Magdeburg. Die staatlichen Hochschulen in Sachsen-Anhalt bekommen in den nĂ€chsten fĂŒnf Jahren trotz knapper öffentlicher Kassen finanzielle Planungssicherheit und auch zusĂ€tzliche Mittel. Nach vielschichtigen Verhandlungen und Abstimmungsprozessen in den vergangenen zwei Jahren haben Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann (Foto) und die Leitungen der sieben staatlichen Hochschulen die Zielvereinbarungen fĂŒr die Jahre 2025 bis 2029 unterzeichnet.
âErfolgreiche Wissenschaft braucht Sicherheit. Und Wissenschaftlerinnen wie Wissenschaftler echte Perspektivenâ, betonte Willingmann am heutigen Donnerstag in Magdeburg. âDeshalb investieren wir auch in schwierigen Zeiten weiter in unsere Hochschullandschaft und stellen sicher, dass sie auch in den kommenden Jahren weit ĂŒber unsere Landesgrenzen hinaus als attraktiv und wettbewerbsfĂ€hig angesehen wird. Sachsen-Anhalt ist fĂŒr eine erfolgreiche Entwicklung auf kluge Köpfe angewiesen.â
Auf Grundlage der neuen Zielvereinbarungen werden die Hochschulen in diesem Jahr insgesamt 453,8 Millionen Euro als Grundbudget erhalten. Das sind 68,6 Millionen Euro oder 17,8 Prozent mehr als im Jahr 2020 zu Beginn der vergangenen Zielvereinbarungsperiode (2020-2024). Das ist in der aktuellen finanziellen Situation der LĂ€nder keineswegs garantiert: WĂ€hrend Sachsen-Anhalt auf stabile Rahmenbedingungen fĂŒr die Hochschulen setzt, werden andernorts Einsparungen geplant. Berlin plant eine Milliarde Euro im Wissenschaftssektor einzusparen, Nordrhein-Westfalen oder Hessen greifen in erheblichem Umfange auf RĂŒcklagen ihrer Hochschulen zu. âFĂŒr uns sind Investitionen in Lehre und Forschung Zukunftsinvestitionen. Ob Ărztinnen und Ărzte, Lehrerinnen und Lehrer, Software-Experten oder Chemiker â gerade in Zeiten des FachkrĂ€ftemangels kommt es darauf an, erstklassige Studien- und Forschungsbedingungen zu bietenâ, so Willingmann. âDeshalb machen wir hier keine Abstriche und investieren weiter.â
âDie heute unterzeichneten Zielvereinbarungen der Hochschulen des Landes mit dem Wissenschaftsministerium bilden eine gute Basis fĂŒr die Weiterentwicklung der einzelnen Hochschulen und des Hochschulsystems im Ganzenâ, erklĂ€rte Prof. Dr. Folker Roland, PrĂ€sident der Landesrektorenkonferenz Sachsen-Anhalt (LRK) und Rektor der Hochschule Harz. âIn finanzieller Hinsicht schafft die neue Zielvereinbarung Planungssicherheit, was in diesen herausfordernden Zeiten alles andere als selbstverstĂ€ndlich ist. Vor diesem Hintergrund ist zum Beispiel die Beteiligung der Hochschulen an der Kofinanzierung von EU-Projekten im Wissenschaftsbereich verkraftbar.â
Mit Blick auf die aktuelle Haushaltslage beteiligen sich die Hochschulen einmalig an der Kofinanzierung von EU-Fördermitteln im Wissenschaftsbereich. Die Hochschulen verfĂŒgten zum Jahresende 2024 insgesamt ĂŒber rund 60 Millionen Euro Ausgabereste. Wie mit den Rektoraten im Herbst 2024 vereinbart, soll ein Teil dieser Ausgabereste in Höhe von 12,2 Millionen Euro genutzt werden, um EFRE-Fördermittel der EU im Jahr 2025 zu erlangen. Durch die neuen Zielvereinbarungen ist es den Hochschulen auch kĂŒnftig gestattet, Ausgabereste auf Folgejahre zu ĂŒbertragen und so flexibler zu agieren. Der Anteil dieser ĂbertrĂ€ge am Gesamtbudget lag 2024 bei 11,5 Prozent. Hier mĂŒssen die Hochschulen wĂ€hrend der Laufzeit keine KĂŒrzungen fĂŒrchten. Es wurde lediglich eine Grenze vereinbart: Zum Ende der Zielvereinbarungsperiode, also am 31. Dezember 2029, sollen die Ausgabereste 20 Prozent des Gesamtbudgets einer Hochschule nicht ĂŒbersteigen. Ăber die Verwendung darĂŒber hinausgehender Ausgabereste entscheiden dann Wissenschafts- und Finanzministerium.
