Hamburg (ots) – Zwei der führenden deutschen Außenpolitiker haben Verständnis für den Vorbehalt zahlreicher Mitgliedsstaaten gegen den Notfallplan der EU zur Senkung des Gasverbrauchs geäußert. Michael Roth, der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, sagte dem Magazin stern: „Wenn man in Sonntagsreden Teamspiel beschwört, dann aber etwas macht, was außer Österreich kein anderer richtig gut findet, darf man später keine uneingeschränkte Solidarität erwarten.“ Der SPD-Politiker erinnerte dabei an den umstrittenen deutschen Alleingang bei der Nordsee-Pipeline Nord Stream 2.
Ähnlich argumentierte der CDU-Politiker Norbert Röttgen. „Es sind Monate vertrödelt worden, in denen wir eine europäische Einsparstrategie hätten entwickeln können. Jetzt verlangen wir nach all den deutschen Sonderwegen Solidarität. Das kann nicht funktionieren, wenn Deutschland in einer existenziellen Phase argumentieren muss: Wir haben euch doch auch schon geholfen“, so Röttgen zum stern.
Roth wie Röttgen warnten gegenüber dem stern zugleich vor einem Auseinanderfallen der Europäischen Union. „Die Russen haben ein ganz feines Gespür für Haarrisse“, sagte Roth mit Blick auf die zunehmende Uneinigkeit in der EU bei der Reaktion auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin und den Krieg in der Ukraine. Diese Haarrisse verstärkten sie mit ihrer Propaganda, und „dann wird aus dem Riss schnell ein Spalt, dann droht man zu zerbrechen „, so der SPD-Außenpolitiker weiter. Sein CDU-Kollege Röttgen sagte: „Putin stellt die eindeutig erkennbaren Fallen auf. Aber es sind schon wir, die da reinlaufen.“