BARMER-Analyse zur Alkoholsucht: Mehr als 48.000 Menschen in Sachsen-Anhalt betroffen

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Magdeburg, 8. April 2025 – Rund 48.200 Menschen in Sachsen-Anhalt sind aufgrund von Alkoholsucht in medizinischer Behandlung. Das geht aus einer aktuellen Auswertung des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) für das Jahr 2023 hervor. Demnach waren etwa 36.800 Männer und 11.400 Frauen alkoholabhängig. Besonders häufig betroffen waren Menschen in der zweiten Lebenshälfte. Bei den 55- bis 64-Jährigen wurde für den genannten Zeitraum Alkoholsucht bei rund 11.460 Männern und 3.330 Frauen diagnostiziert.

„Mit unseren Daten können wir medizinische Behandlungen in Zusammenhang mit einer Alkoholerkrankung erfassen. Die tatsächliche Zahl der Betroffenen wird wesentlich höher liegen. Es ist an der Zeit, das Thema stärker in den Fokus der Gesundheitsvorsorge zu rücken und die gesellschaftliche Verharmlosung von Alkohol kritisch zu hinterfragen“, sagt Axel Wiedemann (Foto), Landesgeschäftsführer der BARMER in Sachsen-Anhalt. Alkoholsucht sei eine Krankheit mit tiefgreifenden Folgen für Gesundheit, Psyche, soziale Bindungen und berufliche Perspektiven. Trotz gravierender Auswirkungen werde das Problem oft heruntergespielt und tabuisiert. „Alkohol ist leicht zugänglich und deshalb in der Gesellschaft weit verbreitet. Das erschwert die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Abhängigkeit enorm“, so Wiedemann.

Regionale Unterschiede bei Alkoholsucht

Die BARMER-Analyse zum Alkoholismus zeigt große regionale Unterschiede. In Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt etwa liegt der Anteil alkoholkranker Menschen über ein Drittel höher als im Bundesschnitt. Dort wurden im Jahr 2023 jeweils etwa 2,6 Prozent, 2,3 Prozent beziehungsweise 2,2 Prozent der Bevölkerung wegen Alkoholsucht behandelt. Der Bundesschnitt beträgt knapp 1,7 Prozent. Am seltensten wurde Alkoholabhängigkeit in Hessen und Baden-Württemberg mit rund 1,5 Prozent diagnostiziert. „Die erheblichen regionalen Unterschiede bei Alkoholsucht lassen sich nicht allein medizinisch erklären. Auch soziale und demografische Faktoren dürften angesichts der unterschiedlichen Werte vermutlich eine Rolle spielen“, sagt der BARMER-Landeschef. Es sei entscheidend, gezielt bei der Beratung, Prävention und Behandlung von Alkoholsucht auf regionaler Ebene anzusetzen, um die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen.

Alkohol-Selbsttest online verfügbar

Wer den Verdacht hat, ein Alkoholproblem zu haben, könne online einen anonymen Selbsttest machen oder sich ärztlichen Rat einholen. Je nach Ergebnis werde dann entschieden, welche nächsten Schritte sinnvoll seien. Auch eine Suchtberatung oder Selbsthilfegruppen seien gute, erste Anlaufstellen sowohl für Betroffene als auch für deren Angehörige. „Sowohl das Suchtpotenzial als auch die gesundheitlichen Risiken von Alkohol werden von vielen unterschätzt. Dabei ist Alkohol ein Zellgift, das für die Entstehung von mehr als 200 Krankheiten mit verantwortlich ist“, sagt Wiedemann.

Kostenfreier Online-Selbsttest: www.barmer.de/selbsttest-alkohol 

Hintergrund zur Analyse

Für die Auswertung wurden BARMER-Versichertendaten auf die reale Bevölkerungsstruktur in den Bundesländern hochgerechnet. Erfasst wurden alle Personen, für die im Jahr 2023 mindestens einmal eine ICD Diagnose F10 (Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol) im ambulanten oder stationären Bereich (Haupt- oder Nebendiagnose) abgerechnet wurde.

Titelfoto: Axel Wiedemann © BARMER/Viktoria Kühne