Stuttgart. Porsche startet auch 2022 mit zwei 911 RSR in der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC (World Endurance Championship). Die neue Saison beginnt am kommenden Wochenende mit zwei offiziellen Testtagen auf dem Sebring International Raceway. Nur sechs Tage nach Abschluss des sogenannten Prologs findet an gleicher Stelle im US-Bundesstaat Florida der erste Lauf des Jahres statt. Das Rennen auf dem sechs Kilometer langen Rundkurs bildet zum zweiten Mal in der Geschichte der Langstrecken-WM den Auftakt. Beim bislang letzten WEC-Event auf dem legendÀren Rennkurs in den USA gewann Porsche die hart umkÀmpfte GTE-Pro-Klasse. In der GTE-Am-Kategorie setzen zwei Kundenteams insgesamt vier weitere Exemplare des rund 378 kW (515 PS) starken Elfers aus Weissach ein. Das Porsche-Partnerteam Penske schickt einen Oreca-Gibson in der LMP2-Klasse an den Start.
âVor uns liegt eine ganz besondere Saison: Es ist das letzte Jahr unseres Werkseinsatzes mit dem 911 RSR in der GTE-Pro-Klasse. Seit 2013 haben wir viele Erfolge gefeiert und wollen 2022 ein schönes Abschlusskapitel schreiben“, sagt Alexander Stehlig, Leiter Werksmotorsport FIA WEC. âZur Vorbereitung auf die neue Saison haben wir im Februar einen mehrtĂ€gigen Test in Barcelona absolviert. Im Fokus standen dabei die neuen Rennreifen unseres Partners Michelin. Wir konnten wichtige Erkenntnisse sammeln und gehen mit groĂer Zuversicht an den Start. Der Prolog in Sebring soll unsere Vorbereitungen auf ein spannendes Jahr abrunden.“
âIn der vergangenen Saison hatten wir bis kurz vor Ende des allerletzten Rennens beide HĂ€nde am groĂen WM-Pokal und den Triumph nur aufgrund einer strittigen Situation 15 Runden vor Schluss verpasst. Das hat das gesamte Team noch nicht vergessen“, erklĂ€rt Stehlig und nennt die klare Zielsetzung fĂŒr 2022: âDie Motivation ist am absoluten Maximum. Wir wollen den WM-Titel und den Le-Mans-Klassensieg!“
Das Rennen
Innerhalb der Renndauer von acht Stunden legen die schnellsten Fahrzeuge der FIA WEC rund 1.000 Meilen (1.609 Kilometer) zurĂŒck. Dies unterzieht Teams, Fahrer und Autos einer Ă€uĂerst harten PrĂŒfung: Der 6,02 Kilometer lange Rundkurs im Herzen des âSunshine State“ Florida besteht zu rund einem Drittel aus Betonplatten, die bis Ende der 1940er-Jahre das Hendricks Army Airfield bildeten. Aufgrund der starken Bodenwellen erhĂ€lt die Strecke auf dem ehemaligen MilitĂ€rflugplatz in den Sozialen Medien oftmals den Hashtag #RespectTheBumps. Das schnelle und herausfordernde Layout umfasst 17 Kurven, darunter die 180-Grad-Rechtskehre âThe Sunset Bend“, die jedes Jahr spektakulĂ€re Bilder liefert.
Die Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC gastierte bislang zweimal in Sebring. In der Saison 2012 fuhren die Werksfahrer Marc Lieb (Ludwigsburg), Richard Lietz (Ăsterreich) und Patrick Pilet (Frankreich) auf Platz zwei. In der Saison 2018/2019 gewannen Lietz und sein italienischer Teamkollege Gianmaria Bruni im Porsche 911 RSR die GTE-Pro-Klasse. In der langen Geschichte des Langstreckensports in Sebring ist Porsche der mit Abstand erfolgreichste Hersteller. Insgesamt 18 Gesamtsiege gehen auf das Konto der Marke aus Stuttgart. Den bislang letzten Triumph fuhr Timo Bernhard (BruchmĂŒhlbach-Miesau) 2008 gemeinsam mit den Franzosen Romain Dumas und Emmanuel Collard im Porsche RS Spyder ein.
