungsministerin Petra Grimm-Benne (Foto) hat heute im Landtag auf die steigenden Zahlen von Gewalt gegen Frauen hingewiesen: âAuch in Sachsen-Anhalt ist ein besorgniserregender Anstieg hĂ€uslicher Gewalt zu erkennen. Nach der kriminalstatistischen Auswertung HĂ€usliche Gewalt des Landeskriminalamtes wurden 2023 7.928 FĂ€lle hĂ€uslicher Gewalt erfasst, davon 5.566 FĂ€lle von Partnerschaftsgewalt und 2.426 FĂ€lle familiĂ€rer Gewalt. Das entspricht einem prozentualen Anstieg von 11,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die alarmierenden Zahlen zu hĂ€uslicher Gewalt beweisen, dass Gewalt gegen Frauen in Deutschland Alltag ist.â
Grimm-Benne warnte davor, die Taten als Familiendrama oder Privatsache zu verharmlosen: âWenn Frauen getötet werden, weil sie Frauen sind, mĂŒssen wir diese Taten klar als das benennen, was sie sind: als Femizide! Ich will mich nicht damit abfinden, dass Gewalt gegen Frauen in Deutschland Alltag ist. Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache, sondern ein strukturelles Problem. Und es ist eine zentrale Aufgabe des Staates, Frauen vor Gewalt zu schĂŒtzen.â
âDie Landesregierung hat im Februar 2024 mit dem Aktionsplan PROGRESS eine Strategie zur Umsetzung der Istanbul-Konvention in Sachsen-Anhalt beschlossen. Um betroffenen Frauen den Weg in ein gewaltfreies und selbstbestimmtes Leben aufzuzeigen, setzen wir dabei auf ein gestĂ€rktes und gut vernetztes Hilfesystem. Die Einrichtungen im Hilfesystem in Sachsen-Anhalt stehen den betroffenen Frauen und MĂ€dchen mit groĂer Empathie und ProfessionalitĂ€t zur Seite. In den vergangenen mehr als 30 Jahren haben sie unschĂ€tzbare Arbeit geleistet. Sie zeigen den Betroffenen Perspektiven auf und verhelfen ihnen zu einem selbstbestimmten und gewaltfreien neuen Leben. FĂŒr dieses wichtige und beeindruckende Engagement möchte ich Ihnen im Namen der gesamten Landesregierung von Herzen dankenâ, sagte die Ministerin im Landtag.
Mit Blick auf die Haushaltsmittel fĂŒr FrauenhĂ€user, Beratungs- und Interventionsstellen und Frauenzentren erlĂ€uterte Grimm-Benne: âIm Jahr 2024 stehen fĂŒr den Kernbereich des Hilfesystems rund 7,46 Millionen Euro zur VerfĂŒgung, 3,5 Millionen Euro mehr noch im Jahr 2021. HierfĂŒr möchte ich dem Landtag ausdrĂŒcklich danken! Im Rahmen der Aufstellung des Doppelhaushalts fĂŒr die Jahre 2025/2026 sollen die seit 2021 unternommenen Anstrengungen verstetigt werden.â
AbschlieĂend appellierte Ministerin Grimm-Benne fĂŒr einen Abbau von finanziellen HĂŒrden fĂŒr Betroffene: âDie Schutz- und Beratungsangebote fĂŒr von Gewalt betroffene Frauen und ihre mitbetroffenen Kinder mĂŒssen in Umsetzung der Istanbul-Konvention leicht zugĂ€nglich sein. Hierzu gehört auch, dass die Inanspruchnahme der Angebote nicht an finanzielle HĂŒrden gekoppelt werden darf. Daher hat auch die Landesregierung ein groĂes Interesse, die Eigenbeteiligung der von Gewalt betroffenen Frauen fĂŒr die Nutzung der Schutz- und Beratungsangebote zukĂŒnftig abzuschaffen.
In einem ersten Schritt hat mein Haus 2023 im Rahmen der Anpassung der Richtlinie ĂŒber die GewĂ€hrung von Zuwendungen zur Förderung der inhaltlichen Arbeit in den FrauenhĂ€usern und deren ambulanten Beratungsstellen eine BegrĂŒndungspflicht fĂŒr die TrĂ€ger bei Tagespauschalen eingefĂŒhrt, wenn mehr als 15 Euro von gewaltbetroffenen Frauen zu zahlen sind. Um die aktuell noch notwendige Eigenbeteiligung der Frauen dauerhaft abzuschaffen, bedarf es jedoch der verlĂ€sslichen und dauerhaften finanziellen Beteiligung des Bundes an der Regelfinanzierung des Hilfesystems. Deshalb ist und bleibt das Gewalthilfegesetz ein zentraler Bestandteil unseres politischen Engagements.
KernstĂŒck des Gesetzesentwurfes ist der Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung fĂŒr Betroffene geschlechtsspezifischer Gewalt. Erstmals wĂŒrde es einheitliche Vorgaben fĂŒr die Finanzierung von FrauenhĂ€usern und Beratungsstellen geben â auch fĂŒr digitale Gewalt. Doch das Gesetzesvorhaben droht mit dem Bruch der Ampel-Koalition nun endgĂŒltig zu scheitern. Ich sage Ihnen ganz deutlich: Der Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt muss zur PrioritĂ€t gemacht werden â und das noch in dieser Legislaturperiode. Daran halten wir fest.â
Text/Foto: Ministerium fĂŒr Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung am 20. November 2024