Scheitern mit Ansage: Impfpflicht-Debakel ist eine bittere Botschaft an die KrankenhÀuser

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Zum Scheitern der Impfpflicht erklĂ€rt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Dr. Gerald Gaß:

„Das Scheitern der allgemeinen Impfpflicht ist ein Scheitern der Bundesregierung, aber auch aller Parteien, die ein Interesse daran haben, Deutschland aus der Pandemie zu fĂŒhren. Es ist auch ein endgĂŒltiges Scheitern, denn jetzt den Versuch zu starten, doch noch einen Kompromiss bis zum Herbst zu erzielen, ist nicht glaubwĂŒrdig. Zudem ist es ein Scheitern mit Ansage. Die Bundesregierung hat versĂ€umt, mit einem eigenen Antrag der Debatte eine klare Richtung zu geben und sie zu beschleunigen. Mit dem Versuch, die Abstimmung zu einer Gewissensentscheidung zu erklĂ€ren, wurde eines der wichtigsten Anliegen in der PandemiebekĂ€mpfung zerredet. Statt auf wissenschaftlicher Basis zu entscheiden, wurden Kompromisse ausgehandelt und Altersgrenzen hin und her geschoben. Wechselseitig wurde die Impfpflicht-Debatte fĂŒr die parteipolitische Profilierung genutzt. Auf diese Weise lĂ€sst sich nach zwei Jahren vielfach kritisierter Corona-Politik nicht mehr Vertrauen und Akzeptanz in der Bevölkerung gewinnen.

Das politische Versagen bei der gescheiterten Impfpflicht ist ein ganz bitteres Signal fĂŒr PflegekrĂ€fte und Ärzte in den KrankenhĂ€usern. Letztlich lautet die Botschaft: Jeder soll fĂŒr sich persönlich entscheiden, was fĂŒr ihn in dieser Pandemie richtig und gut ist. Als Ausputzer haben wir ja die KrankenhĂ€user, wenn dieses Prinzip der Eigenverantwortung zur Verhinderung weiterer Wellen nicht ausreicht. Wenn in den zurĂŒckliegenden zwei Jahren bei allen Maßnahmen jeder nur seine persönliche Risiko-Nutzen-Bewertung vorgenommen hĂ€tte, hĂ€tten wir viele hunderttausend Tote mehr zu beklagen.

Mit Sicherheit wird sich die jetzige ImpflĂŒcke bis zum Herbst nicht schließen lassen. Zurzeit erhalten deutschlandweit weniger als 5.000 Menschen tĂ€glich eine Erstimpfung und das bei insgesamt fast drei Millionen Ungeimpften allein in der Altersgruppe ĂŒber 60 Jahre. Wie bitteschön soll eine Impfkampagne denn aussehen, die hier ĂŒber den Sommer eine entscheidende Trendwende schafft? Somit laufen wir Gefahr, dass wir im Herbst vor der gleichen Situation stehen wie vor einem Jahr: neuer Lockdown, Gefahr der Überlastung von Kliniken, Patientinnen und Patienten werden sich erneut auf Wartelisten wiederfinden. Dass dies dann im dritten Winter der Pandemie tatsĂ€chlich wieder passieren könnte, ist ein Armutszeugnis der politischen Entscheider. Ausgesprochen befremdlich finde ich, dass vor dem Hintergrund dieser RealitĂ€ten ausgerechnet vermeintliche Patientenvertreter das Scheitern der Impfpflicht als StĂ€rkung der Selbstbestimmung feiern.

Das Ende der allgemeinen Impfpflicht bedeutet aber auch, dass die einrichtungsbezogene Impfpflicht umgehend auf den PrĂŒfstand gehört. Bei der allgemeinen Impfpflicht wurde argumentiert, dass diese besonders gefĂ€hrdete Gruppen vor schweren VerlĂ€ufen und Krankenhausaufenthalten schĂŒtzen wĂŒrde und somit fĂŒr eine Entlastung des Gesundheitssystems sorgt. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht wurde eingefĂŒhrt, um genau diese Gruppen zu schĂŒtzen. Die Verhinderung der Übertragung wurde als Argument fĂŒr die allgemeine Impfpflicht aber als hinfĂ€llig betrachtet. Dann kann sie auch nicht mehr Grundlage fĂŒr Betretungs- und Berufsverbote fĂŒr die BeschĂ€ftigten in den Gesundheitseinrichtungen sein.

Die BeschĂ€ftigten in den Kliniken sind Anfang 2021 vorangegangen und haben sich flĂ€chendeckend impfen lassen. Wir haben immer fĂŒr die einrichtungsbezogene Impfpflicht gekĂ€mpft und diese befĂŒrwortet, aber unter der Voraussetzung, dass sie nur ein erster Schritt sein kann und dann mit einer allgemeinen Impfpflicht ergĂ€nzt wird. Wenn die Politik dafĂŒr keine Kraft hat, kann dies nicht auf Kliniken und andere Einrichtungen im Gesundheitswesen und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgewĂ€lzt werden.“

Text/DKG

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