Magdeburg/ST. Vor allem im SĂŒden Sachsen-Anhalts sind ZugausfĂ€lle weiterhin unvermeidlich. Grund dafĂŒr ist Personalmangel auf den Stellwerken der Deutsche Bahn AG. Laut BetriebsrĂ€ten der DB Netz AG in Sachsen-Anhalt sei ein durchgĂ€ngiger Bahnbetrieb teilweise nicht mehr möglich. Betroffen seien vor allem die Strecken im Landkreis Mansfeld-SĂŒdharz, aber die Probleme ziehen sich bis ins benachbarte ThĂŒringen.
Die spĂŒrbaren Folgen sind ZugausfĂ€lle wegen nicht kompensierbarer Personalunterdeckung aufgrund angehĂ€ufter Ăberstunden und erhöhten KrankenstĂ€nden. Dabei betreffen die Streckensperrungen nicht nur Unternehmen der Deutschen Bahn, sondern insbesondere im Mansfelder Land das ohnehin gebeutelte Eisenbahnunternehmen Abellio.
Dazu erklÀrt Janina Pfeiffer, Landesvorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) in Sachsen-Anhalt:
âZuerst einmal bedauert die EVG die anhaltenden Betriebsunterbrechungen einzelner Schienenstrecken. Besonders betroffen ist das sĂŒdliche Sachsen-Anhalt. ZugausfĂ€lle sind leider weiterhin unvermeidlich. Wir Gewerkschaften beklagen die jahrzehntelange falsche Personalpolitik des Unternehmens. Die aktuelle Situation ist schrecklich und am meisten leiden die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner selbst an den ZugausfĂ€llen und Streckensperrungen. WĂ€hrend der Pandemie, wĂ€hrend der 9-Euro-Tickets und quasi immer â halten wir Eisenbahnerinnen und Eisenbahner das Rad am Laufen. Doch nun wir erstmals haben einen Punkt erreicht â an dem es nicht mehr geht. Unsere Kolleginnen und Kollegen haben die Grenzen der Belastbarkeit ĂŒberschritten. Störungen und AusfĂ€lle im Bahnbetrieb sind unvermeidlich. Nicht besetzte Stellwerke aufgrund von Krankheit sind ein echter Skandal, allerdings ein hausgemachter.â
FĂŒr EVG-Landeschefin Janine Pfeiffer war diese Misere weitgehend zu erwarten:
„Jetzt rĂ€cht sich die falsche Personalpolitik der DB AG sowie die der NE-Bahnen. Jahrzehntelang orientierte man sich ausschlieĂlich auf Personalabbau. Die Gewerkschaften und BetriebsrĂ€te haben immer davor gewarnt und frĂŒhzeitig auf die Probleme hingewiesen, ohne dass man auf uns gehört hat. Der Ausfall technischer RationalisierungsmaĂnahmen gab den TodesstoĂ zur Sicherstellung des Betriebsablaufes. ZwangslĂ€ufig verhindert dieser Mangel den Betrieb, indem es das Umsteuern von Personalen unmöglich macht und Bedarfsunterdeckung bringt.
Alle umfangreichen BemĂŒhungen fĂŒr mehr Personal greifen ins Leer und bringen keine Entlastung. Seit Monaten schruppen wir Eisenbahnerinnen und Eisenbahner Ăberstunden und Sonderschichten, verzichten alle auf Urlaub und arbeiten an freien Tagen. Wir vernachlĂ€ssigen unsere Gesundheit und opfern Familienzeit. Die 9-Euro-Tickets bestĂ€tigten bundesweit die völlig verfehlte Bahnpolitik ĂŒber Jahrzehnte. Jetzt wird deutlich â wo wir stehen und dass es so nicht weiter gehen kann.â
Anne Jacobs
Pressesprecherin der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG)