Esken: „Sozial ungerecht und falsch“ – Neuer Ruf nach Aussetzung der Schuldenbremse und Steuererhöhungen ab 250.000 Euro Jahreseinkommen
OsnabrĂŒck (ots). SPD-Chefin Saskia Esken (Foto) hat sich gegen den Vorschlag von FDP-Chef Christian Lindner ausgesprochen, die Pendlerpauschale anzuheben und schon ab dem ersten Kilometer zu gewĂ€hren. „Von solchen Steuererleichterungen profitieren niedrige Einkommensgruppen kaum oder gar nicht, die Hoch- und Höchstverdiener am meisten, obwohl sie unsere Hilfe nicht brauchen. Das ist also sozial ungerecht und falsch“, sagte Esken im Interview mit der „Neuen OsnabrĂŒcker Zeitung“ (NOZ). Die Pendlerpauschale sei schon wesentlich erweitert worden, und „natĂŒrlich“ brĂ€uchten Pendler – ob sie nun Auto fahren oder die Bahn nehmen – UnterstĂŒtzung. Aber es gebe „bessere Werkzeuge wie die MobilitĂ€tsprĂ€mie, die sollten wir weiterentwickeln“.
Esken bekrĂ€ftigte ihre Forderung nach einer abermaligen Aussetzung der Schuldenbremse. „Krisenbedingte Einmalzahlungen oder befristete EntlastungsmaĂnahmen wie die UnterstĂŒtzung von Uniper oder anderen Versorgern mĂŒssen wir durch ein nochmaliges Aussetzen der Schuldenbremse finanzieren, wenn wir keine andere Möglichkeit haben“, sagte die SPD-Vorsitzende.
Die Schuldenbremse war wegen Corona bereits dreimal ausgesetzt worden. „Jetzt haben wir zwei Krisen, zu Corona ist der Krieg gekommen“, sagte sie und kritisierte in Richtung FDP: „Trotzdem zu sagen, jetzt muss die Schuldenbremse wieder greifen, also einfach per Definition den Krisenzustand fĂŒr beendet zu erklĂ€ren, das grenzt schon an RealitĂ€tsverweigerung.“
Auch am Ruf nach Steuererhöhungen hĂ€lt Esken fest: „Wer mehr als 250.000 Euro im Jahr verdient, der kann und muss einen relevant höheren Beitrag leisten“, erklĂ€rte die SPD-Chefin. Der Spitzensteuersatz werde aktuell schon fĂŒr Jahreseinkommen ĂŒber 59.000 Euro fĂ€llig. „Er könnte durchaus spĂ€ter greifen, wenn zur Gegenfinanzierung die wirklichen Hochverdiener krĂ€ftiger besteuert wĂŒrden“, so ihr konkreter Vorschlag. Sehr hohe Einkommen und sehr hohe Vermögen seien in den Krisenjahren zum Teil deutlich ĂŒberproportional gestiegen, wĂ€hrend andere am Rand ihrer Existenz standen.
Foto: Saskia Esken, MdB (c) Fabian Hensel Photography