Die Nato und die Ukraine haben nach einem russischen Angriff mit einer experimentellen Hyperschallwaffe auf Dnipro Dringlichkeitsgespräche für Dienstag angekündigt. Der Konflikt trete in eine entscheidende Phase ein und nehme sehr dramatische Ausmaße an, sagte der polnische Ministerpräsident Donald Tusk am Freitag. In Kiew wurde eine Parlamentssitzung abgesagt. Grund sei die anhaltende Bedrohung durch russische Raketen, die auf Regierungsgebäude im Zentrum von Kiew gerichtet seien, sagten drei Abgeordnete.
Darüber hinaus sei empfohlen worden, die Arbeit aller Handelsbüros und Nichtregierungsorganisationen in diesem Gebiet einzuschränken, sagte der Abgeordnete Mykyta Poturajew. «Die Anwohner wurden vor der erhöhten Bedrohung gewarnt», sagte er. Das sei allerdings nicht die erste Drohung dieser Art. Das Büro von Präsident Wolodymyr Selenskyj arbeitete nach Angaben eines Sprechers weiter unter Einhaltung der üblichen Sicherheitsmaßnahmen.
Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes hatte Russland am Donnerstag eine Oreschnik-Rakete von einem Testgelände in Kapustin Jar in der russischen Region Astrachan am Kaspischen Meer abgefeuert. Sie erreichte elffache Schallgeschwindigkeit und brauchte bis zum Einschlag in Dnipro 15 Minuten. Das Geschoss trug sechs nichtnukleare Sprengköpfe. Russland habe ähnliche Raketen im Juni und im Oktober vergangenen Jahres getestet, erklärte der Geheimdienst. Das US-Verteidigungsministerium teilte mit, bei der russischen Rakete handle es sich um eine neue, experimentelle Mittelstreckenrakete, die auf der Interkontinentalrakete RS-26 Rubesch basiere.
Der russische Präsident Wladimir Putin sagte in einer Fernsehansprache, westliche Luftabwehrsysteme könnten die neue Rakete nicht aufhalten. Ihr Einsatz sei eine Vergeltung dafür, dass die Ukraine russisches Territorium mit Geschossen aus amerikanischer und britischer Produktion beschossen habe.
Kremlsprecher Dmitri Peskow nannte die Lieferung weitreichender westlicher Waffen an die Ukraine unbesonnen. «Die russische Seite hat ihre Fähigkeiten klar demonstriert, und die Konturen weiterer Vergeltungsmaßnahmen für den Fall, dass unsere Bedenken nicht berücksichtigt werden, sind ebenfalls klar umrissen worden», sagte er am Freitag.
Text/Foto: Welt Nachrichtensender am 23. November 2024