Bonn – Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg (Foto), ist überzeugt davon, dass Deutschland, zusammen mit den anderen EU-Staaten, die Versorgung der Flüchtende aus der Ukraine gut bewältigen wird. „Der Satz von 2015: ‚Wir schaffen das!‘ Diesmal gilt er“, sagte Landsberg bei phoenix. „Wir erleben eine Solidarität, die ich mir vorher nicht hätte vorstellen können“, so Landsberg. Dies gelte auf EU-Ebene wie auch in Deutschland. „Ich höre von Städten, die eigentlich Wohnungsnot haben, dass da auf einmal Menschen sagen: Wir haben Räume, wir haben eine Ferienwohnung. Eine solche Solidarität haben wir bisher nicht gesehen. Auch die Länder werden sicherlich ihre Erstaufnahmekapazitäten, die es noch gibt, weiter ausdehnen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes. Er rechne damit, dass mehr als 100.000 Kriegsvertriebene nach Deutschland kommen könnten, abhängig vom weiteren Kriegsgeschehen. Und er geht davon aus, dass die Menschen erst einmal bleiben werden. „Dass die Menschen in zwei bis drei Monaten in dieses zerstörte oder eroberte Land zurückkommen können oder dürfen, da bin ich leider nicht sicher“, sagte Landsberg. Dies könne auch eine Chance sein für den deutschen Arbeitsmarkt. „Wir müssen die Menschen integrieren und ihnen Arbeitsangebote machen. Viele sind sehr qualifiziert,“ so der Chef des Städtebundes. Auch die Jugendämter seien dabei, sich gezielt vorzubereiten, da zu erwarten sei, dass viele traumatisierte Kinder und Jugendliche nach Deutschland kommen werden.
Mit Blick auf die rund 130 deutsch-russischen Städtepartnerschaften mahnte Gerd Landsberg zu einer differenzierten und bedachten Herangehensweise, und nicht einfach alles auszusetzen. „Man muss differenzieren zwischen den Russen und der russischen Regierung insbesondere dem Präsidenten. Es ist keineswegs so, dass die Städte, mit denen wir Partnerschaften haben, das alles toll finden, sie dürfen es vielleicht nicht so sagen“, so Landsberg. In einigen Fällen, die deutlich auf der Putin-Linie lägen, müsse man Konsequenzen ziehen, doch allgemein böten die Städtepartnerschaften auch die Chance, Zivilgesellschaft zu unterstützen und vielleicht zu aktivieren, dies habe sich auch in der Zeit vor dem Fall des Eisernen Vorhangs gezeigt. Man müsse auch an die Zukunft denken. „Was ist denn in drei, in vier, in fünf Jahren, da können diese Städtepartnerschaften eine wichtige Funktion erfüllen und die Menschen in Russland, die das nicht teilen, sind doch froh, wenn so eine Partnerschaft weiter besteht“, so Landsberg bei phoenix.
Text phoenix-Presseteam
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