Sachsen-Anhalt verstärkt den Schutz vor einem Jahrhunderthochwasser an der Mulde: Im Landkreis Anhalt-Bitterfeld haben Umweltminister Prof. Dr. Armin Willingmann und der Direktor des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW), Burkhard Henning, heute gemeinsam mit regionalen Partnern das neue Schöpfwerk zwischen Jeßnitz und Wolfen offiziell eingeweiht. Es verhindert, dass bei einem Muldehochwasser das Wasser unkontrolliert in die einmündende Fuhne und den Schachtgraben fließt und so das Hinterland überflutet. Gleichzeitig können die Pumpen mit einer Leistung von gut 3.800 Litern je Sekunde im Hochwasserfall auch die Entwässerung des Binnenlandes in die Mulde sichern.
Zusammen mit dem bereits 2017 fertiggestellten, rund 5,1 Kilometer langen Deich Jeßnitz-West werden so u.a. Bitterfeld-Wolfen und der dortige Chemiepark sowie Raguhn-Jeßnitz geschützt. In Summe wurden rund 20,1 Millionen Euro zur weiteren Verbesserung des Hochwasserschutzes investiert, davon allein 9,1 Millionen Euro für das neue Schöpfwerk.
Willingmann sagte: „Die extremen Hochwasser in den Jahren 2002 und 2013 haben auch in der Muldeaue zu massiven Schäden geführt. Die Menschen in und um Bitterfeld-Wolfen sowie Raguhn-Jeßnitz waren damals besonders stark betroffen. Deshalb freue ich mich, dass wir die neue Hochwasserschutzanlage heute offiziell einweihen können. Damit geben wir den Menschen in der Region und dem für Sachsen-Anhalt so wichtigen Chemiepark Bitterfeld-Wolfen ein höchstmögliches Maß an Sicherheit bei einem erneuten Extremhochwasser in den Dimensionen von 2002 oder 2013.“
LHW-Direktor Henning ergänzte: „Eine weitere Verbesserung der Hochwassersituation an der Mulde wird sich mit der Fertigstellung der Flutpolder Löbnitz in Sachsen und Rösa in Sachsen-Anhalt einstellen.“
Die komplizierten Planungen für die Hochwasserschutzanlage Jeßnitz-West begannen 2005 und mündeten Mitte 2013 in einem Planfeststellungsbeschluss. Kurz vor dem geplanten Baubeginn gab es in der Region erneut ein extremes Hochwasser. 2014 begannen dann die Bauarbeiten; drei Jahre später wurde der jetzt DIN-gerechte Deich Jeßnitz-West termingerecht fertiggestellt. Stark verzögert hat sich dagegen der Bau des dazugehörigen Schöpfwerkes mit den beiden Sielen für Fuhne und Schachtgraben. Grund dafür waren aufgefundene Altlasten im Bereich des Schachtgrabens als Hinterlassenschaft der mehr als 100-jährigen Chemieproduktion in der Region. In der Folge mussten diese Altlasten kostenintensiv entsorgt sowie Teile des Schöpfwerkes umgeplant werden. Hinzu kamen zusätzliche Schutzmaßnahmen für Arbeitskräfte und Umwelt.
Foto (c) Jens Schlüter