âSebring ist ein Mega-Event, an dem wir zusammen mit den IMSA-Serien und dem Porsche Carrera Cup North America teilnehmen“, freut sich Alexander Stehlig. âEs gibt jederzeit Action auf der Strecke. Hinzu kommen die groĂartigen Fans in Florida. Es wird ein Fest, wie wir es bereits 2019 erleben durften!“
WĂ€hrend die nordamerikanische IMSA WeatherTech SportsCar Championship ihren Langstrecken-Klassiker ĂŒber zwölf Stunden absolviert, fĂ€hrt die WEC ĂŒber eine Distanz von 1.000 Meilen. Aufgrund der RennlĂ€nge von acht Stunden kommt beim Saisonauftakt der Faktor 1,5 fĂŒr das normale FIA-Punkteschema (25-18-15-12-10-8-6-4-2-1) zum Einsatz. Das Ergebnis wird aufgerundet (38-27-23-18-15-12-9-6-3-2). FĂŒr das Erreichen der Pole-Position gibt es einen zusĂ€tzlichen WM-ZĂ€hler. Eine weitere Besonderheit: Bei den Boxenstopps mĂŒssen die Mechaniker in Sebring ĂŒber eine fĂŒr den US-Rennsport typische Mauer springen, die das Fahrerlager samt KommandostĂ€nden von der Rennstrecke trennt. An allen anderen Kursen der Langstrecken-WM arbeiten die Teams aus den Boxengaragen heraus.
Die Fahrer des Porsche GT Teams
Zur Saison 2022 gibt es im Cockpit des Porsche mit der Startnummer 91 keine VerĂ€nderungen: Der Ăsterreicher Richard Lietz und der Italiener Gianmaria Bruni bilden auch in diesem Jahr das Duo hinter dem Lenkrad. Als Renningenieur fungiert weiterhin der Brite John McGregor. Das Schwesterauto teilt sich der Franzose KĂ©vin Estre mit Michael Christensen. Der DĂ€ne, Weltmeister und Le-Mans-Klassensieger von 2018/2019, kehrt nach einem Jahr Pause in das Werksteam von Porsche in der FIA WEC zurĂŒck. Adam Hardy aus GroĂbritannien arbeitet als Renningenieur an der Performance und Einsatztaktik des 911 RSR mit der Startnummer 92.
Die Kundenteams
Die erfahrenen deutschen Kundenteams Project 1 und Dempsey-Proton Racing schicken jeweils zwei Porsche 911 RSR in die WEC-Saison 2022. FĂŒr Project 1 greift unter anderem der Italiener Matteo Cairoli ins Lenkrad. Bei Dempsey-Proton agiert Teambesitzer Christian Ried gemeinsam mit den beiden Briten Harry Tincknell und Sebastian Priaulx in der Startnummer 77. Das Schwesterauto (Nummer 88) teilen sich die Amerikaner Fred Poordad und Patrick Lindsey mit dem Franzosen Julien Andlauer. Das britische Team GR Racing wird erst beim zweiten Saisonlauf in Spa-Francorchamps an den Start gehen.
Das Team Penske, das ab 2023 gemeinsam mit Porsche die EinsĂ€tze in FIA WEC und IMSA-Serie mit dem neuen LMDh-Prototypen ĂŒbernimmt, steigt in diesem Jahr in die LMP2-Klasse sein. Den Oreca-Gibson mit der Startnummer 5 teilen sich die beiden neuen Porsche-Werksfahrer Dane Cameron aus den USA und Felipe Nasr aus Brasilien mit dem erfahrenen Franzosen Emmanuel Collard. Der Einsatz in der FIA WEC dient der Vorbereitung auf den Wettbewerb in der Hypercar-/GTP-Klasse ab dem kommenden Jahr.