Prof. Dr. Claudia Becker, LRK-VizeprĂ€sidentin und Rektorin der Martin-Luther-UniversitĂ€t Halle-Wittenberg, erklĂ€rte: âDie Zielvereinbarungen sind zu einem guten Abschluss gekommen. Sie sind fĂŒr alle Hochschulen in Sachsen-Anhalt unter dem Aspekt stabiler Finanzen fĂŒr die kommenden fĂŒnf Jahre bedeutsam und ermöglichenden den nötigen Gestaltungsspielraum. FĂŒr die Uni Halle bedeuten sie, dass die Entwicklungspfade, die die UniversitĂ€t eingeschlagen hat, weiterverfolgt werden können.â
Jens Strackeljan, LRK-VizeprĂ€sident und Rektor der Otto-von-Guericke-UniversitĂ€t Magdeburg, betonte: âDie Unterschrift unter die Zielvereinbarungen sichern der Uni Magdeburg verlĂ€ssliche Rahmenbedingungen fĂŒr ihre strategischen Ziele und leiten die Finalisierung der Hochschulentwicklungsplanung bis 2030 ein. Bis Jahresende definieren wir hier klar die Perspektiven, von Exzellenzforschung ĂŒber Lehramtsausbildung bis Digitalisierung. Als GrĂŒndungspartner der Hochschulallianz EU GREEN werden wir darĂŒber hinaus die europĂ€ische MobilitĂ€t fördern, wĂ€hrend Initiativen wie ein geplantes UnibĂŒro in Indien gezielt um internationale Talente werben. Parallel dazu schaffen wir Bleibeperspektiven fĂŒr unsere Absolventinnen und Absolventen aus mehr als 100 Nationen â insgesamt ein Gewinn fĂŒr die Uni und Sachsen-Anhalt.â
Hochschulen wollen wichtige Themen gemeinsam vorantreiben
Mit dem Abschluss der Zielvereinbarungen werden aber nicht nur finanzielle Weichen gestellt. Es geht in den Vereinbarungen auch um die Frage, wie sich die Hochschulen in den kommenden fĂŒnf Jahren strukturell weiterentwickeln. So strebt die Martin-Luther-UniversitĂ€t Halle-Wittenberg unter anderem kurzfristig die EinfĂŒhrung des Abschlusses âBachelor of Lawsâ an; hierbei wirken Justiz- und Wissenschaftsministerium zusammen und schaffen die gesetzlichen Voraussetzungen. Die Otto-von-Guericke-UniversitĂ€t Magdeburg wird ihr Internationalisierungskonzept umsetzen und einen neuen Hochschulentwicklungsplan vorlegen. Die Hochschule Anhalt will duale Studienangebote ausbauen, die Hochschule Harz ein digitales Studienverlaufsmonitoring einfĂŒhren.
Ein weiteres Novum sind die hochschulgemeinsamen Vorhaben, mit denen wichtige Themen in Projektform durch alle Hochschulen gemeinsam angegangen werden. Sechs Vorhaben wurden dabei festgelegt: Wissenschaftsnetz/IT KOM, Landesinitiative fĂŒr Digitalisierung und Hochschulbildung, nachhaltige Hochschulen Sachsen-Anhalt, duales Studium in Sachsen-Anhalt, Gleichstellung, Chancengleichheit, DiversitĂ€t und Inklusion sowie Vermittlung auslĂ€ndischer Absolventinnen und Absolventen in den Arbeitsmarkt.
Die Zielvereinbarungen sind online verfĂŒgbar unter: https://lsaurl.de/zvb2025.
Text/Foto: Ministerium fĂŒr Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt am 06. MĂ€rz 2025