Die EU-Energieministerinnen und -minister haben heute in BrĂŒssel beschlossen, den Verbrauch fossilen Gases zwischen dem 1.8.2022 und dem 23.3.2023 um 15% zu reduzieren. Den Beratungen des auĂerordentlichen Energieministerrats lag das am 20.07.2022 von der EU-Kommission vorgestellte Paket âSave gas for a safe winter“ zugrunde. Die politische Einigung sieht vor, dass die Mitgliedstaaten zunĂ€chst freiwillig ihre Gasnachfrage um 15 Prozent reduzieren. Sollten die Mitgliedstaaten auf EU-Ebene eine Alarmstufe ausrufen, soll diese Reduktion der Gasnachfrage gesetzlich verpflichtend werden.
Bundesminister fĂŒr Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck (Foto): âDie heutige Einigung ist ein starkes Signal an Putins Russland: Europa lĂ€sst sich nicht spalten und nicht erpressen. Putins Versuch, uns zu verunsichern, setzen wir europĂ€ische SolidaritĂ€t und Geschlossenheit entgegen. Das ist von enormer Bedeutung. Und wir treffen Vorsorge, damit wir durch den Winter kommen. Die heute geeinten 15 Prozent sind dafĂŒr schon mal ein wichtiger Schritt. NatĂŒrlich sind alle Mitgliedstaaten jetzt aufgefordert, das Ziel mit konkreten MaĂnahmen zu unterfĂŒttern, damit der Gasverbrauch sinkt und wir so auch Putins Spiel durchkreuzen.“
Habeck betonte weiter: âVieles von dem, was im EU-Paket an EinsparmaĂnahmen vorgeschlagen wird, haben wir in Deutschland in den letzten Wochen und Monaten schon auf den Weg gebracht. Die heutige Einigung aus BrĂŒssel ist damit auch RĂŒckenwind fĂŒr uns. Wir werden diese MaĂnahmen weiter Schritt fĂŒr Schritt konsequent umsetzen. Wir haben in Deutschland im Juni eine umfassende Energiewechsel-Kampagne gestartet, eingebettet in ein breites BĂŒndnis von VerbĂ€nden aus Zivilgesellschaft, StĂ€dten und Kommunen, Wirtschaft, Handwerk und Verbraucherschutz. Viele wollen ihren Beitrag zum Energiesparen leisten. Davor habe ich groĂen Respekt und dafĂŒr danke ich. Dazu haben wir zahlreiche politische MaĂnahmen scharf gestellt. So wird zum Ende des Sommers ein Gas-Auktionsmodell fĂŒr die Industrie an den Start gehen, das Anreize setzt.
Zur Gasreduktion im Stromsektor werden wir â so schmerzhaft es aus KlimaschutzgrĂŒnden auch ist – fĂŒr eine Ăbergangszeit wieder verstĂ€rkt Kohle verstromen. Auch die bestehenden Anlagen der erneuerbaren Energien sollen einen stĂ€rkeren Beitrag leisten, um Erdgas aus dem Strombereich zu verdrĂ€ngen, vor allem bei der Biogaserzeugung“, sagte der Minister. Er verwies auf das Energiesicherungspaket vom 21. Juli 2022, das noch weitere MaĂnahmen fĂŒr Energieeinsparungen bei Unternehmen, im Wohnbereich und in öffentlichen GebĂ€uden enthĂ€lt. âWir arbeiten seit Monaten an der Vorsorge und ergĂ€nzen, wenn die Lage es erfordert“, sagte der Bundesminister. Er betonte: âNeben der Energieeinsparung und dem Ausbau einer LNG-Infrastruktur ist aber schlieĂlich das A und O fĂŒr mehr Energiesicherheit der konsequente Ausbau erneuerbarer Energien. Nur so können wir uns unabhĂ€ngig von fossilen Importen machen.“
Bei einem informellen Mittagessen haben sich die EU-Energieministerinnen und -minister zudem mit dem ukrainischen Energieminister German Galuschenko zur Energieversorgungssicherheit im Bereich Strom und Gas ausgetauscht.
Bundesminister Habeck: âWir dĂŒrfen nicht vergessen: Die Ukraine ist seit mehr als fĂŒnf Monaten im Krieg â einem brutalen Krieg, den Russland dem Land und den Menschen durch einen völkerrechtswidrigen Angriff aufgezwungen hat. Und es ist wichtig, dass wir die Ukraine weiter unterstĂŒtzen. Die Ukraine ist ein wichtiger Partner. Neben vielen anderen Bereichen gilt es auch, die Energiesicherheit zu gewĂ€hrleisten. Die Anbindung der Ukraine an das kontinentaleuropĂ€ische Stromnetz im MĂ€rz war dafĂŒr ein wichtiger Schritt. Weitere Schritte sind notwendig. Die Ukraine kann hier auf unsere SolidaritĂ€t und UnterstĂŒtzung zĂ€hlen.“
Vor dem auĂerordentlichen Energierat fand ein FrĂŒhstĂŒckstreffen des Pentalateralen Energieforums statt, bei dem es um die Gasversorgungssicherheit ging. Das Pentalaterale Energieforum ist eine Regionalkooperation der LĂ€nder Ăsterreich, Belgien, Schweiz, Deutschland, Frankreich, Luxemburg und der Niederlande. Es besteht seit 2015. Die LĂ€nder des Pentalateralen Energieforums arbeiten auf freiwilliger Basis zusammen mit dem gemeinsamen Ziel, die StrommĂ€rkte der Region stĂ€rker miteinander zu verbinden.
Foto © Urban Zintel