ADV: EuropÀischer Luftverkehr boomt, Deutschland fliegt hinterher

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Neidvoll blicken die deutschen FlughĂ€fen auf die benachbarten Standorte im europĂ€ischen Ausland. Dort gilt die Corona-Pandemie als ĂŒberwunden. Mit 99 Prozent der Flugbewegungen erreicht das europĂ€ische Ausland durchschnittlich bereits annĂ€hernd das Vor-Corona-Niveau. Viele LĂ€nder in SĂŒd- und Osteuropa liegen bereits deutlich ĂŒber dem Verkehrsniveau von 2019: Griechenland mit +18 Prozent, TĂŒrkei mit +12 Prozent und Polen mit +9 Prozent. Deutschland hingegen zĂ€hlt gemessen an den Flugbewegungen aktuell zu den letzten drei Luftfahrtnationen. Neben Deutschland sind dies noch Finnland und Schweden.

Hierzu erklĂ€rt ADV-HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer Ralph Beisel (Foto): „Die deutschen FlughĂ€fen werden von den Reisenden fĂŒr ihre hohen QualitĂ€tsstandards geschĂ€tzt. Und dennoch: Verglichen mit den rasanten Marktentwicklungen im europĂ€ischen Luftverkehr, ist die derzeitige verkehrliche und wirtschaftliche Entwicklung mit einer Recovery-Rate von 84 Prozent ernĂŒchternd. Unterm Strich stehen die Zeichen in Deutschland noch immer auf Stillstand.“

WĂ€hrend sich Finnland und Schweden durch die Sperrung des russischen Luftraums in einer Sonderlage befinden, sind die Ursachen fĂŒr die Verkehrsverluste in Deutschland hausgemacht. Was fĂŒr viele relevante Wirtschaftssektoren in unserem Land zutrifft, gilt auch fĂŒr den Luftverkehr: „Unsere Branche hat ihre WettbewerbsfĂ€higkeit durch ĂŒberbordende staatliche Belastungen verloren. Seit 2019 haben sich die staatlichen Steuern und GebĂŒhren annĂ€hernd verdoppelt. Folgerichtig kehren Airlines dem Hochkosten-Standort Deutschland den RĂŒcken zu und setzen ihre Flugzeuge lieber an FlughĂ€fen im europĂ€ischen Ausland ein. Die Konsequenzen sind fĂŒr Unternehmen in den Regionen aber auch fĂŒr jeden Privat- und GeschĂ€ftsreisenden spĂŒrbar. In- und auslĂ€ndische Airlines verlassen den deutschen Markt, von deutschen FlughĂ€fen werden immer weniger Flugziele angeboten. Nicht nur der Luftverkehr wird spĂŒrbar beeintrĂ€chtigt, die heimische Wirtschaft leidet insgesamt“, so Beisel.

Dringender Appell an eine neu gewÀhlte Bundesregierung

ADV-HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer Ralph Beisel erklĂ€rt: „Die deutschen FlughĂ€fen setzen darauf, dass die neue Bundesregierung die Luftverkehrssteuer umgehend abschafft. Deutschland darf nicht weiter den Anschluss verlieren. Die Luftverkehrsteuer ist eine hausgemachte Fessel.“ Und weiter mit Blick auf die Luftverkehrsentwicklung in Schweden fĂŒhrt Beisel aus: „Die schwedische Regierung hat punktgenau gehandelt und wird aufgrund der massiven VerkehrseinbrĂŒche die dortige Luftverkehrsteuer wieder aufheben. Diesem Beispiel mĂŒssen wir in Deutschland zĂŒgig folgen. Um die Wachstumspotenziale des Luftverkehrs wieder freizusetzen, muss in einem weiteren Schritt die Absenkung der hoheitlichen Kosten fĂŒr die Luftsicherheit erfolgen.“

ADV-Prognose: Ausblick bei unverÀnderten Rahmenbedingungen:

Es bedarf einer grundsĂ€tzlichen Trendumkehr, denn der Ausblick auf das kommende Jahr und die Folgejahre ist grau und trĂŒbe: Die durchaus vorhandene Nachfrage der Reisenden wird durch ein kaum vorhandenes innerdeutsches Luftverkehrsangebot erstickt. Der Angebotsaufbau im internationalen Verkehr bleibt ebenfalls hinter der Nachfrage zurĂŒck, da in- und auslĂ€ndische Airlines ihre Flugzeuge an ca. 600 FlughĂ€fen in Europa abfliegen lassen können und nicht auf Verbindungen ĂŒber Deutschland angewiesen sind. Die teuren deutschen Standorte werden so lange umflogen, wie die staatlichen Belastungen nicht zurĂŒckgenommen werden. Ohne grundlegende RichtungsĂ€nderung wird sich bis 2030 die Wachstumsdynamik an den deutschen FlughĂ€fen von Jahr zu Jahr weiter verringern. Ein Passagieraufkommen wie 2019 von knapp 250 Millionen und eine damit einhergehende vollstĂ€ndige Erholung wĂ€re somit frĂŒhestens fĂŒr 2029 zu erwarten. Deutschlands Luftverkehr wĂŒrde auch die kommenden Jahre hinterherfliegen. Eine weitere deutsche SchlĂŒsselbranche wĂŒrde dauerhaft abgehĂ€ngt.

Text/Foto (c) Flughafenverband ADV am 27. Dezember 2024