SIDO hat ein neues Album gemacht. „PAUL“ heißt es. Es kommt im Dezember (9.12.22) und ist das wohl ehrlichste seiner an ehrlichen Momenten gewiss nicht armen Ausnahmekarriere. Den Ton setzt die erste Single.
„Versager“ ist ein Song über Väter, die nie da waren – und den Schmerz, der einfach nicht weggehen will.
„Andere Papas ham‘ was auf dem Kasten gehabt / Meiner hat nicht mal Zeit zum Basteln gehabt / Der eine Papa reich, der andere Papa im Knast – krass / Mein Papa war Papperlapapp – Fakt.“
SIDO hat in seinen 20 Jahren als Musiker alles erreicht, was man in diesem Land erreichen kann, mehr noch als das. #1-Hits, Platinalben, Preise, Millionen, Ikonenstatus. Vor allem ist er relevant geblieben, bis ins Streamingzeitalter hinein. Weil er diese Superkraft besitzt: in der eigenen Biografie Lieder zu finden, die Millionen von Menschen berühren, als wäre es ihr eigenes Leben, über das da gesungen wird. Das Echte, das uns der HipHop lehrt.
Und die Emotionen, die nur ganz große Popsongs auslösen können. „Versager“ ist so einer, mit einer kongenialen Hook von Yanek (der auch entscheidend an der Produktion beteiligt war): eingängig, berührend, auf eine unprätentiöse Weise zeitlos.
SIDO spricht auf „Versager“ über die Narben einer Kindheit, über das Alleinsein, über das Gefühl, im Stich gelassen zu werden. In den einsamen Stunden zwischen Superstarsein und Schlafengehen übermannt ihn dieses Gefühl noch immer, auch als 41-jährigen Familienvater, der längst seinen eigenen Weg gefunden hat – und der doch nie ganz loskommen wird von seinem unsichtbaren Erbe. Blut ist bekanntlich dicker als Wasser. Und deswegen schmerzt es umso mehr, wenn die Gewissheit in der Blutbahn pocht, dass man sich manche Verbindungen nicht aussuchen kann.
Musikalisch schwebt der Song zwischen Synthpop, Kopfnick-Tempo und dieser leisen Late-Night-Melancholie der Post-Drake-Ära. Auch in dieser Hinsicht steht „Versager“ stellvertretend für das kommende Album. Dunkle Themen und nice Melodien. Der Sound von jetzt und Lieder, die immer funktionieren werden.
Foto (c) Universal Music