Teams und Fahrer in der Ăbersicht
GTE-Pro-Klasse
Porsche GT Team #91 â Richard Lietz (A) / Gianmaria Bruni (I)
Porsche GT Team #92 â KĂ©vin Estre (F) / Michael Christensen (DK)
GTE-Am-Klasse
Team Project 1 #46 â Matteo Cairoli (I) / TBA / TBA
Team Project 1 #56 â Brendan Iribe (USA) / Oliver Millroy (GB) / Ben Barnicoat (GB)
Dempsey-Proton Racing #77 â Christian Ried (D) / Harry Tincknell (GB) / Sebastian Priaulx (GB)
Dempsey-Proton Racing #88 â Julien Andlauer (F) / Fred Poordad (USA) / Patrick Lindsey (USA)
Der Zeitplan (Ortszeit, MEZ -5/-6 Stunden)
Samstag, 12. MĂ€rz
09:35 Uhr â 12:35 Uhr: Prolog Session 1
14:25 Uhr â 17:25 Uhr: Prolog Session 2
Sonntag, 13. MĂ€rz
09:50 Uhr â 13:20 Uhr: Prolog Session 3
14:50 Uhr â 17:50 Uhr: Prolog Session 4
Mittwoch, 16. MĂ€rz
11:05 Uhr â 12:05 Uhr: Freies Training 1
16:35 Uhr â 17:35 Uhr: Freies Training 2
Donnerstag, 17. MĂ€rz
12:05 Uhr â 13:05 Uhr: Freies Training 3
19:00 Uhr â 19:10 Uhr: Qualifying GTE
Freitag, 18. MĂ€rz
12:00 Uhr â 20:00 Uhr: Rennen
Fahrerstimmen vor dem Rennen
Richard Lietz (Porsche 911 RSR #91): âDie WEC boomt â es gibt in diesem Jahr ein riesiges Starterfeld mit fast 40 Autos. Das ist schön und gleichzeitig herausfordernd, denn der Verkehr im Wettbewerb der vier verschiedenen Kategorien wird noch dichter. Wir kennen die Strecke in Sebring sehr gut, waren dort schon Ă€uĂerst erfolgreich. Wir gehen mit unverĂ€nderter Besetzung mit der Startnummer 91 ins Rennen, mit dem gleichen Team und einem uns sehr bekannten Auto.“
Gianmaria Bruni (Porsche 911 RSR #91): âEndlich fahren wir wieder in den USA. Ich liebe das Rennen in Sebring und kann es kaum noch erwarten. Unser Porsche 911 RSR ist ausgereift, das Team perfekt eingespielt. Die Zutaten fĂŒr einen möglichen erneuten Erfolg nach 2019 sind allesamt vorhanden. Es kann nur den Klassensieg als Ziel geben â das ist ĂŒberhaupt keine Frage.“
KĂ©vin Estre (Porsche 911 RSR #92): â2021 haben wir den Titelgewinn auf den allerletzten Metern auf sehr bittere Art und Weise verpasst. Das war schwierig zu verdauen und setzt sicherlich fĂŒr die bevorstehende Saison noch einmal zusĂ€tzliche KrĂ€fte frei. Wir haben eine Rechnung offen â und diese wollen wir begleichen. Ich fahre in diesem Jahr wieder mit Michael zusammen. Darauf freue ich mich riesig. Es wird die letzte Saison mit unserem 911 RSR des Werksteams. Wir haben ganz klare Ziele: Gewinn der WM und Klassensieg bei den 24 Stunden von Le Mans. Die Grundlage fĂŒr eine sehr erfolgreiche Saison möchten wir sofort beim Auftakt in Sebring schaffen.“
Michael Christensen (Porsche 911 RSR #92): âIch freue mich sehr, dass ich 2022 wieder die volle Saison im Porsche 911 RSR des Werksteams fahren darf. Das Jahr startet mit dem groĂartigen Rennen in Sebring. Die Strecke in Florida hat eine tolle Historie und einige Besonderheiten. Der Streckenbelag ist sehr alt, teils besteht er aus Betonplatten. Die harten Bodenwellen fordern das Auto und uns Fahrer enorm. Sebring ist nicht nur körperlich, sondern auch mental sehr anstrengend.“
Dane Cameron (Team Penske #5): âNach vielen Jahren in der nordamerikanischen IMSA-Serie stellt mich unser Engagement in der FIA WEC vor ganz neue Herausforderungen. Es ist kein Geheimnis, dass unser Einsatz eine Vorbereitung auf die kommenden Rennen mit Porsche Penske Motorsport ab 2023 darstellt. Unsere Mannschaft möchte die Besonderheiten der Langstrecken-WM frĂŒhzeitig kennenlernen. FĂŒr mich persönlich geht in diesem Jahr ein Traum in ErfĂŒllung: Ich habe schon oft versucht, einen Platz in einem Le-Mans-Cockpit zu ergattern. Das hat nie geklappt. Endlich darf ich bei diesem legendĂ€ren Rennen antreten.“
Felipe Nasr (Team Penske #5):Â âEs wird fĂŒr Penske und uns ein Vorbereitungsjahr, aber keinesfalls eines ohne sportliche AnsprĂŒche â wir wollen erfolgreich sein. Gleichzeitig gibt es viel zu lernen: die Strecken, die besonderen Regeln in der WEC, die Dynamik in den Rennen. All dies wird anders sein als in der IMSA-Serie. Sobald wir allerdings auf die Strecke gehen, gibt es fĂŒr das Team, fĂŒr Dane, Emmanuel und mich nur ein Ziel: den Klassensieg. Ich freue mich sehr auf meine erste WEC-Saison.“
Foto: Porsche 911 RSR, Porsche GT Team (#91), Gianmaria Bruni (I), Richard Lietz (A); Porsche GT Team (#92), Kevin Estre (F), Michael Christensen (DK) (c) Porsche AG