Hamburg (ots) – Bundeskanzler Olaf Scholz hat Irina Scherbakowa, Mitbegründerin der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial, bei der Marion-Dönhoff-Preisverleihung als „Seelenverwandte und Mitstreiterin in unserem gemeinsamen Kampf für eine friedliche, freiheitliche und demokratische Zukunft Europas“ gewürdigt. „Die Ukraine darf und wird diesen Krieg nicht verlieren“, so Scholz. Er sei sehr froh, dass auch Irina Scherbakowa als Russin diese eindeutige Haltung zugunsten der Ukraine glasklar unterstütze. Es sei wichtig, „dass wir in diesen Zeiten diejenigen Russinnen und Russen unterstützen, die für dieses andere, bessere, hellere Russland einstehen.“
Irina Scherbakowa betonte in ihrer Dankesrede die Rolle der Frauen in Widerstand und Opposition: „Frauen, die sich nicht fügen und sich nicht anpassen wollen, Frauen, die eine ungeheure Lebenskraft besitzen. Es ist bezeichnend, dass man solche Frauen immer wieder als schwierig empfindet, eben weil sie den anderen Apathie und Konformismus schwierig machen. Ein Musterbeispiel so einer fabelhaft schwierigen Frau war Gräfin von Dönhoff.“ Ihren besonderen Respekt sprach sie dabei unter anderem der tschetschenischen Menschenrechtlerin und Memorial-Kollegin Natalja Estemirowa und der belarussischen Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa aus.
Die Hilfsorganisation Tafel Deutschland e.V. wurde mit dem Förderpreis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank, die der Tafel größte Anerkennung für ihre Leistungen aussprach, jedoch auch zugab, es sei vor allem „die Verantwortung der Politik, die Auswirkungen der vielen Krisen auf die Bevölkerung zu verhindern“ und „für mehr soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit zu sorgen“.
In diesem Jahr vergeben die ZEIT, die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius sowie die Marion Dönhoff Stiftung den Preis zum 20. Mal. Die Verleihung fand am 4. Dezember im Deutschen Schauspielhaus Hamburg statt. Irina Scherbakowa, Mitbegründerin der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial, erhielt den Hauptpreis. Die Hilfsorganisation Tafel Deutschland e.V. wurde mit dem Förderpreis ausgezeichnet. Hauptpreis und Förderpreis sind mit jeweils 20.000 Euro dotiert.
Die Preisträger wurden von einer Jury ausgewählt, der Friedrich Dönhoff, Norbert Frei, Astrid Frohloff, Maja Göpel, Manfred Lahnstein, Matthias Naß, Janusz Reiter und Anne Will angehören. Zahlreiche Leserinnen und Leser sind dem Aufruf der ZEIT gefolgt und haben verschiedene Personen und Organisationen vorgeschlagen, die sich im Sinne Marion Dönhoffs für internationale Verständigung und Versöhnung engagieren.
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