Bis 2035 wird die Anzahl der Privathaushalte in Sachsen-Anhalt um 130 000 zurückgehen.
Im Rahmen eines gemeinsamen Pressegesprächs der Ministerin für Infrastruktur und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt, Frau Dr. Lydia Hüskens, und des Präsidenten des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt, Herrn Michael Reichelt, wurden die Ergebnisse der 1. Prognose privater Haushalte vorgestellt. Demnach sinkt die Anzahl der privaten Haushalte von 1 153 000 im Basisjahr 2019 auf 1 023 000 im Prognosejahr 2035. Dies entspricht einem Rückgang um 11 %.
Die Anzahl der Privathaushalte verringert sich damit langsamer als die Einwohnerzahl. Die 7. Regionalisierte Bevölkerungsprognose geht von einem Rückgang der Einwohnerzahl um 13 % aus. Der langsamere Rückgang der Anzahl der Privathaushalte erklärt sich mit der anhaltenden Verringerung der durchschnittlichen Haushaltsgröße von 1,88 Personen pro Haushalt 2019 auf 1,83 Personen pro Haushalt 2035.
Der Präsident des Statistischen Landesamtes erklärte dazu: „Veränderungen der Anzahl oder Zusammensetzung privater Haushalte haben große Auswirkungen auf verschiedene Wirtschaftsbereiche wie den Wohnungsmarkt oder die Anforderungen an die öffentliche Daseinsfürsorge.“
„Die Entwicklungen des demografischen Wandels werden nun einmal mehr deutlich. Der Trend zu mehr 1-Personen-Haushalten bringt im Bereich der sozialen Wohnraumförderung neue Herausforderungen, denen wir uns stellen. In einer immer älter werdenden Bevölkerung brauchen die ältere und alleinlebende Personen entsprechende Infrastruktur, um selbststimmt den Alltag absolvieren zu können“, so Dr. Lydia Hüskens, Ministerin für Infrastruktur und Digitales.
So fördert das Land Sachsen-Anhalt den Neubau und Ersterwerb im Wohnungseigentumsbereich, den Mietwohnungsneubau und die Modernisierung und Instandsetzung von Wohngebäuden mit dem Ziel der Gewährleistung der Wohnraumversorgung für Haushalte, die auf Unterstützung angewiesen sind. „Dabei spielen der Neubau von Miet- und Genossenschaftswohnungen aber auch die Modernisierung von Wohnung bzw. der der barrierefreie Zugang wichtige Rollen“, so Hüskens.
Darüber hinaus wird die Versorgung mit flächendeckendem Internet sowie guter ÖPNV-Strukturen immer wichtiger. „Wir treiben den Breitbandausbau voran, um überall im Land Angebote wie Telemedizin zu ermöglichen. Gleichzeitig brauchen wir einen gut ausgebauten ÖPNV, um die Mobilität auch im Alter zu ermöglichen. Entsprechende Verhandlungen mit dem Bund über eine Ausweitung der dazu notwendigen Regionalisierungsmittel laufen dazu bereits“, so Hüskens.
Die Zahl der 1-Personen-Haushalten wird zunächst von 494 000 im Basisjahr 2019 auf 505 000 im Jahr 2025 steigen, anschließend reduziert sich ihre Zahl bis 2035 auf 478 000. Absolut gehen im Prognosezeitraum die 2-Personen-Haushalte am deutlichsten zurück. Es wird ein Absinken um 67 000 von 431 000 (2019) auf 364 000 Haushalte erwartet. Dies entspricht einem Rückgang um rund 16 %. Ein noch stärkerer prozentualer Rückgang um 29 % wird es bei den 3-Personen-Haushalte geben: um 38 000 von 131 000 (2019) auf 93 000 Haushalte in 2035. Unter den großen Haushalten mit 4 und mehr Personen gibt es ähnlich wie bei den 1-Personen-Haushalten einen Anstieg bis 2025: von 96 000 im Basisjahr 2019 auf 98 000. Anschließend sinkt die Anzahl der großen Haushalte bis 2035 auf 89 000.
Der Rückgang in der Anzahl der Privathaushalte vollzieht sich dabei in verschiedenen regionalen Teilräumen unterschiedlich schnell. In den beiden Großstädten, der kreisfreien Stadt Halle (Saale) und der Landeshauptstadt Magdeburg, wird die Anzahl der Privathaushalte bis 2025 stabil bleiben und im gesamten Zeitraum lediglich um 4 % von rund 274 000 im Basisjahr 2019 auf 262 000 im Prognosejahr 2035 zurückgehen. In den an die beiden Großstädte angrenzenden Landkreisen Börde, Jerichower Land, Saalekreis und Salzlandkreis wird der Rückgang bereits bei rund 12 % liegen. In diesen Landkreisen geht die Anzahl der Privathaushalte von 311 000 auf 274 000 zurück. Der 3. regionale Teilraum umfasst vorrangig den ländlichen und dünnbesiedelten Raum und ist durch höhere Altersdurchschnitte und durch eine Wohnbevölkerung in kleineren Haushalten gekennzeichnet. Hier wird der Rückgang der Haushalte mit 14 % am deutlichsten sein. Somit reduziert sich in der kreisfreien Stadt Dessau-Roßlau und den Landkreisen Altmarkkreis Salzwedel, Anhalt-Bitterfeld, Burgenlandkreis, Harz, Mansfeld-Südharz, Stendal und Wittenberg die Anzahl der Privathaushalte von insgesamt 568 000 auf 486 000.
Die Entwicklung der Privathaushalte in Sachsen-Anhalt ist eng verbunden mit der fortschreitenden Alterung der sachsen-anhaltischen Bevölkerung. In den höheren Altersgruppen lebt die Bevölkerung üblicherweise in kleineren Haushalten. Sobald die (eigenen) Kinder aus dem Haus sind, ist der 2-Personen-Haushalt die am stärksten verbreitete Haushaltsgröße. So lebten bereits 2019 rund 61 % der 50- bis unter 65-Jährigen in 2-Personen-Haushalten. Mit fortschreitendem Alter wird der 1-Personen-Haushalt der Standard. Im Zuge der fortschreitenden Alterung ist die Gruppe der 65-Jährigen und Älteren die einzige Altersgruppe, die bis 2035 größer wird. Entsprechend wird es bis 2035 in Sachsen-Anhalt mit 213 000 Personen rund 11 % (21 000) mehr 65-Jährige und Ältere in 1-Personen-Haushalten geben. Ebenso wird die Anzahl der 65-Jährigen und Älteren in 2-Personen-Haushalten um 7 % bzw. 24 000 auf 367 000 anwachsen. Geringere nominale Zuwächse wird es in dieser Altersgruppe auch bei den Personen in 3-Personen-Haushalten (+3 000 Personen) und den großen Haushalten mit 4 und mehr Personen geben (+4 000 Personen).
In den restlichen Altersgruppen der Bevölkerung vollzieht sich in Sachsen-Anhalt insgesamt eine fortschreitende Schrumpfung und damit einhergehend eine Reduzierung der Privathaushalte. Regional betrachtet, wird es in den beiden Großstädten Halle (Saale) und Magdeburg bis 2035 zu einem Zuwachs von 4 000 15- bis unter 50-Jährigen kommen, die in 1-Personen-Haushalten leben. Gleichzeitig wird den Großstädten die Zahl der unter 15-Jährigen sowie 15- bis unter 50-Jährigen in den großen Haushalten ab 4 Personen geringfügig um jeweils rund 1 000 Personen steigen.