Phillip Island. Die ersten Rennen der FIM Superbike World Championship (WorldSBK) 2025 sind gefahren. Der Saisonauftakt im australischen Phillip Island gestaltete sich fĂŒr BMW Motorrad Motorsport und das ROKiT BMW Motorrad WorldSBK Team zu einem Wechselbad der GefĂŒhle. Am Samstag fuhr Weltmeister Toprak Razgatlioglu (TUR) als Zweiter im ersten Rennen des Jahres auf das Podium. Der Sonntag wurde fĂŒr âEl Turcoâ und Teamkollege Michael van der Mark (NED) jedoch schwierig.
In einer herausfordernden finalen Phase der Saisonvorbereitung war das Team nach Australien gereist. Aufgrund einer Ănderung im Reglement musste die neue BMW M 1000 RR, die ĂŒber den Winter zur Rennreife entwickelt worden war, noch einmal angepasst werden. Zudem hatte sich Razgatlioglu im Januar eine Fingerverletzung zugezogen. BMW Motorrad Motorsport und das ROKiT BMW Motorrad WorldSBK Team nutzen den Zwei-Tages-Test der WorldSBK am Montag und Dienstag vor dem Rennwochenende, um am optimalen Setup fĂŒr den Phillip Island Grand Prix Circuit zu arbeiten. Razgatlioglu setzte nach einem Sturz am Montag fĂŒr den Rest des ersten Tages aus, griff aber am Dienstag wieder ins Testgeschehen ein.
Nach den freien Trainings am Freitag wurde es am Samstag dann ernst. Razgatlioglu meldete sich mit Platz zwei in der Superpole-Qualifikation zurĂŒck im Spitzenfeld, van der Mark wurde Siebter. In der Superpole wie auch im Rennen zeigte sich, dass die beiden BMW Motorrad Werksfahrer die einzigen waren, die einer Phalanx von Ducati-Fahrern Paroli bieten konnten. Im ersten der beiden Hauptrennen, in denen ein vorgeschriebener Boxenstopp mit Reifenwechsel absolviert werden musste, hielt sich Razgatlioglu vom Start weg in den Top-Positionen und musste sich am Ende als Zweiter nur NicolĂČ Bulega (ITA / Ducati) geschlagen geben. Van der Mark arbeitete sich in die Top-5 nach vorn, schied dann jedoch nach einem Sturz aus.
Der Sonntag startete mit dem kurzen Superpole Race. Schrecksekunde in der ersten Runde, als Razgatlioglu fast stĂŒrzte und geradeaus in den Kies fuhr. Er reihte sich am Ende des Feldes wieder ein und startete eine Aufholjagd, die ihn bis auf Platz 13 fĂŒhrte. Van der Mark sprintete im ersten Umlauf bis auf den dritten Platz nach vorn, bekam jedoch spĂ€ter Probleme und sah die Zielflagge auf Platz 14. So ging das Duo von den RĂ€ngen zehn und zwölf ins abschlieĂende zweite Hauptrennen. Razgatlioglu machte in der Anfangsphase Position um Position gut und erreichte so noch vor dem Boxenstopp die Top-5. Nach dem Reifenwechsel steuerte er die Box aber ein zweites Mal an und musste aufgrund eines technischen Problems aufgeben, das noch untersucht wird. Van der Mark kĂ€mpfte beherzt, doch mehr als Rang 14 war nicht möglich.
Die WorldSBK kehrt nun nach Europa zurĂŒck, die zweite Runde findet am letzten MĂ€rz-Wochenende im portugiesischen PortimĂŁo statt. BMW Motorrad Motorsport nutzt die Pause, um die ersten Rennen zu analysieren, hart weiterzuarbeiten und sich auf den Start der langen Europasaison vorzubereiten.
Stimmen nach dem Saisonauftakt in Phillip Island.
Sven Blusch, Leiter BMW Motorrad Motorsport: âAls wir nach Phillip Island kamen, war uns klar, dass es kein einfaches Wochenende werden wĂŒrde. Wir hatten aufgrund verschiedener Widrigkeiten im Winter einfach zu wenig Testzeit. Durch Topraks Fingerverletzung hat er viel Testzeit verpasst, dazu kamen viele Regentage und auch das Concession-Thema. Also mussten wir in Phillip Island noch die beste Richtung fĂŒr unser Setup finden. Ich denke, am Samstag haben wir Potenzial gezeigt, aber der Sonntag war definitiv ein harter Tag fĂŒr uns. Das ist etwas, was wir uns jetzt genau anschauen werden, und in PortimĂŁo werden wir gemeinsam stĂ€rker zurĂŒckkommen. Wir hatten dort einen guten Test, also sind wir zuversichtlich, dass wir ein besseres Wochenende haben werden. Das Wichtigste ist, dass wir jetzt ein paar Wochen zu Hause haben, um wirklich tief in die Analyse einzusteigen. Dann testen wir erneut, und ich bin sicher, dass wir stĂ€rker zurĂŒckkommen werden. Wir mĂŒssen einfach unseren Sweet Spot fĂŒr das Bike finden. Dieses Wochenende hat gezeigt, dass das Potenzial da ist. Manchmal haben wir den richtigen Weg gefunden, manchmal hatten wir Schwierigkeiten. Das gehört dazu. Wir sind vom JĂ€ger zum Gejagten geworden und es war klar, dass es nicht leichter als vergangenes Jahr sein wĂŒrde. Aber wir nehmen die Herausforderung an. Wir haben dieses erste Wochenende nicht so abgeschlossen, wie wir es uns gewĂŒnscht hĂ€tten, aber jetzt freuen wir uns definitiv auf PortimĂŁo.â
