Die zunehmende Verunsicherung der Investoren im Zuge des Krieges in der Ukraine bekommt nun auch die Bauindustrie zu spĂŒren: Das Statistische Bundesamt meldete fĂŒr April einen realen Einbruch des Auftragseingangs* im Vergleich zum MĂ€rz** von 16,4, im Vergleich zum Vorjahresmonat sogar von 11,7 Prozent (arbeitstĂ€glich bereinigt: -9,7 Prozent). Damit ist das Orderplus des Vormonats aufgezehrt:
FĂŒr den gesamten Zeitraum von Januar bis April wird nun ein reales Minus von 0,1 Prozent ausgewiesen (arbeitstĂ€glich bereinigt: -0,2 Prozent). „Wie von uns befĂŒrchtet, stellen die Investoren ihre Projekte aufgrund der unsicheren Lage und der starken Preissteigerungen zurĂŒck. Besonders betroffen waren im April der Wohnungsbau und der StraĂenbau mit einem realen Ordereinbruch von 17,4 bzw. von 13,6 Prozent.“ Mit diesen Worten kommentierte der HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer der BAUINDUSTRIE, Tim-Oliver MĂŒller (Foto), die aktuellen Konjunkturindikatoren fĂŒr die Bauwirtschaft.
Der RĂŒckgang im Wohnungsbau sei – neben der Verunsicherung der privaten und gewerblichen Bauherren aufgrund der starken Preissteigerungen – auch auf einen Basiseffekt zurĂŒckzufĂŒhren, denn der Auftragseingang hatte im April 2021 um 36 Prozent zugelegt. „Beim StraĂenbau befĂŒrchten wir jedoch, dass die öffentlichen Auftraggeber und hier insbesondere die Kommunen schon auf die Investitionsbremse getreten sind. Die starken Preissteigerungen bei Bitumen und Asphalt haben die Projekte verteuert, was die HaushaltsansĂ€tze der KĂ€mmerer sprengt“, fasst MĂŒller die Situation zusammen.
MĂŒller: „Wir appellieren an die Ăffentliche Hand, die AuftrĂ€ge, die angesichts der zum Teil desolaten Verkehrsinfrastruktur dringend nötig sind, auch zu vergeben. Denn bei Vereinbarung von Stoffpreisgleitklauseln wird das Risiko weiterer Preissteigerungen zwischen Auftraggeber und -nehmer fair aufgeteilt. Der Bund als Auftraggeber kommt uns jetzt mit der Neuauflage des Erlasses entgegen. Er gleicht unsere Verluste in Teilen aus. Das ist gut. Aber diese Klauseln mĂŒssen auch auf LĂ€nder- und kommunaler Ebene Anwendung finden.
„Auch fĂŒr den Umsatz* hĂ€tte das Bundesamt fĂŒr April ein Minus von real 9,5 Prozent ausgewiesen. Die MaterialengpĂ€sse hĂ€tten bei einigen Projekten den Baufortschritt deutlich verzögert. Angesichts der guten Entwicklung in den Vormonaten wird fĂŒr den gesamten Zeitraum von Januar bis April aber noch ein leichtes reales Umsatzplus von 0,7 Prozent ausgewiesen.
Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes sowie des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie.
* Baubetriebe mit 20 und mehr BeschÀftigten
** saison-, kalender- und preisbereinigt
Foto (c) Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.