Magdeburg. Sachsen-Anhalt stärkt das Hilfesystem für Frauen, die von Gewalt betroffen sind. „Jeden Tag erleben Frauen Gewalt von Männern. Das Recht auf Selbstbestimmung und Menschenwürde wird buchstäblich mit Füßen getreten. Um betroffene Frauen bestmöglich zu unterstützen und ihnen den Weg in ein gewaltfreies und selbstbestimmtes Leben aufzuzeigen, setzen wir auf ein gestärktes Hilfesystem“, sagt Gleichstellungsministerin Petra Grimm-Benne (Foto). Es sei gelungen, die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel um über eine Millionen Euro, auf 5,17 Millionen Euro zu erhöhen, so Grimm-Benne. „Mit der besseren Finanzierung erfüllen wir mehr als einen bloßen Auftrag aus dem Koalitionsvertrag. Vielmehr setzen wir ein deutliches Signal der Solidarität mit betroffenen Frauen. Es braucht verlässliche Unterstützung für Frauen und Mädchen, die von häuslicher und sexualisierter Gewalt betroffen sind.“
Die zusätzlichen Mittel werden insbesondere für eine angemessene, tarifgerechte Bezahlung der Mitarbeiterinnen in den Frauenhäusern und Frauenzentren eingesetzt. Frauenhäuser mit mindestens acht Plätzen erhalten zudem eine halbe Personalstelle zusätzlich. Gleichzeitig wurde die personelle Ausstattung gestärkt: In der Fachstelle VERA gegen Menschenhandel und Zwangsverheiratung, in der Beratungsstelle für Opfer sexualisierter Gewalt, im Modellprojekt „Mobiles Team“ zur Unterstützung der Frauenhäuser, in den Interventionsstellen und der LIKO als Landeskoordinierung der zivilgesellschaftlichen Akteurinnen des Hilfesystems. Zudem werden die Mittel für Dolmetscherleistungen auf das gesamte Hilfesystem ausgeweitet sowie die Schutzeinrichtung für betroffene Frauen von Frauenhandel, Zwangsprostitution und Gewalt im Namen der Ehre mit erhöhtem Sicherheitskonzept und fachspezifischer Betreuung (RAJA) ausgebaut.
In den nächsten Wochen werden Ministerin Grimm-Benne und Staatssekretärin Möbbeck Zuwendungsbescheide an das Mobile Team zur Unterstützung der Frauenhäuser, VERA – Fachstelle gegen Zwangsverheiratung und ehrbezogene Gewalt und LIKO – Landesintervention und Koordination bei häuslicher Gewalt und Stalking überreichen. Zu diesen Terminen sind Medienvertreter:innen herzlich eingeladen. Den ersten Zuwendungsbescheid in Höhe von 268.500 Euro wird Gleichstellungsministerin Grimm-Benne zur Unterstützung der Mobilen Teams in den Frauenhäusern
am 25. August 2022, 15 Uhr,
in der Leibnizstraße 4, 39104 Magdeburg
überreichen.
Das Mobile Team, die durch die Diakonie Jerichower Land – Magdeburg gGmbH getragen wird, unterstützen in den 19 Frauenhäusern im Land Sachsen-Anhalt mit psychologischen Beratungsgesprächen für Frauen und deren Kinder. Dieser Projektansatz ist bundesweit einmalig.
„Das Besondere unserer Arbeit ist, dass wir schnelle, unbürokratische psychologische Gespräche in den Frauenhäusern vor Ort anbieten und diese an den individuellen Bedarfen der Frauen und Kinder anpassen“, so eine Mitarbeiterin des Mobilen Teams. Bei Bedarf kommen Sprachmittlerinnen zum Einsatz. Innerhalb von zwei Wochen sind die Psychologinnen für ein Erstgespräch vor Ort. „Die betroffenen Frauen und Kinder haben schreckliche Erfahrungen gemacht. Sie benötigen daher eine schnelle psychologische Stabilisierung, die wir in den Frauenhäusern anbieten können.“ Auch den Frauenhausmitarbeiterinnen stehen die Psychologinnen mit fachlichem Rat beispielsweise bei Fragen zum Umgang mit psychisch erkrankten Frauen und Kindern zur Verfügung.
„Durch die Zusammenarbeit der Frauenhäuser und den Psychologinnen des Mobilen Teams konnten wir uns zu einem umfassenden Hilfenetz unterschiedlicher Kompetenzen entwickeln und bauen diese stetig aus. Die psychologischen Gespräche verbessern die psychische und physische Genesung der Frauen und Kinder“, berichtet eine Mitarbeiterin des Frauenhauses in Burg im Vorfeld des Termins. „Die Psychologinnen des Mobilen Teams sind von Anfang an eine große qualitative Bereicherung für unsere Arbeit. Wir können uns unsere Arbeit ohne das Mobile Team nicht mehr vorstellen“, fasst eine Vertreterin des Wolmirstedter Frauenhauses zusammen.
Foto (c) BD-LPSA