Christian Gonschor, Technischer Direktor BMW Motorrrad Motorsport: âEs war eine sehr intensive Woche, mit vielen Ups and Downs, viel Licht und Schatten. Wir haben jedoch sehr viel gelernt, sodass wir nun mit vielen wichtigen Informationen nach PortimĂŁo reisen können, wo wir zunĂ€chst testen und dann die zweite Saisonrunde ausgetragen wird. Beim Test am Montag und Dienstag in Phillip Island haben wir viele Erkenntnisse fĂŒr die Runde hier gesammelt, wir haben viel vom Bike gelernt, und ich denke, wir haben mit der Superpole-Zeit von Toprak gezeigt, dass die Performance im Motorrad weiterhin da ist. Es ist in diesem Jahr etwas schwieriger, diese auf den Punkt zu bringen. Aber beide Fahrer konnten im ersten Hauptrennen eine starke Performance zeigen. Toprak auf dem Podium war natĂŒrlich das Highlight des Wochenendes, und Mickey hatte bis zu seinem sehr schnellen Crash, den er zum GlĂŒck gut ĂŒberstanden hat, eine sehr starke Rennpace. Das ist das, was wir mitnehmen. Das Motorrad hat die Performance, und die Dinge, die wir noch ein bisschen in Balance bringen mĂŒssen, werden wir nun zuhause und dann beim Test in PortimĂŁo aussortieren.â
Toprak Razgatlioglu, ROKiT BMW Motorrad WorldSBK Team: âIch bin nach den ersten Rennen der Saison nie wirklich zufrieden, das war auch in den vergangenen Jahren so â der Saisonauftakt ist immer etwas seltsam. Das Podium im ersten Rennen zu erreichen, war nicht einfach. Ein groĂes Dankeschön an mein Team, das das Bike in jeder Session weiter verbessert hat. In diesem Rennen habe ich mich auf dem Bike etwas besser gefĂŒhlt, und wir haben einen sehr guten Job gemacht. Beim Start des Superpole-Rennens hatte ich ein groĂes Problem und GlĂŒck, niemanden zu treffen und einen Sturz zu vermeiden. FĂŒr das zweite Rennen haben wir entschieden, dass es besser wĂ€re, das Motorrad wie gestern zu fahren, weil ich das GefĂŒhl hatte, dass wir wirklich Fortschritte gemacht hatten und der Grip viel besser war als zuvor. Aber wĂ€hrend des Rennens gab es ein Problem, und ich konnte nicht weiterfahren. Jetzt konzentriere ich mich voll und ganz auf das nĂ€chste Rennen. Endlich geht es nach Europa, und ich beginne jetzt erst richtig mit dem Kampf gegen all die Ducatis, denn das hier ist fast wie ein Ducati-Markenpokal. NicolĂČ Bulega war hier letztes Jahr schon stark, also hat es mich nicht ĂŒberrascht, dass er schnell war. GlĂŒckwunsch an ihn, er hat einen sehr guten Job gemacht und es verdient. Ich denke, dass wir dieses Jahr mehr miteinander kĂ€mpfen werden. Ălvaro Bautista ist ebenfalls stark, aber dieses Jahr waren alle Ducatis vorne. Das ist nicht normal, und ich hoffe, dass es nicht so weitergeht. Jetzt haben wir eine lange Pause von fast einem Monat, und wir werden hart arbeiten, um stĂ€rker zurĂŒckzukommen. Wir haben einen Test in PortimĂŁo, und diese zwei Testtage sind wirklich wichtig, weil wir versuchen, das Bike weiter zu verbessern. Wir sind noch nicht bei hundert Prozent, aber ich weiĂ, dass alle richtig pushen.â
Michael van der Mark, ROKiT BMW Motorrad WorldSBK Team: âEhrlich gesagt war diese Woche etwas enttĂ€uschend. Wir haben viel getestet, viele Dinge ausprobiert, aber wir haben nie wirklich ein gutes GefĂŒhl mit dem Bike bekommen. Es war sehr seltsam, weil wir wirklich alles versucht haben. Dann am Samstag, als die Temperaturen sehr hoch waren, bin ich in der Superpole eine gute Runde gefahren und es geschafft, mich auf Platz sieben zu qualifizieren. Das war also positiv. Auch im ersten Rennen, bei sehr hohen Temperaturen, lief es fĂŒr mich sehr gut. Ich hatte SpaĂ, und das Bike fĂŒhlte sich richtig gut an. Also war ich zuversichtlich â aber leider bin ich gestĂŒrzt. Am Sonntag hatten wir dann aus irgendeinem Grund ĂŒberhaupt kein gutes GefĂŒhl mehr. Wir mĂŒssen herausfinden, warum sich das Motorrad am Sonntag so anders angefĂŒhlt hat. Jetzt geht es zurĂŒck nach Europa, wo wir einen zweitĂ€gigen Test in PortimĂŁo haben. Es ist gut, dass wir dort ausgiebig testen können, um sicherzustellen, dass wir in PortimĂŁo deutlich besser abschneiden.â
Foto: 20th-23th February 2025. Phillip Island (AUS). FIM Superbike World Championship. ROKiT BMW Motorrad WorldSBK Team, BMW M 1000 RR, Toprak RazgatlıoÄlu #1 (TUR). (c) BMW AG