BKA-VizeprÀsidentin Martina Link und Bundesdrogenbeauftragter Burkhard Blienert berichten zur Rauschgiftlage
Wiesbaden (ots) – In der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) wurden im vergangenen Jahr rund 361.000 Rauschgiftdelikte registriert. Damit ging die Gesamtzahl der Delikte um 1,3 Prozent leicht zurĂŒck. Allerdings stieg die Zahl der Rauschgift-Handelsdelikte um 2,9 Prozent auf 55.941 FĂ€lle. Das geht aus dem „Bundeslagebild RauschgiftkriminalitĂ€t 2021“ hervor, das heute vom Bundeskriminalamt (BKA) und dem Beauftragten der Bundesregierung fĂŒr Sucht und Drogenfragen vorgestellt wurde.
Der GroĂteil des durch Polizei- und Zollbehörden sichergestellten Rauschgifts wird ĂŒber den Land- und den Seeweg nach Deutschland geschmuggelt. Als Vertriebsweg hat sich das Internet weiter etabliert. Dabei ist das Darknet eine Bezugsquelle, aber auch Messenger-Dienste oder Social-Media-Seiten werden fĂŒr den Handel mit Drogen genutzt. Gehandelt wird schwerpunktmĂ€Ăig mit Cannabis und Neuen Psychoaktiven Stoffen (z.B. synthetische Cannabinoide): Der Anteil der Cannabis-Handelsdelikte an allen Rauschgift-Handelsdelikten entsprach im vergangenen Jahr 59,1 Prozent (33.060 FĂ€lle, 3,4 Prozent mehr als im Vorjahr).
Im Jahr 2021 wurden insgesamt 280.840 TatverdĂ€chtige im Zusammenhang mit Rauschgiftdelikten registriert, was einem RĂŒckgang von 1,4 Prozent entspricht (2020: 284.723). Darunter waren 47.784 TatverdĂ€chtige, die im Zusammenhang mit Rauschgift-Handelsdelikten ermittelt wurden (2020: 48.273; -1 Prozent).
Bei der Sicherstellung von Drogen ist insbesondere bei Kokain und Methamphetamin feststellbar, dass die Mengen steigen. So hat sich die Menge des sichergestellten Kokains im Berichtsjahr 2021 mit mindestens 23 Tonnen mehr als verdoppelt (2020: mindestens 11 Tonnen). Bei Methamphetamin stieg die sichergestellte Menge ĂŒber alle Erscheinungsformen hinweg, also pulverförmig, kristallin und flĂŒssig, um 25 Prozent auf mindestens 363,1 Kilogramm (2020: 290,5 kg).
Wie gefÀhrlich der Konsum von Drogen ist, zeigt die Zahl der TodesfÀlle: 1.826 Menschen starben im vergangenen Jahr an den Folgen ihrer Drogensucht, eine Zunahme um 15,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (1.581 TodesfÀlle). Die hÀufigsten Todesursachen waren der Konsum von Heroin und Opiat-Substitutionsmitteln.
Die BekĂ€mpfung des organisierten Rauschgifthandels ist eine Kernaufgabe des Bundeskriminalamts. Durch die Erkenntnisse, die auf der Auswertung von Daten der Krypto-Kommunikationsanbieter „EncroChat“, „Sky-ECC“ und „ANOM“ beruhen, hat diese eine neue Dimension erreicht. Auf der Basis dieser Daten wurden in Deutschland seit MĂ€rz 2020 bis heute etwa 4.000 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Bei den polizeilichen MaĂnahmen, die in diesem Zusammenhang durchgefĂŒhrt wurden, konnten unter anderem nahezu 40 Tonnen Rauschgift (inkl. Grundstoffe) sichergestellt werden. Das BKA hat, um die notwendigen Analysen und die FĂ€lle fĂŒr die Bearbeitung in den BundeslĂ€ndern aufzubereiten, eine besondere Aufbauorganisation (BAO) gegrĂŒndet.
Zwei weitere wichtige SchlÀge gegen die Organisierte RauschgiftkriminalitÀt gelangen dem BKA im August 2022: Im Rahmen zweier Verfahren konnten 700 Kilogramm Heroin und 2,3 Tonnen Kokain sichergestellt sowie mehrere Beschuldigte festgenommen werden.
Martina Link, BKA-Vize-PrÀsidentin:
„Drogenhandel und der Schmuggel von Rauschgift sind HauptbetĂ€tigungsfelder und wesentliche Einnahmequellen der Organisierten KriminalitĂ€t in Deutschland. Es ist ein GeschĂ€ft, mit dem Millionen verdient werden – ĂŒber alle Drogenarten hinweg. Das haben nicht zuletzt die Erkenntnisse aus den Auswertungen von Daten der Krypto-Kommunikationsanbieter „EncroChat“, „Sky-ECC“ und „ANOM“ sowie zwei GroĂsicherstellungen von Kokain und Heroin im SpĂ€tsommer dieses Jahres gezeigt. Die Organisierte KriminalitĂ€t bedroht und untergrĂ€bt unsere Gesellschaft. Das Bundeskriminalamt hat daraus Konsequenzen gezogen: Wir werden unsere KapazitĂ€ten im Bereich RauschgiftkriminalitĂ€t weiter stĂ€rken und die GeldwĂ€schebekĂ€mpfung sowie die Vermögensabschöpfung intensivieren, um den Kriminellen ihre Einnahmen zu entziehen.“
Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung fĂŒr Sucht und Drogenfragen: „Die aktuellen Zahlen verdeutlichen: Wir mĂŒssen sowohl bei der strafrechtlichen Verfolgung von professionell agierenden Drogenkriminellen als auch bei PrĂ€vention und Suchthilfe schneller, konsequenter und besser werden. Wir mĂŒssen mehr tun, damit Menschen gar nicht erst zu gefĂ€hrlichen Drogen greifen, oder, wenn sie es doch tun, davon wieder loskommen. Deswegen brauchen wir in Deutschland eine wirklich flĂ€chendeckende SuchtprĂ€vention, die hĂ€lt, was sie verspricht. Und wir brauchen flĂ€chendeckende und ausreichend finanzierte Beratungsangebote. AuĂerdem wichtig: Bitte bei Drogenkonsum statt ideologischer Debatten ganz pragmatisch helfen – vom Drogenkonsumraum bis Substitution, von Drug Checking bis zur SchlafstĂ€tte fĂŒr obdachlose AbhĂ€ngige: All das hilft am Ende gegen Drogenkonsum, weil es der erste Schritt in den Ausstieg sein kann.“
Foto: Vom BKA sichergestelltes Kokain. (c) BKA