Magdeburg. Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsstaatssekretär Gert Zender (Foto) hat gemeinsam mit Olaf Feuerborn, Präsident des Bauernverbands Sachsen-Anhalt und Vorsitzender des deutschen Verbands der Kartoffelwirtschaft (UNIKA), wichtige agrarpolitische Gespräche in Brüssel geführt. Im Mittelpunkt stand ein Treffen mit Dr. Klaus Berend, Direktor der Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der EU. U. a. sind die Herausforderungen durch neue Krankheitskomplexe im Zuckerrüben- und Kartoffelanbau sowie die sinkende Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln, die insbesondere in Sachsen-Anhalt große Probleme verursachen, diskutiert worden.
Fokus auf Krankheitskomplexe und Pflanzenschutzmittelverfügbarkeit
„Schädlinge, die an unseren Pflanzen Krankheiten hervorrufen, werden durch den Klimawandel immer relevanter. Aufgrund veränderter klimatischer Bedingungen kommen sie jetzt in Regionen vor, die bisher nicht betroffen waren“, erklärte Staatssekretär Zender. Als Beispiel nannte er die Schilfglasflügelzikade, die maßgeblich zur Verbreitung des Krankheitskomplexes Syndrome Basses Richesses (SBR) beiträgt. „Bis resistente Sorten zur Verfügung stehen, müssen zur Bekämpfung dieser Schädlinge rasche und flexible Übergangslösungen auf EU- und Bundesebene geschaffen werden“, so Zender weiter.
Wirtschaftliche Bedrohung durch SBR
Die Schilfglasflügelzikade als Überträger gilt als Hauptverursacher von SBR, einem Krankheitskomplex, der vor allem Zuckerrüben massiv schädigt. Die Folge sind Ertragsverluste von bis zu 50 Prozent. Diese Bedrohung hat weitreichende wirtschaftliche Konsequenzen für die Landwirtschaft, die verarbeitende Industrie und die Selbstversorgung Deutschlands mit pflanzlichen Nahrungsmitteln.
„Ein großes Problem ist die Kontrolle der Schilfglasflügelzikadenpopulation“, erläuterte Zender. Die lange Flugphase der Schädlinge und ihre im Boden lebenden Larven erschweren eine direkte Bekämpfung mit Insektiziden erheblich. Zudem fehlen zugelassene Pflanzenschutzmittel für diese spezifische Indikation. „Die Bekämpfung der Zikadenpopulation muss multidimensional erfolgen. Wir müssen über die gesamte Fruchtfolge hinweg tätig werden und auf präventive Maßnahmen wie Schwarzbrache und Fruchtfolgegestaltungen setzen“, so Zender.
Notwendigkeit innovativer Ansätze
Zender forderte Bund und EU auf, die Entwicklung wirksamer Bekämpfungsmethoden voranzutreiben. „Wir müssen die Verbreitung dieser Schädlinge eindämmen, bevor sie noch größere Schäden anrichten.“
Ein zukunftsweisender Ansatz liegt in der Nutzung neuer genomischer Techniken (NGT). Diese könnten die Züchtung resistenter Sorten erheblich beschleunigen und so einen nachhaltigen Schutz der Kulturen gewährleisten. „Während es in der konventionellen Züchtung bis zu 20 Jahre dauert, bis eine Sorte marktreif ist, können NGTs diesen Prozess wesentlich verkürzen“, betonte Zender. „Wir werden auf die Bundesregierung zugehen, um die Weichen für den Einsatz neuer genomischer Techniken auf EU-Ebene zu stellen.“
Mit den Gesprächen in Brüssel hat Zender wichtige agrarpolitische Impulse gesetzt, um den Herausforderungen durch SBR und andere Krankheitskomplexe zu begegnen und die Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt sowie bundesweit zukunftsfähig aufzustellen.
Quelle: Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten am 07. Dezember 2024
Foto: Gert Zender © MWL